Der Triumph des 19. Jahrhunderts
eine treffliche Weide.«
Sedjistan selbst, das an beiden Seiten dieses Stromes liegt, umfaßt nicht mehr als fünfhundert Quadratmeilen. Bewohnt sind davon nur die Ufer des Helmend, dessen Bett sich Jahr für Jahr mehr vertieft.
In Elomdar ließ Christie einen Hindu aufsuchen, an den er empfohlen war. Dieser rieth ihm, seine Beludschen zu entlassen und als Pilger aufzutreten. Wenige Tage später kam er nach Douchak, das auch Djellahabad genannt wird.
»Die Ruinen dieser alten Stadt, erzählt der Reisende, bedecken ein Terrain von derselben Ausdehnung wie Ispahan. Erbaut wurde dieselbe, wie alle Städte in Sedjistan, aus halbgebrannten Ziegeln, die Häuser hatten zwei Stockwerke und Kuppeldächer. Die neue Stadt Djellahabad ist reinlich, hübsch und im Wachsen begriffen; sie zählt etwa zweitausend Häuser und besitzt einen leidlichen Bazar.«
Von Douchak nach Herat kam Christie ohne besondere Beschwerden, nur durfte er gewisse Vorsichtsmaßregeln nicht vernachlässigen, um für einen Pilger gehalten zu werden.
Herat liegt in einem bergumrahmten und von einem Flusse bewässerten Thale, so daß man überall nur Gärten und Weinberge erblickt. Die Stadt bedeckt einen Flächenraum von vier Quadratmeilen und wird von einer durch Thürme verstärkten Mauer mit Wassergräben umschlossen. Große Bazars mit sehr vielen Verkaufsstellen, und die Mechede Djuma oder Freitags-Moschee bilden die vorzüglichsten Bauwerke derselben. Fast keine Stadt möchte so viel öde Plätze und auf der anderen Seite eine so zusammengepferchte Bewohnerschaft aufweisen. Christie schätzt letztere auf hunderttausend Seelen. Sie treibt vielleicht von allen, eingebornen asiatischen Fürsten unterworfenen Städten den ausgedehntesten Handel. Ein Knotenpunkt des Verkehrs zwischen Kabul, Kandahar, Hindostan, Kaschmir und Persien, erzeugt Herat auch selbst sehr gesuchte Waaren und Naturproducte, Safran, Pferde und
Asa foetida
.
»Letztere Pflanze, sagt Christie, wächst bis zu der Höhe von zwei bis drei Fuß, der Stengel mißt zwei Zoll im Durchmesser; oben läuft derselbe in eine Dolde aus, welche gereist gelb aussieht und einem Blumenkohlkopfe ähnelt. Die Hindus und Beludschen lieben dieselbe sehr; sie verzehren sie tagtäglich, nachdem der Stengel unter glühender Asche geröstet und die Dolde, wie gewöhnlich alle Küchengewächse, gedämpft worden ist; dennoch behält sie stets etwas von ihrem ekelerregenden Geschmack und Geruch bei.«
So wie viele andere asiatische Städte, besitzt Herat sehr schöne öffentliche Gärten, die man damals jedoch nur wegen ihrer, im Bazar zum Verkauf gebrachten Erzeugnisse pflegte.
Nach einmonatlichem Aufenthalte in Herat verließ Christie, als Pferdehändler auftretend, die Stadt wieder, wobei er das Gerücht zu verbreiten wußte, er werde nach einer Pilgerfahrt nach Meched hierher zurückkehren. Zunächst wanderte er nun nach Yezd, durch eine von den Ouzbecks verwüstete Gegend, in der diese auch alle zum Ansammeln des Regenwassers bestimmten Cisternen zerstört hatten.
Yezd ist eine zwar große, aber nur dünn bevölkerte Stadt am Eingang einer Sandwüste. Man nennt sie auch »Dar oul Ebadet« oder den Sitz der Anbetung. Sie ist berühmt wegen der Sicherheit, die hier herrscht und mächtig zum Emporblühen des Handels mit Hindostan, Khorassan, Persien und Bagdad beigetragen hat.
»Der Bazar, sagt Christie, ist sehr groß und mit Waaren reichlich ausgestattet. Ohne die der Guebrer enthält die Stadt zwanzigtausend Häuser; die Wohnstätten der ersteren schätzt man wohl auf viertausend. Die Bewohner sind rührig und arbeitsam, werden leider aber grausam bedrückt.«
Von Yezd nach Ispahan, wo er im Palaste des Emir Oud Daoule abstieg, hatte Christie eine Strecke von hundertsiebenzig Meilen auf recht guter Straße zurückgelegt. Hier fand er zu seiner großen Freude, wie schon oben erwähnt, seinen Gefährten Pottinger wieder; die beiden Officiere hatten alle Ursache, sich gegenseitig zu beglückwünschen über den Ausgang ihrer Mission und die Gunst des Schicksals, die es ihnen ermöglicht hatte, durch sonst so fanatische Länder eine so lange Wegstrecke unangefochten zurückzulegen.
Schon der von uns wiedergegebene Auszug beweist wohl, daß Pottinger’s Bericht besonders werthvoll war. Weit verläßlicher als die Arbeiten seiner Vorgänger, hat er eine Menge geschichtlicher Thatsachen, kurze Erzählungen und höchst interessante geographische Schilderungen zur allgemeinen Kenntniß gebracht.
Seit
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