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Der unausweichliche Tag - Roman

Der unausweichliche Tag - Roman

Titel: Der unausweichliche Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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filatures auf sich hatte. Demnächst wollen wir auch einige Zuchtfarmen besuchen, die noch in Betrieb sind.«
    »Ach«, sagte Audrun. »Über diese Farmen könnten wir ihnen eine Menge erzählen, was, Marianne?«
    »Aber ja«, erwiderte Marianne. Sie stand auf und rührte die Schnecken im Topf um. Auf dem Tisch warteten schon Knoblauch, Öl und frische Petersilie – alles, was sie für die Soße brauchte. Jeanne zündete sich eine Zigarette an und hielt das Päckchen Audrun hin, die aber abwinkte.
    »Ich wette, Aramon raucht noch, oder?«, meine Jeanne lächelnd.
    »O ja«, sagte Audrun. »Zigaretten und Stumpen. Das wird ihn noch umbringen …«
    »Ich habe übrigens gehört, er zieht weg.«
    »Was sagst du da, Jeanne?«
    »Ich habe gehört, er verkauft das Mas.«
    Audrun betrachtete ihre Hände auf dem Tisch. Plötzlich fror sie ein wenig, trotz der heißen Flamme unter dem Schneckentopf und der Abendsonne, die durchs Fenster schien. Sie sagte: »Er denkt nur noch ans Geld. So ist er eben. Geld und Alkohol und Zigaretten. Aber ich glaube nicht, dass es wirklich etwas wird mit dem Verkauf vom Haus …«
    »Nein?«
    Audrun legte ihre stark geäderte, braune Hand auf Jeanne Vialas Arm. »In der Giebelwand ist ein Riss«, sagte sie. »Ein Baumangel. Raoul war da und hat ihn verputzt und dann alles gelb angestrichen, und jetzt glaubt Aramon, er kann die Leute hinters Licht führen. Aber auch ein ganz normaler Gutachter wird solch einen Mangel doch entdecken! Oder? Würdest du ein Haus mit einem Riss im Stein kaufen?«
    »Nein …«
    »Aramon hätte eigentlich längst das Haus instand setzen und alles wieder in Ordnung bringen sollen. Aber das hat er nicht, und er wird es auch nicht tun. Er hat schon immer das, was direkt vor seiner Nase ist, einfach verleugnet. Und deshalb … na ja … bin ich jetzt der Meinung, dass er eine Enttäuschungerleben wird. Die Riesensumme, die er verlangt, wird er nicht bekommen. Und wenn ihm das erst mal klar ist, wird er toben. Du kennst ihn doch auch, Marianne. Er wäre fähig, etwas Ungeheuerliches zu tun.«
    Marianne und Jeanne blickten Audrun entgeistert an.
    »Was meinst du damit?«, fragte Jeanne.
    Audrun zupfte einen Petersilienstängel ab, hielt ihn sich unter die Nase und schnupperte an der unaufdringlichen Frische.
    »Was ich damit sagen will …«, erklärte sie, »Aramon war schon immer unkontrollierbar. Ich weiß das. Er hat sich jetzt diesen speziellen Käufer in den Kopf gesetzt: irgend so einen reichen englischen Künstlertyp. Aber ich sage euch, dieser Mann wird das Mas Lunel nicht kaufen. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Und wenn Aramon das begreift … Mon dieu! Dann wird er fluchen und toben. Vielleicht tut er ja sogar irgendwem etwas an.«
    Jeanne wechselte einen Blick mit Marianne. Sie nahm einen tiefen Zug aus ihrer Zigarette.
    »Es wäre doch sowieso traurig, wenn es an einen Ausländer verkauft würde, oder?«, sagte sie. »Die Leute murren schon, dass die Ausländer sich all die schönen alten Steinhäuser schnappen. Ich habe im Ruasse Libre darüber gelesen. Auch der Bürgermeister sagt, dass das aufhören muss.«
    »Das ist richtig«, sagte Audrun. »Der Bürgermeister hat Recht. Leute, die nicht von hier sind, haben doch keine Ahnung, wie man das Land bearbeitet. Heutzutage denken alle, es geht nur um die Häuser, aber das stimmt nicht: Es geht ums Land.«
    Für einen Moment herrschte Schweigen in der Küche.
    Audrun zwirbelte den Petersilienstängel zwischen den Fingern und dachte an ihre Wäschetrommel, die sich immer noch drehte.
    »Wenn Aramon das Mas verkauft«, sagte Jeanne Viala, »wo will er denn danach hin?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Audrun. »Das weiß ich genauso wenig wie ihr. Wohin um Himmels willen?«

K itty Meadows lag in ihrem Hotelbett und sah auf das blinkende grüne Neonleuchtschild einer rund um die Uhr geöffneten Apotheke auf der anderen Seite der trostlosen Straße.
    Sie hatte nicht viel Geld ausgeben wollen, und dieses Hotel hier, das Le Mistral hieß, war das billigste, das sie hatte finden können, ein Zweisterne-Etablissement. Kittys Bett war schmal und hart, und die Wände waren dünn. Das Jaulen des Fahrstuhls ließ sie immer wieder hochschrecken, kaum dass sie die Augen schloss. Hoch und runter, hoch und runter fuhr er die Menschen, die sich nach Liebe oder Ruhe sehnten – nach der süßen Ruhe, die die Liebe schenkt.
    Wenigstens bin ich allein, dachte Kitty. Sie mochte ihre Freunde André und Gilles wirklich, aber

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