Der Triumph des 19. Jahrhunderts
Guaham, wandte sich hierauf nach den Malayen-Ländern, erreichte im October noch Batavia und kam von dort nach Howart-Town, von wo aus er am 1. Januar 1840 zu einer neuen Reise durch die antarktischen Gebiete aufbrach.
Zu jener Zeit kannte d’Urville weder die Fahrt Balleny’s, noch wußte er etwas von der Entdeckung des Sabrina-Landes. Seine Absicht ging nur dahin, südlich von Tasmanien hinabzusegeln, um zu sehen, unter welchem Breitengrade er auf das Eis treffen würde. Das Gebiet zwischen dem 120. und 160. Grad östlicher Länge war, so glaubte er, noch nicht erforscht worden. Hier meinte er also vielleicht eine neue Entdeckung machen zu können.
Ihre lothrechten Mauern übertrafen unsere Masten bei weitem an Höhe. (S. 434.)
Anfangs verlief diese Fahrt nur unter sehr mißlichen Umständen. Der Seegang war sehr stark, die Strömungen drängten ihn nach Osten, der Gesundheitszustand auf den Schiffen war keineswegs ein erwünschter, und kaum erreichte er den 58. Grad der Breite, als Alles auf die Nachbarschaft des Eises hindeutete.
Kapitän John Roß. (Facsimile. Alter Kupferstich.)
Die Kälte wurde ziemlich lebhaft; der Wind sprang nach Westnordwesten um und das Meer ward ruhiger, ein fast sicheres Vorzeichen von benachbarten Land-oder ausgedehnten Eismassen. Man neigte sich mehr der ersteren Annahme zu, denn die Eisinseln, denen man begegnete, erschienen umfänglicher, als sie im freien Meere zu entstehen pflegen. Am 18. Januar erreichte man den 64. Grad der Breite und begegnete bald ungeheueren Eisblöcken mit glatt abgeschnittenen Wänden, deren Höhe zwischen dreißig und vierzig Metern schwankte und deren Breite tausend Meter überstieg.
Am nächsten Tage, am 19. Januar 1840, kam ein neues Land in Sicht, das den Namen Adelen-Land erhielt. Die Sonne schien warm und alles Eis schien verschwinden zu sollen; zahlreiche Bäche rieselten von dem Gipfel der Eisberge herab und stürzten in glitzernden Wasserfällen in’s Meer. Der Anblick des Landes war sehr eintönig; es verlief, mit Schnee bedeckt, von Osten nach Westen und schien sich in sanftem Abhange nach dem Meere zu senken. Am 21. gestattete der Wind den beiden Schiffen, sich demselben zu nähern. Man fand da zahlreiche Spalten und Rinnen, welche durch das Schmelzwasser entstanden waren.
Je weiter man kam, desto gefährlicher wurde die Fahrt. Eisinseln bedeckten das Meer in solcher Menge, daß oft zwischen ihnen kaum ein hinreichender breiter Kanal übrig blieb, in dem sich die Corvette bewegen konnte.
»Ihre lothrechten Mauern übertrafen unsere Masten beiweitem an Höhe, sagt d’Urville; sie hingen zuweilen über unseren Schiffen, deren Dimensionen im Vergleich zu jenen enormen Massen geradezu lächerlich winzig erschienen. Das Schauspiel, welches sich unseren Blicken bot, war ebenso großartig als erschreckend. Es hatte den Anschein, als befände man sich in engen Gassen einer Stadt von Riesen.«
Bald gelangten die Corvetten in ein geräumiges, von den Küsten und den Eisinseln, die sie eben umschifft hatten, gebildetes Bassin. Nach Südosten oder Nordwesten dehnte sich das Land bis über Sehweite hinaus. Es konnte wohl tausend bis zwölfhundert Meter Höhe haben, nirgends zeigte sich aber ein besonders hervorspringender Gipfel. Endlich sah man inmitten der grenzenlosen Schneeebene einige Felsen. Die beiden Kapitäne sandten sofort Boote ab mit dem Auftrage, einige handgreifliche Beweise ihrer Entdeckung zu holen. Einer der damit beauftragten Officiere äußert sich wie folgt:
»Es war gegen neun Uhr, als wir zu unserer großen Freude auf dem westlichen Theile des westlichsten und höchsten Eilandes das Land betraten. Die Schaluppe der»Astrolabe« war schon vor uns angekommen und die Leute aus derselben kletterten an der steilen Felswand empor. Sie verjagten dabei viele Pinguins, welche sehr verwundert schienen, sich auf dieser Insel, deren einzige Bewohner sie bildeten, so keck belästigt zu sehen… Ich befahl einem Matrosen, die dreifarbige Flagge auf diesem Lande aufzupflanzen, das vor uns noch keines Menschen Fuß betreten hatte. Nach altem Gebrauche, dem die Engländer stets gehuldigt haben, nahmen wir von dem Lande, wie von der benachbarten Küste, welche zu betreten das Eis uns verhinderte, im Namen Frankreichs Besitz… Das Thierreich schien hier einzig und allein durch die Pinguins vertreten; trotz aller Nachsuchungen fanden wir nicht einmal eine Muschel. Der Felsen war vollständig kahl und zeigte nicht die
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