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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Seine Maßnahmen werden ohne Prüfung von den Behörden gebilligt und seine Urtheilssprüche haben allenthalben rechtliche Geltung. Ich suchte vergeblich den Ursprung und die Veranlassung zu dieser merkwürdigen Vereinigung zu erforschen; allem Anschein nach sind dieselben den heutigen Timanniern, vielleicht den Mitgliedern der Pourrah selbst unbekannt, was in einem Lande, dem jede Ueberlieferung durch Schriften oder Lieder abgeht, ja nicht auffallen kann.«
    Timanni soll nach dem, was Laing darüber erfahren konnte, in vier Districte zerfallen, deren Häuptlinge sich alle den Titel eines Königs beilegen.
    Der Erdboden ist hier sehr fruchtbar und würde gewiß große Mengen von Reis, Yamswurzeln, sowie Kassavebrot, Erdnüsse und Bananen liefern, wenn die Bewohner nicht gar so träge, gleichgiltig, ausschweifend und habgierig, und vorzüglich nicht so über alle Maßen trunksüchtig wären.
    »Meiner Ansicht nach, sagt Laing, würden z. B. Hacken, Dreschflegel, Rechen Schaufeln und andere Geräthe zum gewöhnlichen Gebrauche bei diesem Volke willigen Absatz finden, wenn man sich die Mühe nähme, die Leute über die Verwendung derselben zu belehren. Diese Dinge dürften ihrem und unserem Interesse förderlicher sein, als Gewehre, aufgekrempte Hüte und Scharlachkleider, welche man ihnen jetzt ausschließlich zu liefern pflegt.«
    Trotz dieses menschenfreundlichen Wunsches des Reisenden, hat sich hierin doch auch bis heute noch nichts geändert. Die Neger huldigen noch derselben Leidenschaft für starke Liqueure und auch jetzt sieht man ihre Duodezfürsten, welche Hüte, ähnlich den Windbälgen der Accordions, auf dem Kopfe tragen, ohne Hemd, wohl aber mit blauen, mit kupfernen Knöpfen besetzten Röcken geschmückt; ja, diese Kleidung vertritt bei ihnen sogar die Rolle des eigentlichen Festgewandes. Das Gefühl der Mutterliebe scheint bei den Weibern des Landes nicht besonders entwickelt; wenigstens boten dem Reisenden zwei Frauen ihre Kinder zum Verkaufe an und überhäuften ihn mit Schimpfreden, weil er darauf nicht eingehen wollte. Einige Tage später erhob sich sogar ein wahrer Tumult gegen Laing als einen der Weißen, deren Unterdrückung des Sklavenhandels das Gedeihen des Landes empfindlich geschädigt hätte.
    Die erste Stadt, der man bei dem Eintritt nach Kouranko begegnet, ist Ma Boum. Wir können nicht umhin, hier beiläufig Major Laing’s Empfindungen mitzutheilen, welche der erste Anblick der Thätigkeit ihrer Einwohner in ihm erregte.
    »Ich zog bei Sonnenuntergang in die Stadt ein, erzählt er, und erhielt bezüglich der Einwohner derselben sofort einen recht günstigen Eindruck. Jene kamen von der Arbeit zurück; man sah es ihnen an, daß Alle den Tag über thätig gewesen waren. Die Einen hatten die Felder zur bevorstehenden Ernte, welche die bald zu erwartenden Regen noch begünstigen sollte, bearbeitet; Andere trieben Heerden in ihre Umzäunung, von denen jedes Thier durch das glatte, weiche, gute Aussehen dafür zeugte, daß sie sich auf fetten Weiden gütlich gethan hatten. Eben verhallte der letzte Hammerschlag des Schmiedes; der Weber maß das Leinwandstück, das er seit dem Morgen gefertigt, und der Gerber ordnete seine Messer und übrigen gewerblichen Hilfsmittel und barg sie in einem Sacke. Am Eingange der Moschee stand der Muezzin, der mit ernster Stimme und in gemessenen Intervallen sein »Allah Akhbar« wiederholte und die gläubigen Muselmanen zum Abendgebete rief.«
    Wenn ein Marilhat oder Henri Regnault dieses Bild zeichneten und dazu eine Landschaft, in der der letzte Sonnenglanz mit dem grünlichen und röthlichen Abendschein verschmilzt, dann könnte man wohl den so oft gebrauchten Titel, »Rückkehr vom Felde«, auch für diese Darstellung als Unterschrift anwenden.
    »Dieser Anblick, fährt der Reisende fort, bildete im Verein mit der umgebenden Natur und dem Gefühle, das er erregte, einen recht wohlthuenden Gegensatz im Vergleich mit dem Lärmen und der Verwirrung, die zur nämlichen Stunde gewöhnlich in einer timannischen Stadt herrschen; doch darf man sich vom Schein auch hier nicht blenden lassen, und ich muß zu meinem Leidwesen hinzufügen, daß das Auftreten der Kourankonier die gute Meinung keineswegs bestätigte, welche ich zuerst von ihnen gewonnen hatte.«
    Der Reisende begab sich nun nach Koufoula, wo er recht freundlich aufgenommen wurde, zog durch ein schönes Land, dessen Hintergrund die Berge von Kouranko bildeten, und rastete in Simera, wo der Chef der Stadt

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