Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
indeß nicht der erste Europäer, der Timbuktu gesehen hatte. Ein Jahr vor ihm war schon der englische Major Laing bis zu der geheimnißvollen Stadt vorgedrungen, hatte diese Forschung, deren ergreifende Einzelheiten wir im Folgenden schildern werden, aber leider mit dem Leben bezahlen müssen.
    Caillié kam glücklich nach Europa zurück und brachte auch das merkwürdige Reisetagebuch mit, dem wir die vorstehenden Mittheilungen entnahmen. Wenn sein Auftreten als Muselman auch Caillié gehindert hatte, astronomische Beobachtungen anzustellen, und er aus demselben Grunde nicht nach Belieben zeichnen und Notizen niederschreiben konnte, so gelang es ihm doch um den Preis seiner scheinbaren Apostasie, jene fanatischen Länder zu bereisen, in denen der christliche Name mit dem Bann belegt ist.
    Wie viel interessante Beobachtungen, wie viel verläßliche Einzelheiten verdanken wir ihm! Wie umfassend erweiterte er die Kenntniß vieler afrikanischer Länder! Wenn es Clapperton erst in zwei aufeinanderfolgenden Reisen gelungen war Afrika von Tripolis bis Benin zu durchziehen, so gelangte Caillié – freilich um den Preis welcher Strapazen und Entbehrungen! – in einer einzigen vom Senegal bis Marokko. Endlich war Timbuktu nun bekannt, ebenso wie der neue Weg für Karawanen durch die Wüste Sahara über die Oasen von Tafilet und El Harib.
    Wir dürfen wohl annehmen, daß die Unterstützung, welche die Geographische Gesellschaft zu Paris dem Reisenden angedeihen ließ, der Preis von sechszehntausend Francs, den sie ihm ertheilte, das Kreuz der Ehrenlegion, mit dem die Regierung ihn schmückte, der herzliche Empfang seitens aller gelehrten Vereine und der ungeschmälerte Ruhm, der sich an Caillié’s Namen knüpfte, den Reisenden für die physischen und moralischen Leiden, die er so standhaft ertrug, einigermaßen entschädigt haben. Er selbst erklärt ja wiederholt in seiner Reisebeschreibung, daß allein das Streben, den Ruhm Frankreichs, seines Vaterlandes, durch neue Entdeckungen zu vermehren, ihm unter den mißlichsten Umständen über die Anfechtungen und Leiden, die ihn unausgesetzt verfolgten, hinweggeholfen habe. Ehre also dem ausdauernden Reisenden, dem aufrichtigen Patrioten und dem großen Entdecker!
    Wir haben nun blos noch von der Expedition zu sprechen, bei welcher Alexander Gordon Laing seinen Tod fand. Bevor wir indessen die Schilderung dieser an Wechselfällen überreichen Reise beginnen, welche nur kurz ausfallen kann, da das Tagebuch der Theilnehmer verloren gegangen ist, schicken wir Einiges, sowohl über den Officier, der ihr zum Opfer fiel, als auch über den erfolgreichen Ausflug nach Timanni, Kouranko und Sulimana voraus, bei dem Laing die Quellen des Djoliba entdeckte.
    Geboren zu Edinburgh im Jahre 1794, trat Laing im Alter von sechzehn Jahren in die englische Armee ein, in der er sich bald rühmlichst auszeichnete.
    Im Jahre 1820 befand er sich, mit Lieutenantsrang und als Adjutant Sir Charles Maccarthys, des Generalgouverneurs von Westafrika, in Sierra Leone. Zu jener Zeit brach ein Krieg aus zwischen Amara, dem Almamy der Mandinguos, und einem von dessen vornehmsten Häuptlingen, Namens Sannassi. Der Handel von Sierra Leone stand schon damals nicht in besonderer Blüthe. Jener Krieg drohte ihm gar den Todesstoß zu versetzen. Maccarthy, der dem abzuhelfen wünschte, entschloß sich zu dem Versuche einer Vermittelung und Versöhnung zwischen den streitenden Parteien. Er gedachte zu dem Zwecke eine Gesandtschaft nach Kambia am Ufer des Scarcies und von da nach Malacury, in das Feldlager der Mandinguos, abzuschicken. Der thatenlustige Charakter Laing’s, dessen Gewandtheit und bewährter Muth lenkten die Wahl des Gouverneurs auf ihn, und am 7. Januar 1822 erhielt er die betreffenden Instructionen, welche darauf hinausgingen, den Stand der Industrie des Landes, dessen Topographie zu erkunden und sich womöglich darüber aufzuklären, wie die Bewohner über die Abschaffung der Sklaverei urtheilten.
    Eine erste Zusammenkunft mit Yarreddi, dem Anführer der sulimanischen Truppen, welche den Almamy begleiteten, überzeugte ihn, daß die Neger dieser Landschaft nur sehr unbestimmte Vorstellungen von europäischer Civilisation besaßen und nur selten mit Weißen in Berührung gekommen sein konnten.
    »Jedes Stück unserer Kleidung, erzählt der Reisende, erregte sein höchstes Erstaunen. Als er mich die Handschuhe ablegen sah, erschrak er sichtlich, legte die Hand über den weit offen stehenden Mund und

Weitere Kostenlose Bücher