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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Treffen im Bischofspalast angesetzt worden. Der Bischof will hören, was Sie dazu zu sagen haben, und zwar in allen Einzelheiten, damit er entscheiden kann, ob   …»
    «Die Vorwürfe ernsthaft genug sind, um darauf reagieren zu müssen. Einen Moment, sagten Sie vorhin Staatsanwaltschaft? Stock ist tot, also gibt es keine Anklage, nur die amtliche Untersuchung. Warum sollte die Staatsanwaltschaft   … Oh.»
    «Allerdings», sagte Sophie.
    «Oh mein Gott.» Merrily wurde kalt.
    «Es tut mir sehr leid, dass ich Ihnen das sagen musste, Merrily.»
    «Das ist ja wohl kaum Ihre Schuld.»
Wie konnte es nur dazu kommen?
    «Das Treffen ist um Punkt elf Uhr», sagte Sophie. «Wenn ich an Ihrer Stelle wäre   …»
    «Sophie   … könnten Sie mich vielleicht entschuldigen?»
    Sophie sagte: «Wie bitte?»
    «Ich habe eine andere Verabredung, das ist alles.»
    «Merrily, Ihnen ist doch klar, wie Ihr Nichterscheinen hier gedeutet würde, oder?»
    «Es ist inzwischen noch einiges passiert. Ich vermute, die Neuigkeiten haben sich noch nicht bis zur Domfreiheit verbreitet.»
    «Neuigkeiten?»
    «Allan Henrys Stieftochter Layla wurde heute Nacht von Amy Shelbone erstochen. Sie hat auch Eirion verletzt.»
    «Was?» Sophies Stimme klang leise und brüchig.
    «Das ist eigentlich nicht der Grund, aus dem ich nicht zu dem Treffen kommen kann», sagte Merrily. «Aber ich dachte, Sie sollten es wissen.»
     
    Lol nahm seinen Schlüsselbund, schloss die Stallungen ab und fuhr den Astra auf den Weg. Obwohl noch nicht mal Mittag war und er die ganze Strecke mit offenem Fenster fuhr, war es ihm schon viel zu heiß.
    Auf seinem Weg durch Knight’s Frome sah er Simon St.   John auf der buckeligen Brücke stehen. Er gab Lol ein Zeichen, dass er anhalten sollte.
    «Es tut mir leid, Lol.» Er trug ein schwarzes Hemd, einen Priesterkragen und eine uralte Jeans. Er schwitzte, und sein Haar erinnerte an die schlappen Blätter einer lange vernachlässigten Zimmerpflanze. «Egal, was ich an dem Abend kürzlich zu dir gesagt habe, es tut mir leid.»
    «Erinnerst du dich denn nicht mehr daran?»
    «Jedenfalls war es höchstwahrscheinlich ziemlich beleidigend, und das tut mir leid.» Simon blinzelte im Sonnenlicht, unternahm aber keine Anstrengung, aus dem grellen Licht zu gehen. «Hast du heute schon mit Mrs.   Watkins gesprochen?»
    «Nicht mehr, seit es hell geworden ist.»
    «Lol, ich brauche sie.»
    Lol starrte ihn nur wortlos an.
    «Ich bin in ziemlichen Schwierigkeiten.» In Simons Augen stand deutliches Unbehagen. «Ich habe sie angerufen und sie gebeten rüberzukommen, aber ich weiß nicht, ob sie es wirklich tut.»
    «Erzähl schon.» Lol hatte nicht viel Zeit, aber wenn Merrily damit zu tun hatte, wollte er wissen, worum es ging.
    «Das ist so ein Pfarrer-Ding.» Simon begann zu lachen. «Oh, verflucht nochmal.»
    «Warum fluchst du eigentlich ständig, Simon?»
    «Aus Verweigerung. Ich bin ein kranker, verdorbener Pfarrer, der sich weigert, die Wahrheit zu erkennen. Tja, Lol, wir sind zwar nicht gerade Seelenverwandte, aber ich schätze, wir haben ein paar finstere Erfahrungen gemeinsam. In meinem Fall sind sie noch gelegentlich dadurch kompliziert worden, dass ich, wie du bestimmt schon irgendwo gehört hast, zu einer gewissen sexuellen Ambivalenz neige. Andererseits wurde ein durch und durch heterosexueller Rockmusiker in den siebziger und achtziger Jahren für total pervers gehalten.»
    «Das meinst du aber nicht mit verdorben, oder?», sagte Lol von seinem Aussichtspunkt auf dem Hügel des Schlafmangels. Wozu sollten solche Bekenntnisse eigentlich führen? Es war, als ob Simon verzweifelt Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit vermitteln wollte.
    «Oh nein», sagte er. «Die körperlichen Sachen habe ich unter Kontrolle.» Er drehte sich zu der Kirche und den Dächern des Dorfes um. «Was für ein Ort des
Grauens!
»
    Lol dachte an Isabels Worte auf dem Friedhof.
«Schien nach Wales genau das Richtige zu sein. Schön langweilig. Kein historischer Ballast, verstehst du? Eigentlich überhaupt keine Geschichte, wenn man mal vom Hopfenanbau absieht. Es war perfekt. Und jetzt? Jetzt ist überall Blut.»
    «Ich bin extrem hypersensibel, Lol, es ist unerträglich, du kannst dir das nicht vorstellen», sagte Simon. «Das ist mein eigentliches Problem. So wie andere Leute, die empfindliche Haut haben und nicht in die Sonne gehen können. Wirst du ihr das sagen?»
     
    Eirion bekam mit, dass Merrily noch anderes zu tun hatte, und sagte, dass er eine

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