Der unbezwingbare Kämpfer (German Edition)
Turnierritters ist der Platz, an dem er gegen einen anderen Ritter antritt.“
13
Er hatte keine Familie, oder zumindest keine, die Wert darauf gelegt hätte, dass sie mit ihm in einem Atemzug genannt wurde. Er hatte zwei Schwestern und drei Brüder, die zum Teil älter, zum Teil auch jünger waren als er selbst. Das was sie von ihm unterschied war nur die Tatsache, dass sie von der Ehefrau seines Vaters geboren worden waren. Er war weniger als geduldet gewesen und hatte diesen Ort gerne verlassen sobald sein Vater gestorben war. Niemand hatte Wert darauf gelegt, dass er blieb. Schon gar nicht seine Brüder. Für sie war er ein unkalkulierbares Risiko. Genauso gut ausgebildet wie sie, nur mit mehr Entschlossenheit sich bei einem Kampf nicht als Unterlegener zu fühlen, empfanden sie ihn als Bedrohung.
Diese Tatsache hatte es ihm zumindest erlaubt nicht offen herausgefordert zu werden. Wenigstens nicht mehr, seit er erwachsen und ein erprobter Ritter war. Sich mit ihm zu messen und dabei womöglich zu verlieren, hätte ihre eigene Position geschwächt. So hatte man sich nur seiner Fähigkeiten bedient, wann auch immer eine Auseinandersetzung mit einem Feind anstand. Nur erfüllte sich ihr heimlicher Wunsch, dass er dabei einmal der Verlierer war, der auf dem Schlachtfeld zurückblieb, nicht.
Dante war schon längst nicht mehr bemüht diese Einstellung ändern zu wollen. Weshalb er nur darauf gewartet hatte, dass die letzte Schaufel Erde auf dem Grab seines Erzeugers geschüttet war, um diesen Teil seines Lebens hinter sich zu lassen.
Da sein Vater sich verpflichtet gefühlt hatte für ihn zu sorgen, hatte er es ihm eben damit zurückgezahlt ihm die Fähigkeiten, die er durch ihn erlernt hatte, zur Verfügung zu stellen. Seinen Halbgeschwistern gegenüber hatte er keine solche Verpflichtung empfunden, weshalb er auch ohne Bedauern gegangen war.
Doch jetzt hatte er sich mit einem unbedachten Blick auf ein Fräulein, eine andere Verpflichtung aufgehalst. Auch diese würde er zu einem Ende bringen um ohne Schuld seiner Wege gehen zu können. Der Danber-Lord hätte ihn gar nicht danach fragen zu brauchen. Selbst wenn er nichts von dem Zwischenfall mit dem Messer wüsste, hätte Dante sich der Sache angenommen.
Die erneute Begegnung mit dem alten Herrn hatte ihm die Lust daran, sich mit weiblicher Gesellschaft entspannen zu wollen jedoch gänzlich verleidet. Wie sollte er sich auch mit einer schlampigen Hure vergnügen, wenn seine Gedanken von weit reineren Erscheinungsformen einer Maid gefangen waren.
Nun gut, seine Konzentration für den morgigen Wettbewerb war nicht davon abhängig ob er sich zwischen den Schenkeln einer Frau ausgetobt hatte. Es würde seine Kampfkraft weder stärken noch schwächen. Die Gelegenheit wäre nur hier, wo so viel Vergnügen zur Verfügung stand, ganz gelegen gekommen.
Allerdings hatte er auch keine Lust sich nachsagen zu lassen, dass er wie jeder andere Ritter die Gesellschaft einer Frau brauchte um sich einem Kampf am nächsten Tag zu stellen. Die Möglichkeit verletzt oder getötet zu werden sahen einige als Grund dafür, noch einmal ihre Manneskraft zu beweisen oder auszuleben. Zurück in seinem Zelt konnte sich Dante schon gar nicht mehr daran erinnern, warum er den Besuch bei einer der Wanderhuren überhaupt in Erwägung gezogen hatte.
* * *
Anjella war spät dran. Was nur daran lag, dass Cameron einfach nicht in die Gänge gekommen war. Sie hatte vorgehabt mit ihm an diesem Tag beim Lanzenstechen zuzusehen. Aber so wie er trödelte, würde daraus nichts mehr werden. Zumindest würden sie den ersten, wenn nicht auch den zweiten oder dritten Durchgang verpassen. Sie hätte mit ihren und Camerons Eltern gehen sollen. Nur machte es mit Cameron, der auch so gerne spottete wie sie, viel mehr Spaß.
Nicht dass sie die Leistung der Ritter abwerten wollte, die sich da so redlich bemühten. Aber das Spektakel auf ihre ganz eigene Weise zu kommentieren war eben noch unterhaltsamer als nur zuzusehen. Im Augenblick war es aber eher so, dass sie ihr vergebliches Warten nervte. Was auch immer Cameron noch in seinem Zelt zu tun hatte, er sollte sich gefälligst beeilen!
„Cam! Möchtest du vielleicht, dass ich den wichtigsten Part bei dieser Veranstaltung verpasse?“
Diese ungeduldig geäußerten Worte wurden umgehend beantwortet, auch wenn sie durch die geschlossene Zeltplane ein wenig gedämpft klangen.
„Willst du vielleicht behaupten, einen Ritter auf der Erde liegen zu
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