Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
hingeschafft. Es kommt in Platten an, welche mittelst schlechter Stricke, die man aus einem, in der Nähe von Tandaye wachsenden Grase verfertigt, verbunden sind.
    Der Umfang von Timbuktu, das übrigens ein Dreieck bildet, mag gegen drei Meilen betragen. Die Häuser der Stadt sind groß, aber niedrig und meist aus Backsteinen erbaut. Die Straßen sind breit und reinlich. Man zählt hier sieben Moscheen (neuere Angaben sprechen nur von drei solchen) mit je einem Minaret, von dem aus der Muezzin die Gläubigen zum Gebete ruft. Unter Hinzurechnung der nicht ansäßigen Bevölkerung zählte die Hauptstadt von Sudan doch nur zehn-bis zwölftausend Einwohner.
    Inmitten einer ausgedehnten Ebene von beweglichem weißen Sande, besitzt Timbuktu keine anderen natürlichen Hilfsquellen, als die Gewinnung von Salz, da sich der Erdboden zu keiner Cultur eignet. Wenn die Tuaregs einmal die zahlreichen Flottillen, welche von dem unteren Djoliba herkommen, aufhielten, wären die Bewohner sofort dem grausamsten Mangel preisgegeben.
    Die unmittelbare Nähe dieser nomadisirenden Stämme und ihre unaufhörlich wiederholten Ansprüche beeinträchtigen alle Handelsthätigkeit ungemein. Timbuktu ist stets voller Leute, welche dahin kommen, um, wie sie sagen, Geschenke zu empfangen, die man freilich richtiger als erzwungene Contributionen bezeichnen könnte. Wenn der Häuptling der Tuaregs in Timbuktu anlangt, wird das als ein öffentliches Unglück angesehen. Gewöhnlich verweilt er zwei Monate in der Stadt, nährt sich nebst seinem Gefolge auf Kosten der Einwohner und geht nicht eher seines Weges, als bis er reichliche Geschenke erhalten hat.
    Der Schrecken nur hat die Herrschaft dieser umherirrenden Stämme auch über die benachbarten Völkerschaften verbreitet, welche jene ohne Schonung plündern und aussaugen.
    Die Kleidung der Tuaregs weicht allein bezüglich der Kopfbedeckung von der der Araber ab. Tag und Nacht tragen sie ein Stück Baumwollengewebe, das die Augen verhüllt und sie, da es bis auf die Nase herabreicht, um sehen zu können, nöthigt, den Kopf nach rückwärts zu werfen. Dasselbe Gewebe schlingt sich ein-oder zweimal um den Kopf, verhüllt den Bart und reicht bis über das Knie herab. Man sieht von ihnen gewöhnlich weiter nichts als die Nasenspitze.
    Vortreffliche Reiter, die sich theils prächtiger Pferde, theils schnellfüßiger Kameele bedienen, sind die Tuaregs mit Lanze, Schild und Dolch bewaffnet. Sie bilden die eigentlichen Wüstenräuber und haben schon unzählige Karawanen beraubt oder gebrandschatzt.
    Caillié befand sich kaum vier Tage in Timbuktu, als er von dem bevorstehenden Abzug der Karawane nach Tafilet hörte. Da er wußte, daß vor Ablauf dreier Monate keine andere folgen würde, und immer befürchtete, erkannt zu werden, schloß sich der Reisende dieser Gesellschaft von Kaufleuten an, welche nicht weniger als sechshundert Kameele mit sich führten. Am 4. Mai 1828 reiste Caillié also ab und erreichte, nachdem er durch die Hitze und den Ostwind, der den Wüstensand aufwirbelte, unausstehlich gelitten, fünf Tage später El Arouan, eine Stadt, welche nur als Niederlagsplatz für das Salz von Tudeyni dient, das nach Sansanding am Djoliba ausgeführt wird.
    In El Arouan trafen sich die Karawanen von Tafilet, Mogador, Drah, Touat und Tripolis, welche europäische Waaren zuführen, um diese gegen Elfenbein, Gold, Sklaven, Wachs, Honig und Stoffe aus Sudan zu vertauschen. Am 19. Mai 1828 verließ die Karawane El Arouan, um quer durch die Wüste nach Marokko zu ziehen. Die erstickende Hitze, die Qualen des Durstes, Entbehrungen aller Art, die Anstrengung und eine Wunde, die sich der Reisende durch einen unglücklichen Fall vom Kameel zugezogen, waren ihm doch minder empfindlich als die fortwährenden Quälereien und Insulte, welche er ebenso von Seiten der Mauren, wie sogar von den Sklaven zu erdulden hatte. Diese Leute fanden immer einen neuen Vorwand, sich über die Gewohnheiten und die Ungeschicktheit Caillié’s lustig zu machen; sie gingen selbst so weit, ihn, wenn er sich umgedreht hatte, zu schlagen oder mit Steinchen zu werfen.
    »Die Mauren, erzählt Caillié, sagten zu mir wiederholt in wegwerfendem Tone:»Siehst Du dort den Sklaven? Nun, den würde ich Dir immer noch vorziehen; nun urtheile selbst, wie hoch ich Dich schätze!« Derlei Redensarten begleiteten Andere noch mit hellem Lachen.«
    Unter solchen bedrückenden Verhältnissen kam Caillié nach dem Brunnen von Trarzas, wo sich Salz in

Weitere Kostenlose Bücher