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Der Überlebende: Roman (German Edition)

Der Überlebende: Roman (German Edition)

Titel: Der Überlebende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst-Wilhelm Händler
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ehe ich begriff, dass das tatsächlich ein Feuer war. Als ich schließlich die Scheibenwischer einschaltete, waren deren Gummis bereits angeschmolzen, das Laub, die Asche und die Gummireste verteilten sich so auf der Scheibe, dass ich überhaupt nichts mehr sehen konnte. Natürlich betätigte ich die Waschanlage, die wusch zwar den Staub und das verbrannte Laub weg, aber die Gummireste behinderten die Sicht weiter erheblich.
    Ich musste die Scheibe säubern, wagte aber nicht, auf der unübersichtlichen Straße anzuhalten. Die rote Ampel im nächsten Ort kam mir recht. Ich wollte die Tür aufmachen, als sich eine Hand auf die Türscheibe legte. Von einem selbstgestrickten roten Wollhandschuh waren die Fingerspitzen abgeschnitten, über der Hand das Gesicht einer alten Frau mit einer Mütze aus der gleichen roten Wolle. Ihren stieren Blick auf mich gerichtet, hielt sie mit der anderen Hand einen gelben Müllbeutel voller Dosen hoch. Ich verriegelte die Tür und blickte gezwungen geradeaus.
    Die alte Frau versuchte, die Wagentür zu öffnen. Als die Ampel auf Grün schaltete, trat ich nicht auf das Gaspedal, in der Furcht, sie zu verletzen. Doch die Wagen hinter mir hupten sofort und anhaltend. Schließlich fuhr ich äußerst langsam an. Der Alten stieß nichts zu, aber der Müllsack entglitt ihr, die Dosen rollten auf die Fahrbahn. Im Rückspiegel konnte ich sehen, wie sie sogleich daranging, ihre Dosen wieder einzusammeln, sie kümmerte sich nicht um den Verkehr, ein Fahrzeug bremste quietschend.
    Alle weiteren Ampeln im Ort standen auf Grün. Schließlich entschloss ich mich, vorschriftswidrig in der breiten Kurve der Autobahnauffahrt anzuhalten. Die Personen- und Lieferwagen hinter mir konnten bequem passieren und hupten nicht.
    Die Auffahrt führte über eine Anhöhe, man konnte den nächsten Autobahnabschnitt gut einsehen. Gerade war ich ausgestiegen und wollte beginnen, die Gummireste von der Scheibe zu kratzen, als ein scharfes, klirrendes Geräusch ertönte, das sich deutlich von der Lärmwalze der Autobahn abhob. Ich blickte auf und sah ein paar hundert Meter nach der Einfahrt einen Holzlaster, der riesige Baumstämme geladen hatte, die auf die Fahrbahn herabfielen. Mehrere Metallketten wirbelten in der Luft. Hinter dem Holzlaster waren keine Fahrzeuge, oder sie hatten es geschafft, rechtzeitig auf die Überholspur zu wechseln. Die Stämme rollten über die Fahrbahn auf die Standspur und dann die Böschung hinunter, keiner traf ein Fahrzeug. Jetzt brauste jedoch ein Motorradfahrer in schwarzer Lederkleidung und schwarzem Helm heran, der die Situation nicht erfasste und die Stämme zu spät bemerkte. Zwar kollidierte er nicht mit den Stämmen, aber beim Bremsen verlor er die Gewalt über sein Motorrad. Das Motorrad drehte sich, während es noch vorwärts fuhr, schließlich legte es sich auf die Seite, das Motorrad und der Fahrer schlitterten nebeneinander weiter, beide kamen auf dem Standstreifen zur Ruhe. Der Fahrer erhob sich unverzüglich, machte weit ausholende Bewegungen mit den Armen und schüttelte erst das eine und dann das andere Bein. Darauf ging er, nicht einmal humpelnd, zu seinem Motorrad, die Lederkleidung hatte ihn vor schlimmeren Verletzungen bewahrt.
    Wenn ich nicht angehalten hätte, um die Scheibe zu säubern, Peter und ich, wir wären genau in dem Augenblick in die Autobahn eingefahren, in dem die Ketten gerissen waren und der Holzlaster die Baumstämme verloren hatte. Wir wären direkt in die Baumstämme hineingefahren.

    Ich wandte mich auch an Gretas Vorgesetzten. Er sandte mir eine Voice mail.
    Ich war mir sicher, dass aus Greta ein Star werden würde. Schon in ihrem ersten Semester schickte sie mir eine Bewerbung für eine Praktikumsstelle, die sehr selbstbewusst war. Aber sie hielt, was sie versprochen hatte, sie war den anderen Praktikanten weit voraus, sowohl was ihr Wissen betraf als auch in ihrer Art, die Dinge anzugehen. Nach nur zwei Jahren machte sie den Bachelor und brauchte auch nur ein Jahr für den Master – aber das wissen Sie ja. Was Sie vielleicht nicht wissen: In der Bewerbung gab sie als Beruf ihres Vaters Ingenieur an und als Tätigkeit ihrer Mutter Künstlerin. Mit keinem Wort erwähnte sie, dass Sie schon seit fast dreißig Jahren bei D’Wolf arbeiteten und Werksleiter sind.
    Ich habe sie aufgefordert, sich nach dem Ende ihres Studiums auf eine Stelle im Marketing zu bewerben, das tat sie, und ich nahm sie sofort. Sie hat die Erwartungen mehr als erfüllt, ich

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