Der Triumph des 19. Jahrhunderts
Bericht Dillon’s zu Ohren gekommen.
Aus Zufall oder vielleicht aus Furcht, daß ihm Jemand zuvorkommen könnte, hatte dieser Kapitän es versäumt, die Position Vanikoros und den Kurs anzugeben, auf dem er von Tukopia dahin gelangt war. D’Urville meinte, diese Insel müsse der Banks-oder der Santa Cruz-Gruppe angehören, welche beide noch kaum bekannt waren.
Bevor wir jedoch dem Befehlshaber weiter folgen, wollen wir mit ihm kurze Zeit in Hobart-Town verweilen, das seiner Ansicht nach schon ziemliche Bedeutung erlangt hatte.
»Die Häuser daselbst, sagt er, stehen meist weit von einander und haben außer dem Erdgeschoß gewöhnlich nur ein Stockwerk; ihre Sauberkeit und Regelmäßigkeit verleiht ihnen jedoch ein recht hübsches Aussehen. Die Straßen sind nicht gepflastert, und das Fortkommen ist in denselben deshalb manchmal beschwerlich, doch hat man in mehreren wenigstens Trottoirs angelegt; übrigens ist der in ihnen herrschende Staub für die Augen oft sehr lästig. Das Regierungsgebäude liegt an einer recht geeigneten Stelle am Strande der Bai. Dieser Ort dürfte binnen wenigen Jahren weitere Annehmlichkeiten bieten, wenn die rings um denselben angepflanzten Bäume zu voller Entwickelung gelangt sind, denn die einheimischen erscheinen nicht gerade sehr passend, um als Schmuck zu dienen.«
Die Zeit während dieses Aufenthaltes wurde dazu benützt, die Vorräthe an Lebensmitteln zu ergänzen, Anker und andere höchst nothwendige Sachen anzuschaffen, das Fahrzeug neu auszuwägern, und eine Menge unumgänglicher Reparaturen an der Takelage auszuführen.
Am 6. Januar 1828 lief die »Astrolabe« wieder aus, nahm am 20. die Insel Norfolk auf, sechs Tage später den kleinen Vulcan Mathew, Erronan am 28., am 8. Februar die kleine Insel Mitre, und kam am nächsten Tage in Sicht von Tukopia an. Es ist dieselbe eine kleine Insel von drei bis vier Meilen Umfang, mit einer von Pflanzenwuchs bedeckten ziemlich scharfen Bergspitze. Die Ostseite des Eilandes erscheint wegen der fortwährenden heftigen Brandung so gut wie unzugänglich. Die Ungeduld Aller wächst und übersteigt fast alle Grenzen, als man drei Boote heranrudern sieht, in deren einem sich ein Europäer befindet.
Es ist der Deutsche Bushart, wie er selbst erklärt, der Dillon nach Mallicolo begleitet hatte. Der letztere verweilte damals ziemlich einen Monat über an der Unglücksstelle, um alle Ueberreste von der Expedition zu sammeln, wie d’Urville schon in Hobart-Town erfuhr. Auf der Insel befand sich kein Franzose mehr, der letzte war vor einem Jahre gestorben. Bushart hatte zwar anfänglich zugesagt, d’Urville zu begleiten, trat später aber von seinem Versprechen zurück und weigerte sich, an Bord der »Astrolabe« zu bleiben.
Vanikoro ist von Riffen umgeben, durch welche man nicht ohne Gefahr endlich eine Einfahrt fand, die es der »Astrolabe« möglich machte, bei Oeil und an derselben Stelle vor Anker zu gehen, wo auch Dillon gelegen hatte. Die Stelle des Schiffbruches befand sich auf der anderen Seite der Insel.
Es war nicht leicht, von den habgierigen, mißtrauischen, unverschämten und perfiden Eingebornen Auskunft zu erhalten. Ein Greis gestand endlich ein, daß die auf den Strand von Vanou geworfenen Schiffbrüchigen mit Pfeilen empfangen worden wären; daraus entwickelte sich ein Kampf, bei welchem zahlreiche Einwohner den Tod fanden; die »Maras« seien alle getödtet und ihre Schädel in Vanou eingescharrt worden. Die übrigen Knochen hätten die Eingebornen zur Ausrüstung ihrer Pfeile verwendet.
Man entsendete nun ein Boot nach dem Dorfe Nama. Die Zusicherung eines Stückes rothen Tuches bestimmte die Eingebornen nach langem Zögern endlich, die Franzosen nach dem Orte des Schiffbruches zu geleiten. Etwa eine Meile vom Lande, nahe bei Païou und gegenüber Ambi, in einer Art Lücke zwischen den Rissen, gewahrte man da und dort Anker, Kanonenkugeln, Geschütze und andere Gegenstände, welche bei den Officieren der »Astrolabe« jeden etwa noch gehegten Zweifel beseitigten.
Für Alle lag es klar auf der Hand, daß das Schiff den Versuch gemacht hatte, durch eine enge Einfahrt zwischen den Rissen zu gelangen, wobei es aufgelaufen sein mußte, ohne wieder flott zu werden. Die Besatzung mochte sich nach Païou haben retten können, um dort ein kleineres Fahrzeug zu erbauen, während das andere Schiff, das weiter draußen strandete, mit Mann und Maus untergegangen war.
Der Häuptling Moembe hatte sagen hören, daß die Einwohner von
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