Der Triumph des 19. Jahrhunderts
dem »Guiriot« befahl, die Ankunft des Reisenden durch Gesang zu verherrlichen; die schlecht gebauten und erbärmlich mit Stroh abgedeckten Häuser ließen hier aber überall den Regen durchdringen, so daß Laing nach einem Gewitter, da der Rauch aus den Wohnräumen auch nur durch jene engen Zwischenräume im Dache abziehen konnte, nach seinen eigenen Worten, weit mehr einem halbgereinigten Schornsteinfeger ähnlich aussah, als dem weißen Fremdling des Königs von Simera.
Laing suchte von hier aus die Quelle des Tongotelle, eines Nebenarmes des Rockelle, auf und verließ dann Kouranko, um nach Sulimana weiter zu ziehen.
Kouranko, von dem der Reisende übrigens nur das Grenzgebiet berührte, hat eine bedeutende Ausdehnung und zerfällt in viele kleine Staaten.
Der Sprache und der Kleidung nach ähneln die Bewohner den Mandinguos, sind aber nicht so gut gewachsen und so intelligent wie Letztere. Sie bekennen sich nicht zum Islam, glauben dagegen unerschütterlich an ihre »Grigris«.
Daneben sind sie übrigens fleißig und verstehen zu nähen und zu weben. Den Hauptgegenstand ihres Handels aber bildet das Rosenholz oder »Cham«, das sie nach der Küste schaffen. Die Landeserzeugnisse sind etwa dieselben wie in Timanni.
Komia, unter 9°22’ nördlicher Breite, ist von hier aus die erste Stadt von Sulimana. Laing besichtigte Semba, eine reiche und stark bevölkerte Ortschaft, wo ihm Musikanten entgegen kamen, die ihn mit mehr ohrbetäubenden als harmonischen Fanfaren empfingen, und gelangte endlich nach Falaba, der Hauptstadt des Landes.
Der König überhäufte ihn daselbst mit Ehrenbezeugungen. Er hatte z. B. eine große Anzahl Truppen zusammengezogen, über welche er gleichsam Revue abnahm und die er verschiedene Manöver ausführen ließ, während das Rasseln von Trommeln, der schrille Ton der Geigen und anderer landeseigenthümlicher Instrumente das Ohr des Reisenden zermarterten. Dann traten nach einander verschiedene »Guiriots« auf, die sich in Lobgesängen des Königs überboten oder die Ankunft des Reisenden feierten, indem sie die glücklichen Folgen hervorhoben, welche sie von seinem Erscheinen für das Gedeihen des Landes und das Aufblühen des Handels erwarteten.
Laing benutzte den günstigen Augenblick, um sich vom Könige die Erlaubniß zum Besuche der Nigerquellen zu erbitten. Dieser machte nur wiederholte Einwürfe wegen der Gefahren eines solchen Zuges; da der Reisende aber bei seiner Bitte beharrte, ertheilte er ihm, »wenn denn sein Herz so sehr nach dem Wasser lechze«, endlich die Erlaubniß dazu.
Laing war noch nicht zwei Meilen von Falaba entfernt, als die Genehmigung zurückgezogen wurde, und er mußte auf diesen Ausflug, dem er mit Recht hohen Werth beilegte, verzichten.
Einige Tage nachher erhielt er dagegen die Erlaubniß, die Quelle des Rochelle oder Sale Kongo aufzusuchen, von dem man vor ihm nur den Lauf jenseits Rokon ein wenig kannte.
Von dem Gipfel eines Felsens aus erblickte Laing den Berg Loma, den höchsten der großen Kette, zu der er gehörte.
»Man zeigte mir aus der Entfernung, sagt er, die Stelle, wo der Niger entspringt; er schien mit meinem damaligen Standpunkt in gleicher Höhe, das heißt tausendsechshundert Fuß über dem Meere, zu liegen, denn die Quelle des Rochelle, deren Höhe ich eben gemessen hatte, lag schon tausendvierhundert Fuß darüber. Da ich die Lage von Konkodongore und die Höhe, auf der ich mich befand, die erste durch Beobachtung, die letztere durch Schätzung bestimmt hatte, war es mir nicht schwer, die Lage des Loma zu berechnen. Ich werde nicht weit fehl greifen, wenn ich für die Quellen des Niger 9°25’ nördlicher Breite 9°45’ westlicher Länge annehme.«
Drei Monate lang hatte Major Laing sich in Sulimana aufgehalten und zahlreiche Ausflüge unternommen. Die Landschaft bietet hier einen höchst pittoresken Anblick mit schönen Hügeln, geräumigen Thälern und fruchtbaren Wiesen, welche von dichten Wäldern oder einzelnen Baumgruppen eingefaßt sind. Der Boden giebt reichlichen Ertrag und verlangt nur wenig Bearbeitung; er liefert stets gute Ernten und der Reis gedeiht vortrefflich. Ochsen und Kühe, Schafe, Ziegen, kleineres Geflügel und einige Pferde bilden die Hausthiere der Sulimanas. Von wilden Thieren findet man Elephanten, Büffel, eine Art Antilope, Affen und Leoparden in großer Anzahl.
Falaba, dessen Name von Fala Ba, dem Flusse, an dem die Stadt liegt, herzuleiten ist, mißt etwa anderthalb Meilen in der Länge und
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