Der Triumph des 19. Jahrhunderts
klar zutage.
An dieser Stelle endigte übrigens die sehr umfassende hydrographische Aufnahme der Ostküste Neu-Seelands. Seit Cook’s Zeit war keine so sorgfältige, mit so vielen Gefahren verknüpfte und eine so lange Küstenstrecke einschließende Untersuchung dieses Landes ausgeführt worden. D’Urville leistete mit dieser höchst gewissenhaften Arbeit der geographischen Wissenschaft wie der Schifffahrt einen sehr dankenswerthen Dienst. Er hatte unter plötzlichen und heftigen Stürmen ganz außergewöhnliche Eigenschaften entwickelt, ohne hier seiner vielfachen Strapazen und stets bewährten Opferwilligkeit zu erwähnen; dennoch ließ man ihn nach der Heimkehr nach Frankreich sehr unbeachtet oder übertrug ihm doch nur Aufgaben, die ihm keine Gelegenheit boten, sich auszuzeichnen, und denen jeder andere Kapitän ebenso gut gewachsen gewesen wäre.
Als d’Urville am 18. März 1827 Neu-Seeland verließ, steuerte er nach Tonga Tabu. Er bekam zunächst die Inseln Curtis, Macauley und Sunday zu Gesicht, suchte vergeblich die Insel Vasquez de Maurelle und gelangte am 16. April nach Namouka. Zwei Tage später sah er Eoa; bevor er jedoch Tonga Tabu erreichte, mußte er noch ein entsetzliches Unwetter erleben, das die »Astrolabe« dem Untergange nahe brachte. Einige, seit langen Jahren auf Tonga Tabu ansäßige Europäer theilten dem Commandanten alles Wissenswerthe bezüglich der Eingebornen mit. Drei Häuptlinge oder »Eguis« theilten sich hier in die Herrschaft, während der Oberpriester oder »Touïtonga«, der ein weitreichendes Ansehen genossen hatte, eben verbannt war.
Auf Tonga hatte sich eine wesleyanische Mission angesiedelt; man ersah aber aus Allem, daß diese Methodisten-Prediger keinen Einfluß auf die Eingebornen zu gewinnen vermochten; die wenigen Bekehrten wurden auch wegen ihrer Apostasie allgemein verachtet.
Als die »Astrolabe« vor Anker ging, nachdem sie glücklich allen Gefahren durch widrige Winde, Strömungen und Klippen entronnen, wurde sie sofort mit einer unglaublichen Menge von Früchten, eßbaren Wurzeln, Schweinen und Geflügel überschüttet welche die Eingebornen fast gegen nichts vertauschten. D’Urville kaufte für die heimischen Museen auch gleichzeitig Waffen und mancherlei Erzeugnisse der Industrie dieser Wilden ein, z. B. Mordkeulen, meist aus Casuarinaholz und prächtig geschnitzt oder mit Perlmutter oder schwarzen Fischbein kunstvoll ausgelegt.
Die Gewohnheit, sich ein oder zwei Fingerglieder als Sühnopfer für die Gottheit in schweren Krankheitsfällen abzuschneiden, bestand noch immer fort.
Seit dem 28. April hatten sich die Eingebornen stets sehr friedlich benommen, so daß es zu keinerlei Streitigkeiten kam, als d’Urville am 9. Mai mit fast allen Officieren einen Besuch bei dem hervorragendsten Häuptlinge, Namens Palou, abstattete. Dieser empfing sie ganz außergewöhnlich scheu und zurückhaltend, und wenig übereinstimmend mit den lärmenden und enthusiastischen Kundgebungen der früheren Tage. Das Benehmen der Insulaner rief auch das Mißtrauen des Befehlshabers wach, der, im Hinblick auf die geringe Zahl seiner auf der »Astrolabe« zurückgebliebenen Leute, eine lebhafte Besorgniß nicht unterdrücken konnte. Es war in seiner Abwesenheit jedoch nichts vorgekommen. Aber nur an der Aengstlichkeit Palou’s scheiterte damals ein Complot, das auf nichts Geringeres abzielte, als auf die Gefangennahme des ganzen Stabes; mit der Mannschaft wäre man dann leicht genug fertig geworden, da ein Theil derselben sich heimlich danach sehnte, das sorgenlose Leben dieser Wilden zu theilen.
Neu-Seeländer. (S. 370.)
So faßte der Commandant wenigstens die Sachlage auf. Die späteren Ereignisse sollten ihm hierin Recht geben.
Diese Befürchtung veranlaßte d’Urville, Tonga Tabu so schnell als möglich zu verlassen, und am 13. desselben Monats war Alles fertig, am folgenden Tage unter Segel zu gehen. Der Cadett Dudemaine ging eben noch auf der großen Insel spazieren, während der Cadett Faraguet mit neun Mann beschäftigt war, von dem Eilande Pangoï-Modou Wasser zu holen und die Fluth zu beobachten. Einer der Eguis, Tahosa, befand sich noch mit vielen Eingebornen auf der »Astrolabe«, als die Piroguen auf ein Zeichen des Häuptlings plötzlich abstießen und nach dem Lande ruderten. Man forschte noch nach den Ursachen dieser plötzlichen Flucht, als man auch schon bemerkte, wie die Matrosen auf Pangaï-Modou mit Gewalt fortgeschleppt wurden. D’Urville
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