Der Triumph des 19. Jahrhunderts
großer Menge findet, nach denen von Amul Gagim, Amul Taf, El Ekreif, die letzteren beschattet von einem hübschen Dattelwäldchen mit Rosenbüschen und Binsen, endlich nach den von Marabuty und El Harib, dessen Einwohner wahrhaft abstoßend schmutzig erscheinen.
Das Gebiet von El Harib liegt zwischen zwei niedrigen Bergketten, die es von Marokko, dem es tributpflichtig ist, trennen. Seine, in mehrere Stämme getheilten Bewohner beschäftigen sich vorwiegend mit der Aufzucht von Kameelen. Sie könnten sich recht wohl befinden, wenn sie an die Berber nicht einen so hohen Tribut entrichten müßten, während Letztere keine Gelegenheit vorübergehen lassen, sie noch obendrein zu berauben.
Am 12. Juli verließ die Karawane El Harib und betrat, elf Tage später das an majestätischen Datteln reiche Tafilet. In Ghourland kamen die Mauren Caillié zwar recht freundlich entgegen, doch konnte er in deren Häusern keine Aufnahme finden, da die Frauen, welche nur die zur Familie gehörenden Männer sehen dürfen, den indiscreten Blicken eines Fremden ausgesetzt sein könnten.
Caillié besuchte auch den dreimal wöchentlich stattfindenden Markt, der in der Nähe des kleinen Dorfes Boheim, drei Meilen von Ghourland, abgehalten wird, und war nicht wenig erstaunt über die Mannigfaltigkeit der daselbst zum Verkauf gestellten Artikel, wie Gemüse, einheimische Früchte, Kohle, Geflügel, Schafe – Alles fand sich im Ueberfluß. Mit einer Klingel in der Hand, gingen Wasserverkäufer mit ihren gefüllten Schläuchen auf dem Platze umher, um diejenigen, welche trinken wollten, aufmerksam zu machen, denn es herrschte eine wahrhaft unerträgliche Hitze. Nur die Münzen aus Marokko und Spanien hatten Geltung.
Der Bezirk von Tafilet enthält eine große Anzahl größerer Dörfer und kleinerer Städte. Ghourland, El Ekseba, Sosso, Boheim und Ressant, welche der Reisende davon zu Gesichte bekam, mochten jede gegen zwölfhundert, meist Landbau oder Handel betreibende Bewohner zählen.
Der Boden ist hier sehr fruchtbar. Man baut viel Getreide, Gemüse, Datteln, europäische Fruchtarten und Tabak. Starke, schöne Schafe, deren sehr weiße Wolle zur Herstellung hübscher Matten und Decken dient. Ochsen und Kühe, ausgezeichnete Pferde. Esel und sehr viele Maulesel bilden die eigentlichen natürlichen Schätze von Tafilet.
Wie in El Drah, bewohnen auch hier viele Juden manche Dörfer gemeinsam mit Mohammedanern; sie leben äußerlich in sehr dürftigen Verhältnissen, gehen halb nackt und werden fortwährend geschlagen und auf jede Weise insultirt. Scheinbar ernähren sie sich als Trödler, Schuhmacher, Schmiede oder Lastträger, heimlich aber leihen sie den Mauren Geld gegen hohe Zinsen.
Am 2. August setzte die Karawane, ihren Weg fort, und Caillié kam über Asile, Tanneyara, Marca, M-Dayara, Rahaba, El Eyarac, Tamaroc, Aïn Zeland, El Guim, Guigo und Soforo nach Fez, wo er sich nur kurze Zeit aufhielt und dann nach Rabat, das alte Sale, weiter zog. Erschöpft durch diese lange Wanderung, während der er seinen Hunger oft kaum mit einigen Datteln stillen konnte und das Mitleid der Muselmanen in Anspruch nehmen mußte, die ihn oft hartherzig abwiesen, ergriff der Reisende, da er in letzterer Stadt als französischen Consular-Agenten einen Juden, Namens Ismaïl, antraf, der, aus Furcht sich zu compromittiren, es abschlug, ihn auf einer nach Gibraltar segelnden portugiesischen Brigg unterzubringen, mit Begierde eine unerwartete Gelegenheit, die sich ihm nach Tanger darbot. Hier wurde er von dem Viceconsul Delaporte freundlich aufgenommen. Der Genannte behandelte ihn wie einen Sohn, schrieb sofort an den Befehlshaber der französischen Station in Cadix und schiffte ihn, in der Kleidung eines Matrosen, auf der zu seiner Abholung angelangten Corvette ein.
Die Landung eines jungen Franzosen in Marseille, der von Timbuktu heimkehrte, machte in der gelehrten Welt begreiflicher Weise nicht geringes Aufsehen. Einzig und allein durch seinen unerschütterlichen Muth, seine nie ermüdende Ausdauer hatte er eine Unternehmung zu glücklichem Ende geführt, für welche die geographischen Gesellschaften von London und Paris hohe Preise ausgesetzt hatten. Ganz auf sich selbst angewiesen, ohne Beihilfe der Regierung und außer aller Verbindung mit irgend einer wissenschaftlichen Vereinigung, nur durch die Kraft seines Willens erzwang er sich den Sieg und verbreitete neues Licht über einen großen, bisher fast unbekannten Theil von Afrika!
Cailli« war
Weitere Kostenlose Bücher