Der Triumph des 19. Jahrhunderts
Anblicke der Westküste Neu-Britanniens. Ein gesunder Strand, ein amphitheatralisch aufsteigender Boden, Wälder mit dunklem Laubwerk oder üppige Wiesen und die beiden Spitzen des Glocester-Berges verleihen diesem Theile der Küste eine reiche Abwechslung, welche die Bogenlinien der Insel Rook noch vermehren.
Bei der Ausfahrt aus dem Canal erscheinen in all’ ihrem Glanze die Berge von Neu-Guinea; bald sieht man sie einen Halbkreis bilden und eine Bucht umschließen, welche den Namen Golf der Astrolabe erhielt. Nach und nach lief man die Schouten-Inseln, die Bucht des Ueberfalls, wo d’Urville einen Angriff der Eingebornen zurückweisen mußte, die Humboldt-und Geelwinck-Bai, die Inseln der Verräther, Tobie und Mysory und die Arsak-Berge entweder an oder kam an denselben vorüber, und die »Astrolabe« ankerte endlich im Hafen Doreï, wo sie ihre Untersuchungen mit denen der»Coquille« verknüpfen wollte.
Hier entwickelten sich bald recht freundliche Beziehungen zu den Papuas, welche eine Menge Paradiesvögel, aber nur wenig Nahrungsmittel an Bord brachten. Von Natur sanft und furchtsam, wagten sich die Eingebornen nur ungern in die Wälder, wo sie von Arsakis, den Bewohnern der Berge und ihren geschwornen Feinden, öfters überfallen worden waren. Ein mit Herbeischaffung von Wasser beschäftigter Matrose wurde von dem Pfeile eines dieser Wilden verwundet, den man für den hinterlistigen, gänzlich unmotivirten Angriff nicht einmal bestrafen konnte.
Hier ist der Boden überall so reich, daß man denselben nur zu wenden und das Unkraut zu entfernen brauchte, um die reichlichsten Ernten zu gewinnen; die Papuas sind aber so träge und verstehen vom Landbau so blutwenig, daß die Nährpflanzen meist unter Schmarotzern ersticken.
Die Einwohner sind ihrem Ursprunge nach sehr gemischt. D’Urville theilt sie in drei verschiedene Unterarten; die Papuas, die Mestizen, welche mehr oder weniger zur malayischen oder polynesischen Race gehören, und die Harfours oder Alfurus, die an den gewöhnlichen Typus der Australneger, der NeuCaledonier und überhaupt der Oceanier schwarzer Race erinnern. Letztere sind die wirklichen Ureinwohner des Landes.
Am 6. September lief die »Astrolabe« nach einem ziemlich uninteressanten Aufenthalte, während dem sich d’Urville nur wenig naturhistorische Gegenstände, außer etwa einige Mollusken, und auch keine verläßlichen Nachrichten über die Sitten, die Religion und die verschiedenen Racen Neu-Guineas verschaffen konnte, wieder aus und steuerte nach Amboine, wo sie am 24. September ohne Unfall eintraf. Obwohl der Gouverneur Merkus auf einer Rundreise begriffen war, fand der Commandant in diesem Hafen doch nicht minder Alles, was er brauchte. Er wurde von den Behörden und Einwohnern auf die freundschaftlichste Weise aufgenommen, und diese ließen es sich angelegen sein, den Franzosen die Strapazen der langen gefährlichen Fahrt möglichst vergessen zu machen.
Von Amboine wandte sich d’Urville nach Tasmanien und Hobart-Town, ein Ort, den seit Baudin kein französisches Schiff berührt hatte; hier traf er am 17. December 1827 ein. Fünfunddreißig Jahre vorher hatte d’Entrecasteaux an dieser Stelle nur wenige elende Wilde angetroffen, und zehn Jahre später fand Baudin überhaupt gar Niemand mehr vor.
Das erste, was d’Urville bei der Einfahrt in den Dervent-Fluß, noch bevor er bei Hobart-Town vor Anker ging, hörte, war, daß der englische Kapitän Dillon aus Tukopia bestimmte Nachrichten über den Schiffbruch La Pérouse’s bei Vanikoro mitbrachte; er besaß sogar einen Säbelkorb, in dem er den Rest einer Waffe des Seefahrers vermuthete. In Calcutta angelangt, wo Dillon dem Statthalter von seiner Entdeckung Mittheilung machte, hatte dieser ihn sofort nach jener Stelle zurückgesandt, um die Schiffbrüchigen, welche etwa noch existiren könnten, und Alles, was von dem Schiffe übrig wäre, aufzunehmen.
Man kann sich leicht vorstellen, mit welchem Interesse d’Urville diese Neuigkeiten hörte, da gerade er besondere Instructionen erhalten hatte, alle Nachweise zu sammeln, die über das Schicksal des unglücklichen Seefahrers weiteres Licht verbreiten könnten, vorzüglich nachdem er in Namouka unwiderlegliche Beweise von dem Aufenthalte La Pérouse’s auf dem Archipel der Freunde erlangt hatte.
In der englischen Kolonie waren zwar die Ansichten, inwieweit man der Erzählung des Kapitän Dillon trauen dürfe, getheilt, der Bericht aber, den jener Officier dem
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