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Der Überlebende: Roman (German Edition)

Der Überlebende: Roman (German Edition)

Titel: Der Überlebende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst-Wilhelm Händler
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sein Gesicht war gerötet. Alles war größer: die Poren, die Bartstoppeln, dabei hatte er doch fast keinen Bartwuchs. Die wenigen Falten waren ausgeprägter, seine vollen Lippen wirkten, als wären sie aufgespritzt. Seine Nase war etwas schief, sicherlich eine Folge des Sports. Wie er fester und schneller schlug, da war es, als kämen die schwarzen Fäuste wie automatisch aus dem weißen Streifen zwischen den beiden roten Feldern.
    Ich weiß nicht, wie die Schläge und Schlagkombinationen genannt werden, Peter traf den Boxsack mit der Rechten und der Linken unmittelbar vor sich auf Schulterhöhe, er schlug auf Taillenhöhe und setzte lange, ausladende Schläge rechts und links seitlich gegen den Boxsack. Er kam ins Schwitzen und atmete heftig. Die Haare hatte er sich mit einem Gummiring zurückgebunden.
    In dem mit schwarzen Silhouetten menschlicher Torsi verzierten Boxraum schlug Peter schließlich noch schneller und noch härter. Er hätte wohl lange weitergemacht, aber Sondra gab ihm das Kommando aufzuhören, was er erst zur Kenntnis nahm, als sie sich mit auf dem Rücken gekreuzten Armen direkt neben den Boxsack stellte, seine letzten Schläge verfehlten sie nur knapp.
    Er führte die Boxhandschuhe zum Mund, mit den Zähnen löste er die Klettverschlüsse und ließ die Handschuhe achtlos auf den Boden fallen. Die Bandage der linken Hand war um den Mittelfinger blutdurchtränkt, erst als Sondra erschrocken auf die Hand starrte, hob er sie in sein Gesichtsfeld, um sich dann ungerührt den Schweiß von der Stirn zu wischen.
    Ich hatte sie beobachtet, Peter und Sondra, vielleicht eine halbe Stunde lang. Sie beobachteten mich die ganze Zeit. Sie taten nichts anderes, sie wechselten sich ab, zeitlich und räumlich. Es war ihnen klar, dass ich nicht an den Forschungsvorstand berichtete, sie hatten es sich zur Aufgabe gemacht herauszufinden, wer das Labor tatsächlich finanzierte. Obwohl Peter jetzt mit Sondra zusammen war, hatte er nicht vergessen, dass ich Burgi gefeuert hatte. Sondra wollte einen Karriereschritt tun. Wenn die beiden auf die richtige Spur kamen, würden sie mit ihrem Wissen auf den Markt gehen.
    Am liebsten hätte ich den Computer heruntergefahren, die Bürotür abgeschlossen, das Licht ausgemacht und mich auf dem Boden zusammengerollt. Mit meinem Untergang wäre ich einverstanden gewesen. Ich war unwichtig. Aber das Labor! Für den Rest meines Lebens wollte ich auf dem Boden liegen bleiben.
    Unablässig wurde ich überwacht und ausspioniert, von Peter, von Sondra und von – dir, Maren. Du und Peter, ihr habt doch gesehen – nein, nur Peter hat es gesehen, aber du hast begriffen, was nach meinem Willen entstand … was ich – erschuf! Ihr kanntet jeden Schritt, den ich machte. Ihr wusstet im Voraus, was ich als Nächstes tun würde, bevor sich überhaupt die Frage stellte.

    Als unser Wagen mit dem Cabrio zusammenstieß, muss es ein krachendes Geräusch gegeben haben. Die Scheinwerfer und die Windschutzscheibe des Cabrios können nicht lautlos zersplittert sein, aber ich kann mich an keinen Laut erinnern.
    Ich war nicht angeschnallt, noch nie hatte ich einen Unfall gehabt, ich bin nie angeschnallt, die Elektronik des Fahrzeugs habe ich so umprogrammiert, dass mich kein Warnhinweis belästigt. Ich war mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe geprallt und hatte eine Platzwunde auf der Stirn davongetragen, außerdem hatte ich mich am Knie verletzt. Du warst angeschnallt und unverletzt.
    Ich hatte mich nicht auf dem Boden des Büros zusammengerollt, sondern dich nach einer Kontrolluntersuchung aus dem Krankenhaus abgeholt. Nach dem Zusammenstoß saß ich auf einer Foliendecke auf der Straße. Ich ließ es zu, dass der Sanitäter meine Wunden verband, aber es kam nicht in Frage, dass ich ins Krankenhaus ging, um mich auf innere Verletzungen hin untersuchen zu lassen.
    Seither habe ich überhaupt keine Schmerzen mehr. Wenn ich mit dem Schraubenzieher abgleite, wenn ich mir mit dem Messer oder mit der Schere eine Schnittwunde beibringe, dann spüre ich nichts. Manchmal knicke ich mit dem Fuß um, der Knöchel schwillt an, es kommt zu einem Bluterguss, aber nichts tut weh. Ich merke nur, dass ich nicht richtig laufen kann.
    Ich fragte dich, ob ich nach dem Aufprall auf die Scheibe ohnmächtig war, nein. Trotzdem setzt meine Erinnerung erst wieder ein, als ich mich mit ausgebreiteten Armen auf die Motorhaube unseres Wagens stütze. An einer Kreuzung, an der rechts vor links galt, hatte ich dem Cabrio

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