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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Mitte des 18. Jahrhunderts hat Kabulistan unaufhörlich den Schauplatz mörderischer Bürgerkriege gebildet. Verschiedene Bewerber, die sich mehr oder minder ein Anrecht auf dessen Thron zuschrieben, haben überall mit Feuer und Schwert gewüthet und aus diesem sonst reichen und blühenden Lande eine Wüste gemacht, in der nur die Trümmer verschwundener Städte von einem Gedeihen Zeugniß ablegen, das man als für immer erstorben wähnen sollte.
    Gegen 1808 regierte in Kabul Shujau Oul Moulk. England hatte damals, mehr als man vermuthete, durch den Plan Napoleon’s, dasselbe in Indien anzugreifen, und durch die Versuche, den Schah von Persien durch seinen Gesandten, den General Gardanne, zu einem Bündniß zu bewegen, beunruhigt, eine Gesandtschaft an den Herrscher von Kabul abgeschickt, um diesen für das Interesse der Compagnie zu gewinnen.
    Hierzu wurde Mountstuart Elphistone ausersehen, der uns einen recht interessanten Bericht über seine Mission hinterlassen hat. Ihm verdankt man ganz neue Aufschlüsse über jenes Gebiet und die Volksstämme, welche daselbst hausen. Heute hat sein Buch eine erneute Bedeutung gewonnen, und man liest nur mit um so größerer Aufmerksamkeit die den Kyberiern und anderen Bergbewohnern gewidmeten Abschnitte, während sich daselbst sehr ernste Ereignisse vor unseren Augen abspielen.
    Von Delhi im October 1808 abgereist, kam Elphistone nach Canound, wo eine Wüste mit beweglichem Sande beginnt, und betrat darauf den Bezirk Shekhawuttee, der von Radjputen bevölkert ist. Gegen Ende October erreichte die Gesandtschaft Singauna, eine hübsche Stadt, deren Gouverneur ein leidenschaftlicher Opiumraucher war.
     

    Afghanische Kostüme. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
     
    »Es war ein kleiner Mann, sagt der Reisende, dessen große Augen vom unmäßigen Opiumrauchen entzündet schienen. Sein auf beiden Seiten nach den Ohren zu aufgekämmter Bart verlieh ihm ein wildes, abschreckendes Aussehen.«
    Djounjounha, dessen Gärten durch einen angenehmen erfrischenden Eindruck inmitten dieser Steppen überraschen, ist dem Rajah von Bikanir nicht unterworfen, dessen Einkünfte eine Million Mark nicht übersteigen. Es erscheint unerklärlich, woher der Fürst diese immerhin beträchtlichen Revenuen aus einem dürren unfruchtbaren Lande schöpfen kann, in dem sich nach allen Richtungen Millionen von Ratten, ganze Heerden von Gazellen und wilden Eseln umhertummeln.
    »Der Fußsteg durch die sandigen Berge war sehr schmal, sagt Elphistone gelegentlich der Schilderung des Zuges seiner Karawane, kaum zwei Kameele konnten neben einander gehen. Sobald eines dieser Thiere nur ein wenig vom Wege abwich, sank es in den Sand wie in Schnee ein, so daß das geringste Hinderniß an der Spitze des Zuges die ganze Karawane zum Anhalten zwang. Ebensowenig konnten die Vordersten den Weg fortsetzen, wenn das Ende des Zuges still hielt, und da man fürchten mußte, daß sie sich in Ermanglung eines Führers verirren könnten, so gab man mit Trommeln und Trompeten fortwährend Signale, um jeder Trennung der einzelnen Glieder vorzubeugen.«

    Denkt man hierbei nicht an den Marsch einer Armee? Konnten diese kriegerischen Töne und der Glanz der Waffen und Uniformen unter jenem Zuge noch eine friedliche Gesandtschaft vermuthen lassen? Könnte man nicht auf Indien die bekannte Redensart anwenden, welche in Spanien alle fremdartig erscheinenden Sitten und Gebräuche erklären soll, und von
Cosas de India
sprechen, wie man
Cosas de España
sagt?
    »Der Mangel an Wasser, berichtet der Gesandte weiter, und die schlechte Qualität desjenigen, welches wir trinken mußten, wirkte auf unsere Soldaten und Diener bald sehr verderblich ein. Wenn der Ueberfluß an Wassermelonen zwar geeignet erschien, ihren Durst zu stillen, so ging das doch nicht ohne Nachtheil für die Gesundheit ab. Die meisten Eingebornen aus Indien, welche uns begleiteten, litten an schleichendem Fieber und Anfällen von Dysenterie. Vierzig Mann starben während der ersten Woche unseres Aufenthaltes in Bikanir.«
    Von Bikanir kann man dasselbe sagen, was Lafontaine über schwimmende Holzstücke äußerte:
    »Von Weitem scheint es etwas zu sein, und in der Nähe ist es nichts.«
    Der äußere Eindruck der Stadt ist ein ganz vortheilhafter; im Innern besteht sie aber nur aus ungeordneten Hütten mit Mauern aus »Lehmkleister«. Jener Zeit war das Land von fünf Herren überfallen und die kriegsführenden Parteien schickten einen Boten nach dem andern an den

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