Der Triumph des 19. Jahrhunderts
hüpften, noch größere Aufmerksamkeit, und man mußte das Steuerruder in eine Art Balkenhütte einschließen, um dasselbe gegen die Stöße der Eismassen zu schützen.
Außer einigen, durch die fortwährend blendende Rückstrahlung des Lichtes von dem Schnee verursachten Augenentzündungen blieb der Gesundheitszustand der Mannschaften ein recht erfreulicher, was dem Commandanten um so lieber war, als hier Jedermann die Augen offen halten mußte. Am 9. Februar konnten die Corvetten, von einer steifen Brise unterstützt, aus ihrer gefährlichen Lage loskommen und ein vollkommen eisfreies Meer auffinden. Dem Packeis waren sie auf eine Strecke von zweihundertfünfundzwanzig Meilen gefolgt.
Ein außergewöhnliches Glück war es zu nennen, daß die Schiffe, außer dem Verluste einiger Sparren und eines nicht geringen Theiles der Kupferverkleidung, ernsthaftere Havarien nicht erlitten hatten; jedenfalls zogen sie jetzt nicht mehr Wasser als vorher.
Am nächsten Tage schien die Sonne und gestattete eine Beobachtung anzustellen, aus der sich die augenblickliche Position zu 62°9’ der Breite und 39°22’ westlicher Länge ergab.
Noch immer fiel Schnee, die lebhafte Kälte hielt an und der heftige Wind währte noch die drei folgenden Tage über fort. Dieses ununterbrochene schlechte Wetter und die länger werdenden Nächte überzeugten d’Urville von der Nothwendigkeit, auf die Weiterfahrt zu verzichten. Als er sich unter 62° südlicher Breite und 33°11’ der Länge, etwa da befand, wo Weddell im Jahre 1823 hatte ungehindert segeln können, und ihm nur undurchdringliche Eismassen entgegentraten, schlug er den Weg nach den New-South-Orkneys ein.
Uebrigens hatte der nun einmonatliche Aufenthalt im Eise und Nebel des antarktischen Oceans doch auch die Gesundheit der Mannschaft erschüttert, und es schien nutzlos für die Wissenschaft, diesen gefährlichen Kreuzzug noch länger fortzusetzen. Am 20. kam jener Archipel in Sicht; noch einmal wurde d’Urville durch Eis gezwungen, weiter nach Norden zurückzuweichen, er konnte aber doch zwei Boote absenden, welche auf der Insel Weddell eine reiche, geologische Sammlung, einige Proben von Flechtenarten und etwa zwanzig Pinguins und Chionis zusammenbrachten.
Am 25. Februar kam die Insel Clarence in Sicht, welche die östlichste Spitze des New-South-Shetland-Archipels bildet, ein hohes, steiles und, außer dem Ufer, überall mit Schnee bedecktes Land; dann fuhr man mit vollen Segeln nach der Elephanten-Insel, welche der vorigen fast ganz gleicht, aber viele Bergkuppen aufwies, die sich in schwarzen Farbentönen von den Schnee-und Eisfeldern abhoben. Die Eilande Narrow, Biggs, O’Brien und Aspland wurden nach und nach angelaufen; sie boten aber nirgends am Ufer einen Raum, wo ein Mensch nur den Fuß hinsetzen könnte. Später sah man den kleinen Vulcan Bridgeman, an dem zwei Boote vergeblich die Naturforscher ans Land zu setzen versuchten.
»Die allgemeine Bodenfärbung, heißt es in dem Berichte, ist röthlich, wie die von gebrannten Ziegelsteinen, und zeigt graue Flecken, welche von Bimssteinen oder verhärteter Asche herrühren mögen. Am Meeresstrande bemerkt man hier und da große, schwarze Blöcke, wahrscheinlich von Lava. Uebrigens besitzt das Eiland keinen wirklichen Krater, aber überall, und vorzüglich längs des westlichen Ufers wirbeln dichte Dampfwolken aus dem Boden desselben empor; am nördlichen Ufer bemerkt man auch zwei zehn bis zwölf Meter hoch aufsteigende Fumarolen; an der Ost-und Südseite fehlen solche mehr, ebenso auf den höchsten, ebenen und runden Berggipfeln des Eilandes. Die ganze Masse desselben muß in jüngerer Zeit große Veränderungen erfahren haben, da die ganze Erscheinung mit der Beschreibung Powell’s aus dem Jahre 1822 so wenig übereinstimmt.«
D’Urville steuerte bald wieder nach Süden und erkannte am 27. Februar in Südosten einen ausgedehnten Landstreifen, den er wegen Nebel und dichtem Schneetreiben nicht anzulaufen verwochte. Jener konnte etwa in der Breite der Insel Hope, das heißt unter 62°57’ liegen. Er näherte sich demselben so weit als möglich und beobachtete zuerst ein niedriges Stück Land, dem er den Namen Joinville-Land gab; weiter im Südwesten eine ausgedehnte Berglandschaft, die er Louis Philippes-Land benannte, und zwischen diesen inmitten eines von Eis verstopften Kanals eine Insel, welche Insel Rosamel getauft wurde.
»Alsdann, sagt d’Urville, gestattete uns der klarer gewordene Himmel, alle
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