Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
Gedanke ist immer stärker geworden», sagte Merrily. «Ich fühle mich dafür verantwortlich. Es ist das wenigste, wasich tun kann. Du musst auch nicht mitkommen. Zeig mir einfach die Richtung, in die ich gehen muss. Und es ist auch in Ordnung, wenn du das alles für Quatsch hältst.»
    Lol nickte.
«Mit einem anderen Fluss zusammenfließen»
, murmelte er.
    «Wie bitte?»
    «Das war nur eine Zeile aus einem Song.»
     
    Die Baumkronen berührten sich hoch über dem Pfad, sodass der Mond durch die Zweige fiel wie das Licht einer Sturmlaterne durch die Vergitterung des Lampengehäuses. Lol erinnerte sich nicht besonders gut an den Weg, aber er war trotzdem sicher, dass sie auf das Feld kommen würden.
    Er fragte sich, ob Merrily heimlich hoffte, dass ihr das Gebet auf dem von Geistern heimgesuchten Hopfenfeld von Gott mit irgendeiner mystischen Erkenntnis gelohnt würde, mit einer Erklärung für das Sterben von Stephanie und Gerard Stock.
    Denn es schien unwahrscheinlich, dass jemand anders mit solch einer Erklärung aufwarten konnte.
    «Weißt du, was ich langsam glaube?», sagte sie in diesem Moment wie aufs Stichwort. «Ich glaube, dass Stock aufgrund seiner beruflichen Laufbahn und seines Verhaltens vollkommen falsch beurteilt wurde. Inzwischen denke ich, dass er zu Simon St.   John gegangen ist, weil er seine Unterstützung wirklich brauchte, nachdem er – zweifellos erst nach und nach – zu dem Schluss gekommen war, dass Stephanie von etwas Bösem besessen war. Ich glaube, er wollte, dass
sie
exorziert wird, nicht die Hopfendarre.»
    «Aber er war nicht der Typ, der so etwas einfach klar und deutlich sagen konnte.» Lol hielt einen Zweig hoch, damit Merrily darunter hindurchschlüpfen konnte. «Also hat er es auf Stewart geschoben, der als Geist viel akzeptabler war.»
    «Die Mail, die er ins Büro geschickt hat, war sehr direkt undsehr offen», sagte sie. «Er hat um meine Unterstützung als Christin gebeten. Er schrieb, seine Frau und er seien am Rande des Wahnsinns angekommen. Ich habe heute auch mit einem Journalisten gesprochen, Fred Potter, der sich mit Stephanies Kolleginnen unterhalten hat. Sie scheint einen radikalen Persönlichkeitswandel durchlaufen zu haben. Von der grauen Maus zur   … zu jemand wesentlich Offensiverem.»
    «Sprichst du eigentlich gerade von Besessenheit?»
    «Ich weiß nicht. Ich bin die Einzige, die diese Möglichkeit überhaupt in Betracht ziehen muss. Also versuche ich es möglichst nicht zu tun.»
    «War es nicht Conan Doyle, der Sherlock Holmes hat sagen lassen:
Oh .»
    Genau wie beim ersten Mal lief Lol beinahe dagegen. Gegen die ersten kahlen Hopfenstangen. Merrily und er traten aus dem Wäldchen heraus und ins helle Mondlicht. Sie hatten die erste Allee der Hopfengestelle vor sich, die nackten Gerüste schimmerten im Mondschein weißlich wie prähistorische Knochen.
    «Meine Güte», flüsterte Merrily. «Du hattest recht. Es ist ganz und gar nicht schön hier.»
     
    Sie nahm seine Hand und führte ihn in die Mitte des Hopfenfeldes – dieses Feldes, das aussah wie die Bühne einer Massenkreuzigung. Unter einem zerbrochenen Gerüst blieben sie stehen, das Querstück hing herunter, ein Flor toter Ranken schwankte im Wind. Vor Lol tauchte ein Bild auf: Stephanie, wie sie mit der Ranke auf dem Bett im Schlafzimmer lag. Er blinzelte das Bild weg.
    «Es muss heute Nacht gemacht werden», sagte sie. «Morgen wimmelt es hier wahrscheinlich von Presseleuten und Schaulustigen.» Sie sah sich um. «Ich würde uns zuerst gern gegen alles schützen, was hier vielleicht sonst noch ist. Also beten wir St.   Patricks Harnisch.
Christus sei bei uns, Christus sei in uns   …
Kennstdu das? Und vielleicht sollten wir einen Lichtkreis rund um das Hopfenfeld und das Darrenhaus visualisieren, der sich bis nach Knight’s Frome ausbreitet.»
    «Klar. Ich meine, ich tu mein Bestes.»
    In Wahrheit erfüllte ihn eine unerwartete und etwas peinliche Aufregung. Das hier war etwas ganz anderes als die Reinigung der Hopfendarre. Jetzt waren sie nur zu zweit. Unter dem großen Vollmond.
    Sie sagte: «Ehrlich gesagt, bin ich nicht sicher, ob ich das hier heute Nacht alleine schaffen würde.»
    «Ich tue alles, was   …»
    «Sei einfach da. Und denk nichts Schlechtes über sie. Wünsche ihnen   … Liebe. Wenn du willst, kannst du auch ein paar meiner Sätze wiederholen.»
    «Merrily?»
    «Mmm?
    «Ich glaube, du schaffst das hier. Ich glaube an dich.»
    «Ich weiß.»
    Sie schwiegen eine

Weitere Kostenlose Bücher