Der Triumph des 19. Jahrhunderts
Wunder beschreiben sollte.
Der Berg Kesa. [Facsimile. Alter Kupferstich.] (S. 169.)
»Es scheint, fügt der französische Reisende hinzu, als habe Laing den Plan derselben vor Aller Augen aufgenommen, denn der Maure erzählte mir in seiner naiven und treffenden Ausdrucksweise, daß er die ganze Stadt mit Allem, was darin war, »geschrieben« habe.«
Nachdem er Timbuktu eingehend besichtigt, ging Laing, der alle Ursache hatte, den Tuaregs zu mißtrauen, während der Nacht nach Cabra, um den Djoliba zu besuchen. Statt nach Europa durch die große Wüste zurückzukehren, wollte der Major lieber über Djenne und Sego nach den französischen Besitzungen am Senegal reisen; kaum ließ er darüber aber ein Wort gegen die ihn in Menge begleitenden Foulahs fallen, als diese erklärten, nicht zugeben zu dürfen, daß ein »Nazarener« den Fuß auf ihr Gebiet setze, und sie, wenn er es doch wagen sollte, es ihm schon zu verleiden wissen würden.
Laing mußte also den Weg nach El Arouan einschlagen, wo er eine maurische Karawane zu treffen hoffte, welche Salz nach Sansanding beförderte. Er hatte Timbuktu jedoch kaum seit fünf Tagen mit der Karawane, an der er theilnahm, verlassen, als diese von dem fanatischen Scheikh Hamed ould Habib, dem Häuptling eines Stammes der Zaonats, überfallen wurde. Laing fesselte man sofort unter dem Vorwande, er habe das Gebiet des Stammes ohne Erlaubniß betreten. Zur Sühne sollte er sich zum Islam bekennen, welche Zumuthung der Major auf das Bestimmteste verweigerte. Der Scheikh und seine Helfershelfer beriethen auf der Stelle über die Bestrafung ihres Gefangenen, und dieser wurde von zwei Sklaven erdrosselt, sein Leichnam aber in der Wüste liegen gelassen.
Das war Alles, was Caillié durch Erkundigungen an Ort und Stelle kaum ein Jahr später über den Tod des Major Laing erfahren konnte. Wir haben dem nur Einiges aus dem Jahresberichte der Geographischen Gesellschaft hinzugefügt, denn mit dem Reisenden sind auch seine Reisetagebücher, gleichzeitig mit allen astronomischen Beobachtungen verloren gegangen.
Im Vorhergehenden wurde schon erwähnt, wie es Major Laing gelang, annähernd die Lage der Djoliba-Quelle zu bestimmen. Wir schilderten auch die Versuche Mungo Park’s und Clapperton’s, den Mittellauf jenes Stromes zu erforschen. Jetzt ist also nur noch von den, zum Zweck der Untersuchung des Unterlaufes und der Mündung desselben ausgeführten Reisen zu berichten. Den ersten und wichtigsten Schritt in dieser Richtung that Richard Lander, der frühere Diener Clapperton’s.
Richard Lander und sein Bruder John hatten der englischen Regierung angeboten, sich zur Erforschung des Niger bis zu dessen Ausmündung nach Afrika zu begeben. Jene nahm ohne Zögern das Erbieten an, und die beiden Brüder schifften sich auf einem Kriegsfahrzeuge nach Badagry ein, wo sie am 19. März 1830 landeten. Der Beherrscher des Landes, Adouly, den Richard Lander von früher her in bestem Andenken hatte, war eben sehr traurig gestimmt.
Seine Hauptstadt hatte man niedergebrannt; seine Anführer und besten Soldaten waren im Kampfe gegen die Lagos gefallen und er selbst nur mit genauer Noth dem Feuer entgangen, das sein Haus und seine Reichthümer verzehrte.
Jetzt galt es ihm, seinen Schatz auf’s Neue zu füllen; er beschloß das auf Kosten der Reisenden zu thun. Zunächst erhielten diese die Genehmigung zu einem Zuge in das Landesinnere nur gegen Abtretung aller ihrer kostbarsten Waaren. Außerdem mußten sie sich zur Bezahlung für ein Kanonenboot mit hundert Mann, für zwei Fäßchen Rum, zwanzig Barils Pulver und verschiedene andere Waaren verpflichten, obwohl sie wußten, daß der ebenso habgierige wie trunksüchtige Fürst diese niemals liefern würde.
So wie der Herrscher mit dem schlimmsten Beispiele voranging, thaten es ihm dessen Unterthanen möglichst gleich, betrachteten die Engländer als gute Beute und benutzten jede Gelegenheit, sie zu berauben.
Am 31. März endlich konnten Richard und John Lander Badagry verlassen. Sie zogen über Wow, eine bedeutende Stadt, über Bidjie, wo Pearce und Morrison bei der vorhergehenden Expedition krank geworden waren, ferner über Jenna, Chow, Egga, lauter von Clapperton früher besuchte Ortschaften, über Engua, wo Pearce mit Tode abging, Asinara, die erste ihnen begegnende Stadt mit Umfassungsmauern, Bohu, die alte Hauptstadt von Yarriba, Jaguta, Leoguadda, Itcho mit weitberühmtem Markte, und gelangten, geführt von einer, ihnen vom Könige
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