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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Klosterschülerin.»
    «Und das prägt, ob man will oder nicht», sagte Stephanie kläglich.
    Lol musterte sie genau. Er war immer noch nicht sicher. Er erinnerte sich, dass seine Hopfenfrau dunkles, strähniges Haar gehabt hatte. Aber vielleicht war es auch nur feucht gewesen. Stephanies Haar war goldbraun, schien etwas kürzer und wirkte insgesamt gesünder. Genauso wie ihre gesamte Erscheinung. Sie lächelte viel und war selbstbewusst, ganz anders als die jammernde Todesfee, die sich in abgestorbene Hopfenranken gewickelt hatte. Andererseits war auch dies nicht die Stephanie Stock, die man ihm beschrieben hatte.
    «Kaffee?», fragte Stephie. «Bier? Wein?»
    Merrily schüttelte den Kopf. «Vielleicht danach.»
    « Danach!
Wow. Sie ziehen es tatsächlich durch, was?»
    «Natürlich!», zischte Stock. Dann straffte er sich und nahm die Schultern zurück.
    «Der Ärmste», sagte Stephie. «Er fürchtet sich so schnell. Wenn der Katholizismus einem eins beibringt, dann ist es, sich nicht
zu sehr
zu fürchten, wenn’s mal irgendwo poltert, oder? Wissen Sie, Mary   …»
    «Merrily.»
    «Stimmt. Sorry. Sagen Sie, bin ich   … für diese Sache überhaupt passend angezogen? Ich könnte mich oben schnell umziehen.»
    «Nicht nötig», sagte Merrily. «Wie ich Gerard schon erklärt habe, möchte ich nicht, dass diese Art Gottesdienst zu düster wirkt, schließlich geht es um eine Befreiung. Wir bitten Gott darum, Ihnen Ihr Haus zurückzugeben und zugleich Stewarts Geist von dieser Erde zu befreien und ihn zum Licht zu führen. Es könnte sogar sein, dass Sie hier eine Veränderung wahrnehmen, wenn wir fertig sind.»
    «Was denn, könnte es hier drin tatsächlich heller werden?»
    «Warten wir ab, was passiert.»
    «Wow», sagte Stephie.
    Sie wirkte auf Lol sehr jung. Obwohl sie über dreißig sein musste, strahlte sie ein naives Selbstvertrauen aus, das von Unerfahrenheit, sogar von Unschuld zeugte. Als er sie vor sich sah, verstand er nicht, warum sie im Dorf so auf Unauffälligkeit achtete, warum weder Prof noch Simon sie jemals persönlich getroffen hatten. Es konnte nicht sein, dass Stock sie unter Verschluss hielt wie ein exotisches Schoßtierchen, sie wirkte überhaupt nicht so, als würde sie sich so etwas gefallen lassen. Abgesehen davon war
sie
es, die aus dem Haus ging, um Geld zu verdienen, während er daheimblieb.
    «Wie viel Zeit haben Sie denn?», fragte Merrily sie.
    «Na ja, meine Zeitarbeitsfirma hat mich bei einem großen Autohändler eingesetzt, und da ist wahnsinnig viel los   … aber zwei Stunden kann ich bestimmt wegbleiben. Reicht das? Also, ich könnte auch anrufen   …»
    «Sehen wir, wie es läuft. Hm   … Stephanie, ich habe Gerard auch schon gefragt, aber gibt es irgendetwas, von dem
Sie
glauben, dass ich es wissen sollte?»
    «Über Onkel Stewart?»
    «Oder über irgendetwas anderes.»
    «Mmh, eigentlich nicht, ich bin einfach   … ich bin einfach froh, dass Sie das für Gerard machen. Ich bin froh, dass ihn endlich jemand ernst nimmt.»
    «Aber wie fühlen
Sie
sich damit?»
    «Wie ich mich
fühle

    «Sie scheinen ja keine Angst zu haben.»
    «Wovor sollte ich denn Angst haben? Er ist mein Onkel. Mein süßer alter Tunten-Onkel Stew.»
    Merrily lächelte zögernd. Lol erkannte ihren Zwiespalt. Sieversuchte, den beiden die Bedenken zu nehmen, doch diese junge Frau schien sogar weniger Bedenken zu haben als die Exorzistin selbst.
    «Na gut», sagte Merrily. «Fangen wir an. Ich möchte zuerst ein paar Dinge in der Küche organisieren. Sie beide bitte ich darum, inzwischen hier in Ruhe darüber nachzudenken   … wofür wir das hier machen. Denken Sie an Stewart. Denken Sie daran, dass Sie Stewart
helfen
möchten. Vielleicht rufen Sie auch ein paar glückliche Erinnerungen an ihn wach.»
    Stock schnaubte leise.
    « Mir
fallen bestimmt welche ein», sagte Stephie.
    «Gut.» Merrily gab Lol einen Wink, mit ihr in die Küche zu kommen. «Und Gerard   … vielleicht denken Sie mal über eine Art Aussöhnung nach, darüber sprachen wir ja schon.»
     
    Die Airline-Tasche stand offen vor ihr auf dem Boden. Sie nahm ein Fläschchen heraus und stellte es auf den Tisch.
    «Das war früher eine Hopfenkrippe», stellte Lol fest. «Siehst du die gekreuzten Beine? In dem Gestell war so was wie eine riesige Leinwand-Hängematte befestigt.»
    «Meine Güte», sagte Merrily. «Du scheinst dich mit Hopfen ja unheimlich gut auszukennen.»
    «Unten an der Straße gibt’s ein Hopfenmuseum. Die haben

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