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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Funkverkehr eines lokalen Exekutivzentrums aufzufangen, doch die Signale kamen aus großer Entfernung und ihr Muster bereitete Ancor gehöriges Kopfzerbrechen.
    Der Schlag traf sie völlig unvorbereitet, zum einen, weil Ancor die Art des Angriffs nicht hatte voraussehen können, zum anderen, weil die Instrumente trügerische Anzeigen lieferten. Sie befanden sich immer noch im Steigflug zwischen zwei Proto-Sonnen. Die Shellback lag deshalb im Licht, während die Instrumente auf einen im Dunkel liegenden Teil der Schale gerichtet waren. Das erste Anzeichen für Schwierigkeiten erhielt Ancor, als der Computer plötzlich Alarm auslöste. Die sich verändernden Zahlenkolonnen auf dem Bildschirm teilten ihm mit, daß sie in den Sturzflug übergegangen waren, und er rief nach Cherry, der die Steuerung dem Autopiloten überlassen hatte und sich ausruhte.
    Cherry sprang auf der Stelle auf und stürzte ins Cockpit. Sein Blick flog über die Instrumentenanzeigen.
    »Das ergibt keinen Sinn, Maq!«
    »Was macht keinen Sinn? Zieh das Schiff hoch, zum Teufel noch mal!«
    »Der Funkhöhenmesser behauptet, wir befänden uns im Sturzflug, aber das Trägheitsnavigationssystem und die Position der Proto-Sonnen zeigen eindeutig an, daß wir immer noch steigen.«
    »Wie bitte?«
    »Muß sich um einen Instrumentenfehler handeln.«
    »Das ist unmöglich, Cherry. Drei voneinander unabhängige Sensoren zeigen mir dasselbe an.«
    »Das ist mir egal. Das Trägheitsnavigationssystem und meine Augen sagen mir, daß wir immer noch an Höhe gewinnen.«
    »Das kann nicht sein. Um Himmels Willen, Cherry, zieh das Ding hoch!«
    »Aber…«
    »Halte dich nur an den Funkhöhenmesser. Ich verstehe nicht, was da vor sich geht, aber ich weiß, daß wir einen Aufschlag auf der Oberfläche bei unserer derzeitigen Geschwindigkeit unmöglich überleben können.«
    Cherry seufzte resigniert, und eine Zeitlang heulten die Triebwerke der Shellback auf, als er die plötzliche Kurskorrektur durchführte. Die dabei auftretenden Trägheitskräfte preßten sie alle schwer gegen das Deck, und Ancor hörte Carli in der Kombüse fluchen, als ihr die Mahlzeit, die sie gerade zubereitete, um die Ohren flog. Cherry schloß sich ihren Flüchen an, als sich herausstellte, daß seine Kurskorrekturen nicht den gewünschten Effekt erzielten. Er drückte auf mehrere Knöpfe, was dazu führte, daß einige der Zahlenkolonnen auf Ancors Schirmen langsamer abliefen, dann saß er mürrisch im Cockpit und murmelte immer wieder: »Verrückt! Völlig verrückt!«
    Als Ancor feststellte, daß sich die Anzeigen stabilisierten, wechselte er zum optischen Orter. Auf seinen Augenbrauen sammelten sich Schweißperlen, als ihm klar wurde, wie nahe sie dem Boden gekommen waren und in welch steilem Winkel sie eingeschlagen wären. Ein derart schwerwiegender Systemausfall war noch nie auf der Shellback eingetreten, und angesichts der Fülle von Bezugspunkten, die den verschiedenen Instrumenten zur Verfügung standen, hätte er geschworen, daß ein solcher Ausfall ausgeschlossen war. Dann bemerkte er etwas, das ihm den Atem verschlug. Das Gebiet unter ihnen befand sich gerade zwischen zwei weit auseinanderstehenden Proto-Sonnen und damit in der Nachtphase. Jetzt herrschte dort plötzlich Tag, aber das Licht fiel in einem derart sonderbaren Winkel ein, daß es nur eine Erklärung dafür gab: Die Shellback war nicht auf die Schale herabgestürzt, sondern ein Teil der Schale war dem kleinen Schiff entgegengeschossen!
    Ancor tat diesen Gedanken auf der Stelle als unmöglich ab, aber nach einigen Augenblicken, in denen sein Gehirn die Vorstellung mit rasender Geschwindigkeit überdachte, schien er nicht mehr so leicht von der Hand zu weisen. Wie alle großen Schalen wurde auch die Neptun-Schale von einem Netz flacher Exis-Felder gestützt und stabilisiert. Die Felder schirmten die Gravitation der Schalenteile gegeneinander ab und verhinderten so, daß die Schale unter dem Druck ihrer eigenen Schwerkraft auseinanderbrach und willkürlich angeordnete Massenansammlungen bildete. Irgendwie hatte man eines der Exis-Felder manipuliert, und ein ganzes Stück der Schale, das jetzt nicht mehr von der übrigen Masse zurückgehalten wurde, war von der Zentrifugalkraft in den Hades-Raum geschleudert worden. Man hatte eine Fläche von mehreren Millionen Quadratkilometern Schalenoberfläche von noch unbekannter Dicke geopfert, um die Shellback zu vernichten. Der schwindelerregende Schaden, den dieser Versuch auf der

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