Der Triumph des 19. Jahrhunderts
Unebenheiten von Louis Philippes-Land deutlich zu unterscheiden. Es erstreckte sich von dem Bransfield-Berge im Norden 72° nach Osten bis nach Südsüdwesten, wo man es noch am Horizonte erblicken kann. Vom Bransfield-Berge nach Süden zu bildet es eine hohe, gleichförmige Landschaft, freilich nur einen ungeheuren Gletscher ohne besondere Unebenheiten. Im Süden aber erhebt sich das Land in Form eines schönen Kegels (der Jacquinot-Berg), der den Bransfield an Höhe zu erreichen, vielleicht gar zu übertreffen scheint; von da aus verläuft das Land in Form einer Bergkette, welche im Südwesten mit einem, alle übrigen noch überragenden Gipfel endigt. Die Wirkung des Schnees und des Eises aber, ebenso wie der Mangel jedes zum Vergleich dienenden anderen Objects verleitet gar zu leicht dazu, die Höhe solcher Protuberanzen zu überschätzen.
Wir erkannten wirklich aus den von Dumoulin vorgenommenen Messungen, daß alle Berge, die uns erst so riesig und mindestens den Alpen oder Pyrenäen ähnlich zu sein schienen, nur eine sehr mittelmäßige Höhe hatten. Der Bransfield-Berg z. B. maß nur 632 Meter, der Jacquinot 648 und der letzterwähnte, der d’Urville-Berg, der höchste von allen, 931 Meter. Mit Ausnahme einzelner, vor der größeren Landmasse gelegener Eilande und einiger schneefreien Vorsprünge bildet das Uebrige nur eine zusammenhängende Eismasse; unter solchen Verhältnissen ist es selbstverständlich unmöglich, die eigentliche Gestalt des Landes anzugeben, da man nur die Linie seiner Eiskruste abzeichnen kann.«
Am 1. März ergiebt die Sonde nur hundertachtzig Faden Tiefe und einen felsigen Grund. Die Temperatur an der Oberfläche des Meeres beträgt 1∙9, im Grund desselben 0∙2 Grad. Am 2. März entdeckt man, ziemlich entfernt von Louis Philippes-Land, eine Insel, welche den Namen der »Astrolabe« erhält. Am nächsten Tage wird eine große Bucht oder vielmehr ein Kanal, dem man den Namen Orleans-Kanal beilegt, zwischen Louis Philippes-Land und einer hohen felsigen Küste aufgenommen, die nach d’Urville’s Ansicht den Anfang der bisher nur unzulässig bekannten Trinityländer bilden sollte.
Vom 26. Februar bis zum 5. März blieb d’Urville in Sicht dieser Küste, segelte in geringer Entfernung von derselben hin, mußte aber wegen fortwährenden Regens und kaum durchsichtiger Nebel wiederholt seinen Kurs ändern. Alles deutete jetzt übrigens auf ziemlich rasches Thauwetter hin; gegen Mittag stieg die Temperatur bis fünf Grad über Null; überall rannen kleine Wasseradern von dem Eise und ganze Blöcke lösten sich ab, die mit Donnergepolter in’s Meer stürzten; dazu wehte unaufhörlich eine scharfe westliche Brise. Das war auch der Grund, warum d’Urville seine Untersuchungen nicht noch länger fortsetzte. Das Meer rollte schwer, der Regen ließ nur selten nach und der Nebel niemals. Er mußte sich also von dieser gefährlichen Küste entfernen und nach Norden steuern, wo er vom nächsten Tage ab die westlichen Inseln der Neu-Shetlands-Gruppe aufnahm.
Hierauf schlug d’Urville den Weg nach Conception ein. Die Fahrt ging freilich nur unter großen Beschwerden vor sich, denn trotz aller Vorsichtsmaßregeln wurde die Besatzung, vorzüglich die der »Zelée«, ziemlich heftig vom Scorbut befallen. Jetzt begann d’Urville auch die Höhe der Wellen zu messen, und mußte sich dabei überzeugen, daß der Vorwurf, er habe dieselbe früher viel zu hoch geschätzt, wirklich berechtigt war.
Um jeden Zweifel an den Ergebnissen seiner Beobachtungen auszuschließen, nahm er bei dieser Arbeit seine Officiere zu Hilfe, und es ergab sich, daß die verticale Höhe der Wellen bis elf Meter, ihre Länge vom Kamm bis zum Grund bis sechzig Meter betrug, was also für die ganze Welle eine Breite von hundertzwanzig Metern ergeben würde. Diese Messungen ertheilten die Antwort auf Arago’s ironische Behauptung, der von seinem Cabinet aus keiner Welle mehr als fünf bis sechs Meter Höhe zugestehen wollte. Man darf aber keinen Augenblick darüber im Zweifel bleiben gegenüber dem berühmten, aber leidenschaftlichen Physiker, die an Ort und Stelle ausgeführten Messungen der Seefahrer als richtig anzuerkennen.
Am 7. April 1838 ging die Division in der Bai von Talcahuano vor Anker. Hier sollte sie einmal die Ruhe finden, deren die vierzig Scorbutischen der »Zelée« so nöthig bedurften. Von hier aus segelte d’Urville nach Valparaiso, ankerte später, ganz Oceanien durchfahrend, am 1. Januar 1839 in
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