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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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herum.
    »Ich zeige es Euch«, sagte er, und zu meinem Entsetzen führte er mich zu der aufgebahrten Leiche. Ich folgte ihm willenlos. Sie war schon tot, bevor man sich mit ihrem Leib befaßte.
    »Seht hier.«
    Meine Blicke folgten seiner ausgestreckten Hand, die leicht über den erstarrten Körper glitt und mit kundigen Fingern auf die Stellen wies, die seine Vermutung unterstützten. Währenddessen erklärte er mir, was das, was meine Augen sahen, zu bedeuten hatte. Er war noch jung genug, um bestürzt über seine eigene Entdeckung zu sein, und er drückte sich aus diesem Grund anders aus, als er es vielleicht sonst tat, wenn er seinen Mitstudenten oder einem Mentor etwas erläutern mußte. Die ganze Zeit über befand er sich auf der anderen Seite des toten Mädchen, als wünschte er, daß mein Blick durch nichts behindert würde.
    Er hatte mit einem Tuch den festgebackenen Lehm von den Stellen entfernt, die er untersucht hatte. Das Gesicht hatte nicht dazu gehört; es war noch immer verklebt und von einer mittlerweile getrockneten, käsig weißen Schicht überzogen, die der Farbe ihrer toten Haut erstaunlich ähnelte. Selbst wenn jemand Wert darauf gelegt hätte, wäre es ihm unmöglich gewesen, ihre Züge genau zu erkennen oder zu entscheiden, ob sie schön oder häßlich gewesen war. Sein Untersuchungsziel war der Leib der Toten gewesen, und was sich zwischen den Knien und dem Kopf befand, hatte er gründlich gesäubert.
    »Ihr seht diese dunklen, blauroten Flecken an ihrem Hals, wo die Haut aufgeschunden und rauh wirkt? Der Mörder hat hier seine Hände angelegt und ihr den Atem abgedrückt. Es dauert eine Weile, bis der Tod auf diese Weise eintritt, selbst bei Hinrichtungen, wo der Delinquent gefesselt ist und sich nicht wehren kann. Wir dürfen annehmen, daß sie sich gewehrt hat: Der Mörder mußte sie niederhalten, und er tat es vermutlich, indem er sich auf ihren Körper kniete. Hier an den Rippen und darüber an den Brüsten ist das Fleisch bösartig gequetscht. Die Adern sind geplatzt und haben diese großen blauen und gelben Stellen verursacht, als sich das Blut in das Gewebe ergoß. An dieser Stelle hier unterhalb der Achsel ist die Haut so tief abgeschürft, daß die Rippenknochen darunter zu sehen sind – vielleicht wurde sie über einen scharfkantigen Gegenstand gewälzt, einen Stein oder dergleichen. Ich nehme an, daß es trotzdem noch einige Zeit dauerte, bis ihre Gegenwehr erlahmte. Vermutlich hat sie sich in der Agonie mehrmals auf die Zunge gebissen; daran habe ich nicht gedacht. Man könnte den Mund öffnen und …«
    »Bitte nicht«, würgte ich hervor, und seine Hand zuckte zurück.
    »Hier unten an den Hüftknochen ist die Haut aufgeplatzt und das Fleisch verletzt, aber man sieht keine so großen verfärbten Stellen wie die am Oberkörper, die ich Euch gezeigt habe. Sie wurde geschlagen, wahrscheinlich mit einem harten Gegenstand, aber sie war zu diesem Zeitpunkt schon tot . Das Blut floß nicht mehr durch die Adern, und folglich konnte sich nur wenig in das Gewebe ergießen, als die Adern zerrissen. Das Blut an ihren Schenkeln stammte mit Sicherheit von der tiefen Aufschürfung an ihren Rippen und wurde später hier verschmiert, um den Eindruck der Vergewaltigung einer Lebenden vorzutäuschen. Das gleiche gilt für die vaginalen Verletzungen. Ich habe festgestellt, daß …«
    »Hört auf«, sagte ich. »Ich habe es mittlerweile verstanden.« Er starrte mich einen Moment an, dann fuhr er fort.
    »Nein, Herr Bernward. Es ist wichtig, daß Ihr alles begreift. Auch ich habe es erst nach und nach begriffen. Die Verletzungen ihres Schoßes passierten nicht nur, als das Leben schon aus ihrem Körper gewichen war; sie wurden ihr mit einem Instrument zugefügt, das mit einem männlichen Glied nur die grobe Form gemeinsam hat. Ich habe, um ganz sicher zu gehen, den Innenraum ihres Geschlechts untersucht: Ich habe erstarrtes Blut gefunden, das wahrscheinlich von den Pressungen herrührt, mit denen sich ihre Muskeln gegen die Erdrosselung wehrten, aber ich habe keinerlei Anzeichen für männlichen Samen entdeckt. Da ich davon ausgehe, daß ein Mann, der einer Frau so etwas antut, darin seine Befriedigung finden will, müßten aber Anzeichen eines Ergusses vorhanden sein. Wenn Euch das noch nicht genügt, seht Euch die Verletzungen ihres Schoßes an. Sie sprechen für sich; kein menschlicher Penis, und sei er noch so stark erigiert, könnte das zarte Gewebe dort derart zerreißen.«
    »Wollt Ihr

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