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Der Überlebende: Roman (German Edition)

Der Überlebende: Roman (German Edition)

Titel: Der Überlebende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst-Wilhelm Händler
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japanischen und koreanischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen werden besonders gefördert. Eihis Englisch war unzureichend, sie sprach nicht ein Wort Deutsch, nach europäischen beziehungsweise amerikanischen Maßstäben wäre sie nicht für den Kandor Club ausgesucht worden. Sie war groß und hatte dünne Beine, sie trug einen weißen Rock, eine weiße Bluse und eine weiße Jacke, die sie nur mit dem obersten Knopf über der mit einem Reißverschluss bis oben geschlossenen Bluse zugeknöpft hatte. Ihre Haut war so weiß wie ihre Kleidung und völlig faltenlos, ihre langen schwarzen Haare gingen fast bis zur Taille hinunter. Als du sie und Peter begrüßt hast, verbeugte sie sich mehrere Male, dabei fiel mir auf, sie hatte sehr große Füße.
    Es war, als hättest du gerade mit Professor Jangor gesprochen und er hätte dir die gute Nachricht überbracht, du habest nichts zu befürchten. Keine Rede von einer ernsthaften Krankheit, nur ein allgemeiner Erschöpfungszustand. Tatsächlich war es die schlechte Nachricht gewesen. Schon vor Tagen hatte dir Professor Jangor seine Diagnose mitgeteilt. – Warum hast du mir nichts gesagt, Maren? Ich glaube, ich weiß die Antwort: Die beiden Möglichkeiten Krankheit und Nicht-Krankheit überlagerten sich für dich weiterhin. Sie mussten sich noch zu einer Eindeutigkeit verdichten. Eine winzige Schwankung, ein unbedeutender Anlass würde genügen. Darüber zu reden war ein solcher Anlass.
    Du hast nicht mehr gelächelt, als ich Peter beiseitenahm und dich mit der Japanerin allein ließ. Ich war abends regelmäßig früher nach Hause gekommen und schon seit Tagen nicht mehr im Roboterlabor gewesen. Nach dem Transport der geraden Eisenstange hatten die S-bots keine weiteren Fortschritte gemacht. Sie nahmen die Stange nicht schneller auf und bewegten sie auch nicht schneller. Wir hatten sie mit verschiedenen neuen Sensoren ausgestattet, ihre Lern-Algorithmen geändert, aber sie organisierten sich nicht so, wie wir erhofften. Es dauerte einfach zu lange, mit der Hardware zu experimentieren, ich hatte beschlossen, alle Ressourcen in die Entwicklung eines S-bot-Simulators zu stecken. Wir begannen mit einem Standardprogramm, einem dreidimensionalen Simulator eines Multiagentensystems. Zu simulieren waren die Sensoren und die Aktoren der S-bots sowie die Algorithmen. Das Programm erlaubte es, eine Gruppe von S-bots entweder als unabhängige Einheiten oder als übergeordnete Einheit zu behandeln. Um zu überprüfen, ob die Simulation adäquat war, mussten wir zuerst die Experimente wiederholen, die wir mit der Hardware erfolgreich durchgeführt hatten.
    Ich ging mit Peter in den Aufenthaltsraum zu meinem Schreibtisch, dabei fiel mir auf, dass der Webstuhl leer war. Sofort überkam mich ein schlechtes Gewissen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass du den großen Gobelin fertiggestellt hattest, bestimmt war er schon nicht mehr da gewesen, als ich die Zeitungen eingesammelt hatte.
    Mein gläserner Schreibtisch war das Gegenteil von aufgeräumt, der PC nicht abgeschaltet, in der alten elektrischen Brother-Schreibmaschine ein Blatt eingespannt, ich wollte meine Steuererklärung ausfüllen. Peter quittierte das aufrecht stehende Holzei und den Obelisken aus Marmor, die ich von unserer letzten Reise aus Venedig mitgebracht hatte, mit einem fragenden Blick. Er berichtete, die Simulationsexperimente seien erfolgreich gewesen, die simulierten S-bots waren eine Treppe hochgestiegen, sie hatten eine Kluft überwunden und eine gerade Eisenstange transportiert. Auch den simulierten S-bots war es nicht gelungen, eine gebogene Stange zu ergreifen. Peter vermutete, dass der Fehler mit den Sensoren für das Drehmoment an den Gelenken der S-bots zu tun hatte. Entweder zeigten die Sensoren zu hohe Drehmomente an, oder die Regelung war fehlerhaft, die Bewegung orientierte sich an einem Messwert, der nicht mehr aktuell war.
    A lot of bad manuals out there are actually good feature specs that companies have just translated from engineeringese into a human language, then shipped. The problem with this approach is that you end up with a manual that explains every feature in depth, while keeping secret why anyone would ever want to use them. The human mind doesn’t work from disembodied specs. Humans find it extremely difficult to store free-floating information.
    Peter und ich kehrten ins Esszimmer zurück, du brachtest gerade die Suppenschüssel aus der Küche. Eihi ging hinter dir, den Blick auf den Boden

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