Der Triumph des 19. Jahrhunderts
Neu-Seeländer ihre kostbarsten Geräthe herstellen, während die Südinsel eben diesen, dagegen keine Schweine liefert.
Zwei Eingeborne, welche trotz allen Abredens an Bord zu bleiben wünschten, wurden doch recht trübe gestimmt, als sie am Horizont die Küsten ihres heimatlichen Districts verschwinden sahen. Sie bedauerten jetzt, freilich zu spät, die Kühnheit, diese Reise gewagt zu haben. Das Wort Kühnheit sagt hier in der That nicht zu viel, denn sie fragten die Franzosen wiederholt, wann sie nun von diesen verzehrt werden würden, und erst nach Verlauf mehrerer Tage beruhigte sie nach dieser Seite die freundliche Behandlung durch die Fremden.
D’Urville segelte immer längs der Küste weiter. Die Caps Turn-again und Cook’s Kidnappers wurden umschifft und die Unfruchtbare Insel mit ihrem Ipah kam in Sicht.
In Cook’s Bai von Tologa brachten Eingeborne nach der Korvette Schweine und Kartoffeln, welche sie gegen ziemlich werthlose Gegenstände vertauschten. Als sich auch noch andere Piroguen zeigten, suchten die an Bord befindlichen Neu-Seeländer den Kapitän zu bestimmen, auf dieselben Feuer geben und ihre Landsleute tödten zu lassen. Als jene aber an Bord kamen, gingen sie ihnen entgegen und begrüßten sie auf’s Freundschaftlichste. Dieses sonderbare Benehmen erklärt sich durch das gegenseitige Mißtrauen und die rege Eifersucht der Landesbewohner. Sie wollten nur allein die von dem Besuche der Fremdlinge erhofften Vortheile genießen und schienen ganz verzweifelt, auch ihre Nachbarn daran theilnehmen zu sehen.« Daß diese Erklärung die richtige war, sollten weitere Erfahrungen bestätigen.
Auf der »Astrolabe« verweilte eben eine Anzahl Neu-Seeländer, darunter ein gewisser Shaki, den sein hoher Wuchs, die kunstreichere Tätowirung, das stolze Auftreten und die Unterwürfigkeit, mit der seine Landsleute sich an ihn wendeten, bald als Häuptling erkennen ließen. Als diese nun eine nur mit sieben bis acht Mann besetzte Pirogue an die Korvette heranrudern sahen, verlangten Shaki und die Anderen dringend von d’Urville, die Ankömmlinge niederschießen zu lassen; sie baten sich sogar Gewehre aus, um das selbst auszuführen. Die neu Angelangten waren aber kaum an Bord gestiegen, als alle daselbst Anwesenden sie mit größter Zuvorkommenheit begrüßten, und selbst Shaki, der vorher am heftigsten gegen jene eiferte, einen anderen Ton anschlug und ihnen ein paar Beile anbieten ließ, die er selbst erst erhandelt hatte.
Diese Häuptlinge von wildem, kriegerischem Aussehen und über und über tätowirtem Gesichte befanden sich kaum einige Minuten auf dem Schiffe, und d’Urville schickte sich eben an, mit Hilfe eines von Missionären veröffentlichten Wörterbuches einige Fragen an sie zu richten, als dieselben das Verdeck plötzlich verließen, in ihre Piroguen sprangen und so schnell als möglich das Weite zu gewinnen suchten. Um sich ihrer zu entledigen, hatten ihre Landsleute denselben nämlich vorgelogen, daß sie auf der »Astrolabe« nicht sicher seien und die Franzosen die Absicht hätten, sie zu ermorden.
In der Bai von Tologa, deren ursprünglicher Name Houa-Houa lautet, verschaffte sich d’Urville die erste Kenntniß von dem »Kiwi«, und zwar durch eine, mit Federn dieses Vogels geschmückte Matte, ein Prachtstück der Eingebornen. Der an Größe etwa einem kleineren Truthahn gleich kommende Vogel soll, wie der Strauß, nicht eigentlich fliegen können. Man stellt demselben des Nachts mit Fackeln und Hunden nach.
Es ist das derselbe Vogel, der auch den Namen »Apteryx« erhalten hat. Was d’Urville von den Eingebornen über ihn hörte, erwies sich als ziemlich zutreffend. Der Apteryx von der Größe eines Hahnes und bräunlichem Gefieder steht dem Strauße nahe; er bewohnt dunkle, feuchte Waldungen und zieht nur des Abends nach Nahrung aus. Da ihm die Eingebornen schonungslos nachstellen, war diese merkwürdige Vogelart schon damals sehr vermindert und ist heute ungemein selten geworden.
D’Urville setzte die hydrographische Untersuchung der Küsten der Nordinsel Neu-Seelands weiter fort und traf täglich mit Eingebornen zusammen, die ihm Kartoffeln und Schweine brachten.
Nach Aussage der Eingebornen lagen die verschiedenen Stämme fortwährend mit einander im Kriege, und das soll der eigentliche Grund der Abnahme der Bevölkerung sein. Die Leute verlangten immer Gewehre, begnügten sich zuletzt aber mit Pulver, das man ihnen im Austausch gegen ihre Waaren überließ.
Am 10.
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