Der ungezähmte Highlander
Leute sich bestimmt darüber freuen würden, und dass ich eines Tages vielleicht sogar ihm selbst würde helfen können.«
»Du hättest ihn mit deiner Berührung nicht von seinem Leiden kurieren können, Liebes. Die Krankheit steckte in seinem Kopf. Jemand oder etwas hat das bei ihm verursacht, bevor du ihm begegnet bist.« Er merkte, dass sie nicht völlig überzeugt war, doch damit wollte er sich später noch einmal befassen. »Aber warum hast du mir nichts davon erzählt, bevor ich dich beschlief?«
»Wegen meines Versprechens. Duncan wusste, dass Rauf darauf versessen war, sich Ardgleann anzueignen. Er hielt die Burg nicht für ausreichend geschützt, und Erben, die sich dem Kerl in den Weg stellen könnten, hatte er auch keine. Als Duncan erfuhr, dass Rauf in der Gegend war und wahrscheinlich einen Angriff plante, ließ er mich versprechen, dass ich niemandem erzählen werde, dass unsere Ehe nie vollzogen worden war und dass, falls ihm etwas zustoßen sollte, ich sein Erbe antrete, mich um Hilfe bemühe und Ardgleann befreie. Er hat mich auch deshalb geheiratet, weil er sich sicher war, dass ich genügend Leute um mich scharen konnte, um gegen Rauf zu kämpfen und ihn zu besiegen, vor allem, wenn die Leute der Meinung waren, dass der Mann etwas gestohlen hatte, was mir rechtmäßig gehörte.«
Sie zuckte mit den Schultern.
»Ich dachte eben, dass ich dir das erst erzählen dürfte, wenn wir verheiratet wären. Aber dann wusste ich einfach nicht, wie ich es sagen sollte.«
»Und vermutlich hast du befürchtet, dass ich dieselben Schwierigkeiten haben könnte wie Duncan.«
»Das auch, aber ich hoffte, dass es nicht so wäre, weil du …«
»Weil ich ein hemmungsloser Lüstling bin?«
»So würde ich es nicht sagen«, murmelte sie verlegen.
»Das hast du aber, und zwar als du mich in der Nacht, in der wir im Wald lagerten, ausgeschimpft hast.« Er freute sich, dass sie ihn erbost anfunkelte, denn das bedeutete, dass ihre Verzweiflung nachließ und ihre traurigen Erinnerungen einstweilen in den Hintergrund traten. »Darüber werden wir noch einmal sprechen müssen, aber jetzt muss ich mich erst einmal mit Sigimor und Ewan unterhalten.«
Keira seufzte und richtete sich auf, als er aufstand und sich anzog. »Das darfst du ihnen nicht erzählen!«
»Ich muss. Sie sind bereit, für dich und Ardgleann in den Kampf zu ziehen. Ich kann nicht zulassen, dass sie ihr Leben riskieren, ohne die ganze Wahrheit zu kennen.«
So gesehen blieb ihr nichts anderes übrig, als es ihm zu erlauben. Sie ließ sich wieder ins Bett fallen und zog sich das Oberlaken über den Kopf. »Ich werde ihnen nie mehr in die Augen sehen können«, murmelte sie beklommen.
Liam zog das Laken weg und gab ihr rasch einen Kuss. »Ich weiß, dass ich das noch sehr häufig wiederholen muss, bis es in deinen sturen kleinen Schädel dringt, aber das Problem lag bei Duncan, nicht bei dir.«
»Mein sturer kleiner Schädel?«, murrte sie, aber Liam war schon draußen und zog die Tür hinter sich zu.
Keira stand auf, legte ein paar Holzscheite ins Feuer und wusch sich rasch, bevor sie in ihr Unterhemd schlüpfte. Dann schlang sie eine Decke um sich, schenkte sich ein wenig Wein ein und setzte sich auf das Schafsfell vor dem Kamin, um auf Liams Rückkehr zu warten. Als Blitz und Donner auftauchten und sich links und rechts an sie schmiegten, lächelte sie und kraulte sie abwechselnd hinter den Ohren.
Sie lauschte in sich hinein auf der Suche nach Schuldgefühlen, weil sie Duncans Geheimnis verraten und ihr Versprechen gebrochen hatte. Doch ihre Gewissensbisse hielten sich in Grenzen. Das Geheimnis des armen Duncan würde bestimmt nicht weitergetragen werden, und Liam hatte vollkommen recht: Sie konnte niemanden bitten, für sie zu kämpfen, wenn sie ihm die Wahrheit vorenthielt, egal, wie erniedrigend sie war.
Liams Erklärung für Duncans Schwierigkeiten leuchtete ihr ebenfalls ein. Ihr neuer Ehemann hatte wahrhaftig nicht gezögert, sie zu beschlafen. Doch Duncan hatte bestimmt gewusst, wie verletzend und erniedrigend seine Zurückweisung für sie war. Warum hatte er nie versucht, es ihr zu erklären oder ihr zu versichern, dass es nicht ihre Schuld war? Aber wahrscheinlich hatte Liam auch in diesem Punkt recht, obgleich sie es nur ungern zugab: Es war schwierig, ihren sturen kleinen Schädel dazu zu bringen, die Wahrheit zu akzeptieren. Und wenn Liam vorhatte, ihr seinen Standpunkt durch seine Liebe zu beweisen, wäre sie eine Närrin, sich
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