Der Triumph des 19. Jahrhunderts
eine Meile in der Breite. Die Häuser daselbst stehen, im Vergleich zu denen anderer Städte Afrikas, ziemlich dicht bei einander, und die Stadt mag gegen sechstausend Bewohner zählen.
Ihre Lage als befestigter Platz ist recht gut gewählt. Erbaut auf einer Bodenerhebung inmitten einer, während der Regenzeit gänzlich überschwemmten Ebene, umschließt sie eine Palissade aus sehr hartem Holze, die allen Kriegsmaschinen jener Völker hinreichenden Widerstand leistet.
Wunderbarer Weise scheinen in diesem Lande Männer und Frauen die gewohnten Beschäftigungen geradezu vertauscht zu haben. Mit Ausnahme des Einsäens und der Ernte fallen den Letzteren alle Feldarbeiten zu; sie erbauen die Häuser, betreiben das Maurerhandwerk oder sind Barbiere und Wundärzte; die Männer dagegen besorgen die Milchwirthschaft, melken die Kühe, nähen und reinigen die Wäsche.
Am 17. September brach Laing wieder nach Sierra Leone auf; er brachte vom Könige Geschenke mit und erreichte, nachdem ihn eine große Strecke weit eine zahlreiche Volksmenge das Geleit gegeben hatte, ohne Unfall die englische Niederlassung.
Laing’s Zug nach Timanni, Kouranko und Sulimana entbehrt immerhin nicht eines gewissen Werthes. Er eröffnete uns Länder, welche bis dahin noch keines Europäers Fuß betreten hatte, und unterrichtete uns über die Sitten, Erwerbszweige und den Handel der Einwohner ebenso wie über die Naturproducte jener Gegenden. Gleichzeitig wurde der Lauf und die Quelle des Rochelle erforscht und man erhielt zum ersten Male Kunde von der Quelle des Djoliba (Niger). Wenn der Reisende dieselbe auch nicht mit eigenen Augen gesehen, so befand er sich doch nahe genug, um ihre Lage annähernd richtig angeben zu können.
Die Resultate, welche Laing mit dieser Reise erzielt hatte, gaben seinem Eifer für weitere Entdeckungen nur einen verstärkten Anstoß. Er beschloß also, den Versuch zu wagen, bis Timbuktu vorzudringen. Am 17. Juni 1825 schiffte sich der Reisende von Malta nach Tripolis ein und verließ diese Stadt mit einer Karawane, zu welcher auch Hatita, ein Targhi-oder Touaregfürst und Freund des Kapitän Lyon, gehörte, der ihn bis Tuat begleitete. Nachdem er zwei volle Monate in Ghadames verweilt, verließ Laing diese Oase im October und wandte sich nach Inçalah, dessen Lage er viel westlicher bestimmte, als man bisher angenommen hatte. In dieser Oase hielt sich der Major vom November 1825 bis zum Januar 1826 auf, gelangte dann nach Ouadi Touat, wollte von hier aus nach Timbuktu gehen, den Djenne-oder Dibbie-See besuchen, das Land Melli in Augenschein nehmen und dem Laufe des Djoliba bis zu dessen Mündung folgen. Dann gedachte er bis Sokatu zurückzukehren, den Tchad-See zu berühren, und hoffte von hier aus bis zum Nil zu gelangen. Es war, wie man erkennt, ein weit angelegtes Project, dessen Durchführung freilich vielen Gefahren und Wechselfällen begegnen mußte.
Als die Karawane, der sich Laing angeschlossen, Touat verlassen hatte, wurde sie, nach Aussage der Einen von Tuaregs, nach der von Anderen von Berbichen, einem in der Nähe des Djoliba hausenden Stamme, überfallen.
»Laing, den man als Christen erkannte, erzählt Caillié, der diese Nachrichten in Timbuktu sammelte, wurde entsetzlich mißhandelt; man schlug ihn mit Stöcken, bis er scheinbar todt dalag. Ein anderer Christ, ich glaube jedenfalls ein Diener des Majors, wurde wirklich durch Stockhiebe getödtet. Die Mauren aus der Karawane Laing’s hoben jedoch dessen Körper auf und es gelang ihrer Sorgfalt, ihn in’s Leben zurückzurufen. Sobald er das Bewußtsein wieder erlangt hatte, brachte man ihn auf sein Kameel, wo er festgebunden werden mußte, da er sich vor Schwäche unmöglich halten konnte. Die Räuber hatten ihm so gut wie nichts gelassen; der größte Theil seiner Waaren war ihm entführt worden.«
In Timbuktu am 18. August 1826 angelangt, erholte sich Laing allmählich von seinen Wunden. Die Wiedergenesung ging zwar nur langsam von Statten, doch ließen ihn wenigstens die Bewohner der Stadt in Frieden, was er wohl den von Tripolis mitgebrachten Empfehlungsbriefen und der aufmerksamen Fürsorge seines Wirthes verdankte, der selbst aus Tripolis stammte.
Nach dem, was ein Greis Caillié mittheilte, hatte Laing – ein Umstand, der höchst auffallend erscheint – die europäische Kleidung nicht abgelegt und sich überall als Abgesandten des Königs von England, seines Herrn, erklärt, der Timbuktu besuchen und die in dieser Stadt vermutheten
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