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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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vor Monat Februar nicht gehen solle.
    D’Urville beschließt deshalb, nach Norden zu steuern, um die New-South-Orkney-Inseln anzulaufen, deren Karte noch unvollständig und wenig verläßlich ist. Der Commandant wünschte die Aufnahme dieses Archipels vorzunehmen und daselbst einige Tage zu verweilen, bevor er wieder einen Kurs nach Süden einschlug, um sich da zu derselben Jahreszeit wie Weddell zu befinden.
    Drei Tage hindurch segelte d’Urville längs des nördlichen Randes dieses Archipels hin, ohne einen Landungsplatz zu entdecken, dann nahm er am 4. Februar seinen Weg wieder auf und traf unter 62°20’ der Breite und 39°28’ östlicher Länge von Neuem auf das Packeis.
    Wenige Minuten vor zwölf Uhr Mittags gewahrt man da eine Oeffnung in demselben und fährt auf’s Gerathewohl in dieselbe ein.
    Dieses kühne Manöver gelang beiden Fahrzeugen, welche trotz heftigen Schneetreibens in eine Art kleines Bassin von zwei Meilen Breite eindringen konnten, das freilich ringsum von hohen Eismauern eingeschlossen war.
    Man mußte sich hier an einem Eisberge festlegen. Als Befehl zum Ankern gegeben wurde, rief ein junger Novize von der »Zelée« ganz naiv:
    »Ist denn hier ein Hafen? Ich glaubte nicht, daß jenseits des Eises auch noch Menschen wohnten!«
    Uebrigens war alle Welt an Bord beider Schiffe in diesem Augenblicke seelenvergnügt. Einige junge Officiere von der »Zelée« hatten mit ihren Kameraden von der »Astrolabe« eine Bowle Punsch geleert. In seinem Bette hörte der Befehlshaber die lauten Ausbrüche der Freude. Ihm erschien freilich die Lage nicht in so rosenrothem Lichte. Er sagte sich, daß dieses Wagniß doch sehr unklug gewesen sei. In eine Sackgasse eingeschlossen, bot sich ihm kein anderer Weg aus derselben als der, durch den er hereingekommen, und ohne Wind im Rücken zu haben, konnte er auch diesen nicht benutzen.
    In der That wurde d’Urville um elf Uhr durch heftige Stöße und ein schabendes Geräusch erweckt, als wenn die Corvette auf Felsen getroffen wäre. Der Commandant stand sofort auf und sah, daß die von einer Strömung fortgetriebene »Astrolabe« gegen eine Eiswand gedrängt worden war, wo sie den Stößen anderer, schneller dahintreibenden Schollen ausgesetzt lag.
    Mit anbrechendem Tage sah man sich rings vom Eise umschlossen. Nur nach Norden zu fand sich ein dunkelblauer Streifen freien Wassers. Man schlug augenblicklich diese Richtung ein, aber gleichzeitig legte sich auch schon ein dicker Nebel um die beiden Corvetten. Als dieser sich auflöste, starrte vor dem Schiffe eine Barriere compacten Eises, auf deren anderer Seite auf Sehweite hinaus offenes Wasser lag.
    D’Urville beschloß, sich durch das Hinderniß Bahn zu brechen, ging ein Stück zurück und ließ die »Astrolabe« dann mit möglichster Wucht auf dasselbe stoßen. Zwei bis drei Schiffslängen drang diese zwar in das Eis ein, dann lag sie aber unbeweglich; nun sprangen die Mannschaften auf das Eis und bemühten sich, mit Aexten und Hauen, mit Meißeln und Sägen den Weg frei zu machen.
    Schon hatten sie den Rest der Eisbahn beinahe überwunden, als der Wind umschlug und ein hohler Seegang sich bemerkbar machte, der das Schiff, nach Ansicht aller Officiere, zwang, in das Innere der Eismassen zurückzukehren, da man bei weiter auffrischendem Winde befürchten mußte, an dem Packeise festgehalten und von Wogen und treibenden Schollen zertrümmert zu werden.
    Zwölf bis fünfzehn Meilen hatte die Corvette so nutzlos zurückgelegt, als ein auf den Wanten befindlicher Officier in der Richtung nach Ostnordost eine Durchfahrt entdeckte. Sofort wendete man nach dieser Seite; auch da erwies es sich aber als unmöglich, hindurch zu segeln, und als darüber die Nacht hereinbrach, blieb kein anderer Ausweg übrig als der, die Schiffe an einem Eisberge zu verankern. Das entsetzliche Krachen, welches den Befehlshaber schon in vergangener Nacht munter erhalten hatte, wiederholte sich nun mit solcher Heftigkeit, daß man die Corvette dadurch zugrunde gerichtet zu sehen fürchtete. Nach einer Unterredung mit dem Kapitän der »Zelée« drang d’Urville noch einmal nach Norden vor, doch verging der ganze Tag, ohne eine wesentliche Veränderung in der Lage der beiden Schiffe herbeizuführen; am folgenden Tage wurde der Seegang, während halbgeschmolzener Schnee herabfiel, so stark, daß er das ganze Eisfeld, in dem die Fahrzeuge gefangen lagen, aufhob und zerbrach.
    Jetzt forderten die Eisschollen, welche fast hin und her

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