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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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vertrauen?« höhnte er.
    Ich hätte am liebsten gesagt: Solange Ihr mit im Spiel seid, ja. Aber ich beherrschte mich.
    »Für ihn bedeutet jedes Vertrauen eine große Gefahr.«
    Es brachte ihn zum Nachdenken. Wie mir schien, konnte er sich in eine solche Lage hineinversetzen. Endlich sagte er: »Ich verspreche es.«
    »Und daß Ihr danach mit allen Kräften nach dem Sohn dieses armen Kerls dort drüben suchen laßt.«
    »Seid Ihr bald fertig mit Euren Zusatzwünschen?« fragte er böse.
    »Das ist nur die Bestätigung eines alten Wunsches.«
    »Also gut«, knurrte er. »Auch das verspreche ich.«
    Ich holte Atem und wandte mich zur Tür.
    »Wollt Ihr ihn nicht aufwecken?« erkundigte sich Moniwid und zeigte mit dem Daumen auf den schlafenden Löw. Ich schüttelte den Kopf.
    »Die ganze Geschichte geht ihn nichts an; sein Sohn ist nur durch unglückliche Umstände hineingeraten, und es ist besser für ihn, wenn er so wenig wie möglich weiß.«
    Ich wollte hinausgehen, aber er hielt mich nochmals auf.
    »Ihr seid so ruhig«, sagte er mißtrauisch. »So habe ich Euch in der ganzen letzten Zeit noch nicht erlebt. Wißt Ihr den Namen des Mörders schon?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich höre ihn nicht eher als Ihr.«
    Seine Augen weiteten sich, und ich drehte mich um und verließ das Zimmer.
    Reckel stand ein paar Schritte entfernt und schaute durch eine schmale Scharte ins Freie hinaus. Ich gesellte mich zu ihm, und er trat beiseite, als wolle er mich auch hindurchsehen lassen. Unwillkürlich tat ich es, aber es war nichts zu sehen außer der verregneten Finsternis eines unbeleuchteten Stück Innenhofs.
    »Dort drin warten Albert Moniwid, der Anführer der polnischen Delegation, zu welcher die Ermordete gehörte, und der Vater des jungen Mannes, der verschwunden ist«, erklärte ich. »Letzterer ist vor Erschöpfung eingeschlafen, aber das soll uns nicht bekümmern. Es ist wichtig, daß Moniwid und ich hören, was Ihr uns mitteilen wollt.«
    Er nickte und stapfte ohne jedes Zögern an mir vorbei zu Moniwids Zimmer. Ich folgte ihm mit klammen Beinen. Die Erregung hatte mich doch wieder gepackt.
    Er hatte nicht nur Courage, sondern auch Stil. Nachdem ihm Moniwid bei seinen ersten Worten polternd dazwischengefahren war, daß er Latein sprechen solle, weil er sonst nicht verstehen könne, entschuldigte er sich in einer Sprache, die ich für Polnisch hielt, weil ihm Moniwid im gleichen Idiom verblüfft darauf antwortete. Danach wechselte er mühelos zu Latein. Er sagte über sich selbst nur das Nötigste; seinen Namen, der dem Polen nichts bedeutete, und daß er in der Stadt sei, um nach dem Erbe seines Vaters zu suchen, aber er tat es so formvollendet, daß nicht einmal der mißmutige Moniwid etwas an seiner Vorstellung auszusetzen hatte.
    »Nachdem ich entdeckt hatte, daß das Versteck unter dem Vorratskeller leer war, konzentrierte ich meine Nachforschungen auf Ulrich Ebran. Ich war mir sicher, daß er das Geld entfernt hatte. Ich konnte ihn im Troß des Herzogs ausmachen, aber es ergab sich niemals eine Gelegenheit, seiner habhaft zu werden; und ich hätte ihn nur zu gerne in die Hände bekommen. Nach seiner Aufdeckung der Bürgerverschwörung hatte er eine Weile einen hohen Rang im Ansehen Herzog Heinrichs innegehabt, aber durch den Sinneswandel des Herzogs gegenüber den Bürgern und auch durch Ebrans Mangel an weiteren hervorragenden Taten rutschte er wieder weiter und weiter in der Gunst Heinrichs zurück, bis er schließlich dort angelangt war, wo er angefangen hatte: Als kleiner, unbedeutender Höfling, der mit seinen bunten Gewändern und seinem hübschen Gesieht die eine oder andere Edeldame oder Bürgerstochter ins Heu bekam, sonst aber nichts tat, um dem Herrn sein Verweilen in diesem Leben zu rechtfertigen. Dieser Prozeß dauerte einige Zeit, aber letztendlich kam der Tag, an dem es mir möglich schien, ihm aufzulauern und ihn in einem kühnen Handstreich zu entführen, ohne daß allzuviel Aufhebens um sein Verschwinden gemacht würde.«
    »Ihr habt ihn in die Hände bekommen, und er hatte das Geld nicht mehr«, sagte ich, aber er schüttelte den Kopf.
    »Meine Vorbereitungen waren beinahe abgeschlossen, da verließ er den Hof Herzog Heinrichs und begab sich in den Dienst Ludwigs des Bärtigen.«
    »Nach Ingolstadt?« rief ich. »Direkt an Euren Wohnort?«
    »Es nützte mir nichts«, erklärte er. »Ich hätte es wagen können, ihn aus Landshut zu entführen, aber vom Hof Ludwigs, in dessen Stadt ich Zuflucht

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