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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Gitarrenbau keinen Vollzeit-Job und wollte außerdem ab und zu Saisonarbeit auf Bauernhöfen annehmen: etwa als Obstpflücker und   … bei der Hopfenernte?
    Jetzt sah es so aus, als hätte Al Boswell die Pferde vor seinem Wagen endgültig ausgespannt und sich niedergelassen.
    «Und falls Sie das nicht schon gewusst haben», bemerkte Sally Boswell trocken, «die Roma sind berühmt für ihre haarsträubenden Lügengeschichten. Und stolz sind sie auch noch darauf, obwohl ich selbst nach all den Jahren nicht verstehe, warum eigentlich.»
    «Wir wollen einfach Konflikte vermeiden, das ist alles», sagte Al. Er hatte nur sehr wenige Falten im Gesicht, und seine Haut war heller, als man es bei einem Zigeuner erwarten würde. «Es ist wirklich erstaunlich, wie viele Konflikte durch eine kleine Flunkerei im rechten Moment vermieden werden können. Die Wahrheit kann manchmal sehr verletzend und gefährlich sein. Jetzt sag schon, mein Freund,
ganz ehrlich
: Was denkst du über dieses Instrument?»
    Lol hatte das Gefühl, dass die Situation immer unwirklicher wurde. Er dachte: Warum sollte es Alfonso Boswell kümmern, was ich denke?
    «Wir haben Sie spielen hören», sagte Sally. «Wir haben Sie von draußen belauscht, offen gesagt.»
    «Dann wissen Sie ja auch, dass ich nicht mal dazu imstande bin, sie zu stimmen.» Lol war verlegen. Er hatte immer noch die Gitarre in der Hand, achtete aber darauf, die Saiten nicht mehr zu berühren.
    «Wie lange spielst du schon?», fragte Al Boswell.
    «Oh   …» Lol blinzelte nervös. «Seit ich als Kind eine Plastik-Gitarre bekommen habe. Trauriges Resultat nach all der Zeit, was?»
    «Es ist nicht die Technik, die zählt, mein Freund. Es ist das
Herz
, die Beziehung. Und das weißt du ganz genau.» Al tippte an den Gitarrenkörper. «Die hier – die ist noch ganz jung, verstehst du? Sie ist die erste in diesem Jahr. Und sie wird vermutlich auch die letzte in diesem Jahr sein, glaube ich. Sie muss sorgfältig eingespielt werden. Ich gebe niemals eine weg, die noch nicht eingespielt ist. Was meinst du? Ist sie es wert?»
    «Oh Al!» Sally runzelte die Stirn. «Du kannst doch jetzt keine Spontanbewertung erwarten. Warum überlässt du Mr.   Robinson das Ding nicht für ein paar Wochen?»
    Al starrte sie an und riss dann die Arme hoch. «Verdammt, warum bin ich darauf nicht selbst gekommen? Genau, nimm sie mit, mein Junge. Spiel sie ein. Und bring sie   … sagen wir   … im September zurück, passt dir das? Es sei denn, du willst sie kaufen. In dem Fall werden wir uns dann schon einig werden.»
    Lol war schockiert. Er stellte die Gitarre vorsichtig wieder auf den Ständer und trat einen Schritt zurück.
    «Was soll das jetzt bedeuten?», fragte Al. «Ist das so eine Art
Gaujo
-Beleidigung?»
    Sally schloss kopfschüttelnd die Augen.
    «Das geht mir alles zu schnell», sagte Lol. «Ich komme in dieses Museum, Sie wissen nicht das Geringste über mich   … Ich kann mir doch nicht einfach ein Instrument im Wert von sechstausend Pfund unter den Arm klemmen und hier rausspazieren   …»
    «Heilige Jungfrau!», schrie Al. «So viel verlangen die inzwischen? Ich habe noch nie mehr als zweieinhalb bekommen!»
    Sally lächelte Lol geduldig an. «Mr.   Robinson. Vorhin hat uns Mr.   Levin angerufen, um uns zu sagen, dass Sie auf dem Weg sind. Al kennt ihn seit einer Ewigkeit. Mr.   Levin hat das Gefühl, dass Sie ein bisschen Inspiration brauchen könnten.» Sie sah ihn über ihre Halbbrille hinweg an. «Also – wie man so sagt: Verpassen Sie diese Gelegenheit nicht.»
    Laut lachend ging Al Boswell aus dem Museum.
     
    «Er liebt seine kleinen Spielchen», erklärte Sally. «Sie sind allerdings manchmal ein klein bisschen böse. Er ist nur hinausgegangen, um einen Gitarrenkoffer für Sie zu suchen.»
    Sie beugte sich vor, um die Gitarre auf dem Ständer gerade zu rücken. Als sie sich wieder aufrichtete, registrierte Lol, dass sie größer war als er. Wirkte Al etwas unberechenbar, so war Sally heiter und aufmerksam.
    «Al schuldet Prof seit Urzeiten den ein oder anderen Gefallen, und er wollte ihm eine Gitarre dafür geben, aber Mr.   Levin hat darauf beharrt, dass eine Boswell niemals bei jemandem landen sollte, der sie nicht spielen kann. Das hier ist die Gitarre, die Al Prof zugedacht hat. Betrachten Sie sich doch einfach als eine Art Vermittler in dieser Sache. Spielen Sie sie, solange Sie da sind, wenn es Ihnen Freude macht, und wenn Sie abreisen, vergessen Sie einfach, sie

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