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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Pferdehändler ausgaben, ihren Weg fortzusetzen; statt aber der Landstraße von Kandahar nachzugehen, zogen sie durch ein trauriges, unfruchtbares, dünn bevölkertes Land, das der im Sommer fast ganz austrocknende Caïsser bewässert. An der Grenze von Afghanistan kamen sie in eine kleine Stadt, Namens Noschky oder Nouchky.
    Hier machten sie mehrere Beludschen, welche ihnen freundschaftlich gesinnt schienen, darauf aufmerksam, daß sie Khorassan und Herat, die Hauptstadt jenes Landes, auf der Straße von Sedjistan nur schwierig würden erreichen können.
    »Reist über Kedja und Benpour oder Serhed, empfahl man ihnen, nach Kerman, einem Dorfe an der Ostgrenze von Beludschistan, und zieht von da aus nach Nermanchir hinein!«
    Dieser Rathschlag erweckte in Christie und Pottinger sofort den Gedanken zwei verschiedene Wege einzuschlagen. Das widersprach allerdings ihren Instructionen, aber »wir fanden, sagt Pottinger, eine Entschuldigung dafür in den unbestreitbaren Vortheilen einer getheilten Route, die uns jedenfalls mehr geographische und statistische Auskunft liefern mußte, als wenn wir zusammengeblieben wären«.
    Christie reiste zuerst auf der Straße nach Douchak ab. Ihm werden wir später folgen.
    Wenige Tage nachher erhielt Pottinger von seinem Correspondenten in Kelat brieflich die Nachricht, daß die Emire von Sindhy Leute zu ihrer Verfolgung ausgesendet hätten, da sie trotz ihrer Verkleidung erkannt worden seien, und den Rath, um ihrer eigenen Sicherheit willen bald möglichst aufzubrechen.
    Am 25. März schlug also der Lieutenant den Weg nach Seravan, einer kleinen Stadt an der afghanischen Grenze, ein. Unterwegs fand Pottinger eigenthümliche Bauwerke, Gräber oder Altäre, deren Einrichtung man den »Guebern«, das sind Feueranbeter, welche heute Parsis heißen, zuschreibt.
    Seravan liegt sechs Meilen von den Seravani-Bergen, inmitten einer unfruchtbaren kahlen Gegend, welche sehr häufig von Dürre, Mangel und Hungersnoth zu leiden hat.
    Pottinger besuchte hierauf den Bezirk von Kharan, bekannt durch die Kraft und Behendigkeit seiner Kameele, und zog durch die Wüste, welche die Südspitze von Afghanistan einnimmt. Der Sand derselben ist ungemein sein und kaum fühlbar; er bildet, vom Wind in Bewegung gesetzt, Hügel von zehn bis zwanzig Fuß Höhe mit tiefen Thälern dazwischen. Selbst bei ganz ruhigem Wetter schweben viele seine Theilchen in der Luft, geben dadurch Veranlassung zu oft wunderbaren Spiegelungen und verursachen, indem sie in die Augen, in die Nase und den Mund eindringen, neben intensiver Reizung dieser Theile, einen wahrhaft unerträglichen Durst.
    Beim Betreten des Gebietes von Mekhran mußte Pottinger den Charakter eines »Pyrzadeh« oder Heiligen annehmen, da hier eine sehr räuberische Menschenclasse wohnt, unter der er in seiner Eigenschaft als Händler schwerlich unangenehmen Zwischenfällen entgangen wäre.
    Auf das Dorf Goul, im Bezirk von Daïzouk, folgen der zerstörte Flecken Asmanabad, dann Hefter und die Stadt Pourrah, wo Pottinger sich genöthigt sah, seine Eigenschaft als »Frangui« zu bekennen, und das zum großen Aerger seines Führers, der seit den zwei Monaten ihres Beisammenseins nicht den geringsten Verdacht geschöpft und dem er wiederholte Proben seiner Rechtgläubigkeit gegeben hatte.
    Erschöpft von Anstrengungen und gänzlich ohne Mittel, erreichte Pottinger Benpour, einen schon im Jahre 1809 von dem Sipahikapitän Grant besuchten Ort. Im Vertrauen auf das gute Andenken, welches der genannte Officier hinterlassen, begiebt sich der Reisende zu dem »Serdar«. Dieser aber, statt ihm die nöthigen Mittel zur Fortsetzung seiner Reise zu gewähren und sich mit dem dürftigen Geschenk, das Pottinger ihm bieten konnte, zu begnügen, weiß ihm sogar noch ein paar Pistolen abzunehmen, die ihm bei seinen Wanderungen gewiß von großem Nutzen gewesen wären.
    Basman ist die letzte bewohnte Ortschaft von Beludschistan. Hier besucht man eine heiße Schwefelquelle, welche die Beludschen als ausgezeichnetes Heilmittel bei vielerlei Hautkrankheiten ansehen.
    Die Grenzen von Persien sind noch keineswegs wissenschaftlich festgestellt. Es existirt vielmehr ein breiter Landstreifen, der nicht etwa als neutral gilt, sondern der Gegenstand fortwährenden Streites und der Schauplatz blutiger Kämpfe ist.
    Die kleine Stadt Regan in Nermanchir bietet einen recht hübschen Anblick. Sie besteht aus einem Fort oder vielmehr befestigtem Dorfe mit hohen, gutunterhaltenen und

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