Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis
Wollger?«
Wollger nickte.
»Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie in Worten antworten könnten.«
»Ich bin Andreas Wollger.«
»Ihrer Frau ist ein entsetzliches Unglück zugestoßen. Sie haben sie eben identifiziert als ...« Er warf einen eiligen Blick auf seinen Notizblock. »Als Vera Miller. Stimmt das?«
»Ja.«
»Wo wohnen Sie?«
»Milkerweg 18.«
»Haben Sie Kinder?«
»Nein.«
»Wie lange sind Sie schon verheiratet?«
»Drei Jahre.«
»Was sind Sie von Beruf?«
»Arbeitslos.«
»Seit wann?«
»Sechs Monaten.«
»Und vorher?«
»Zinders Industrie. Die sind stillgelegt worden.«
Reinhart nickte und griff nach Pfeife und Tabak. Bei Zinders
waren Komponenten für Mobiltelefone produziert worden, wenn er das richtig in Erinnerung hatte. Von den Japanern ausgestochen. Oder möglicherweise auch von den Koreanern.
»Und Ihre Frau?«
»Ihr Beruf?«
»Ja.«
»Sie ist Krankenschwester.«
»Was haben Sie am Samstagabend gemacht?«
»Ich habe mit einem guten Freund gegessen.«
»Wo?«
»Im Restaurant Mephisto.«
»Am Lofters Plejn?«
»Ja.«
»War Ihre Frau auch dabei?«
»Meine Frau war bei einem Kurs.«
»Was war das für ein Kurs?«
»Ein Kurs für Krankenschwestern. Sie ist Krankenschwester.«
»In welchem Krankenhaus?«
»Gemeinde.«
»Und der Kurs fand auch dort statt?«
»Nein. In Aarlach.«
»In Aarlach?«, fragte Reinhart und machte sich eine Notiz. »Das ist doch weit von hier.«
Wollger schwieg.
»Sie besuchte also in Aarlach einen Kurs für Krankenschwestern. Wann ist sie hingefahren?«
»Am Samstagvormittag.«
»Wann hatten Sie sie zurückerwartet?«
»Am Sonntagnachmittag. Wie immer.«
»Wie immer? Wie meinen Sie das?«
Wollger holte tief Luft.
»Sie besucht diesen Kurs nun schon seit einigen Wochenenden. Es ist so eine Art Weiterbildung.«
»Immer in Aarlach?«
»Immer in Aarlach«, bestätigte Andreas Wollger. »Sie ist nicht nach Hause gekommen.«
»Ich verstehe«, sagte Reinhart. »Und als sie nicht nach Hause gekommen ist, haben Sie die Polizei verständigt?«
»Sie ist tot«, sagte Wollger. »Mein Gott, Vera ist tot.«
Seine Stimme hob sich um eine halbe Oktave und Reinhart wusste, dass er kurz vor dem Zusammenbruch stand.
»Wie ist sie dorthin gelangt?«, fragte er. »Nach Aarlach, meine ich.«
»Mit dem Zug«, stöhnte Andreas Wollger. »Sie ist natürlich mit dem Zug gefahren. Mein Gott, sie ist tot, warum wollen Sie wissen, wie sie nach Aarlach gelangt ist?«
Reinhart wartete einige Sekunden.
»Ihre Frau ist ermordet worden«, sagte er. »Jemand hat sie in der Nacht von Samstag auf Sonntag ermordet. Können Sie erklären, wieso sie bei Maardam gefunden worden ist, wenn sie sich doch zweihundert Kilometer davon entfernt hätte aufhalten sollen?«
Andreas Wollger hatte dafür keine Erklärung. Er sank auf seinem Stuhl in sich zusammen. Schlug die Hände vors Gesicht und fing an zu jammern, wobei er seinen Oberkörper hin und her wiegte. Jemand klopfte vorsichtig an die Tür, und Dr. Schenk steckte seinen grau gelockten Kopf ins Zimmer.
»Wie sieht’s aus?«
Reinhart seufzte und begab sich außer Hörweite des frisch gebackenen Witwers.
»Wie zu erwarten war. Mach du jetzt weiter. Ich weiß nicht, wer ihm nahe gestanden hat, aber wir müssen irgendwelche Angehörigen auftreiben. Wir müssen natürlich auch weiter mit ihm reden, je früher, desto besser. Aber im Moment geht das nun wirklich nicht.«
»Alles klar«, sagte Schenk. »Das sehe ich. Mal schauen, was sich machen lässt.«
»Danke«, sagte Reinhart und verließ das Zimmer.
Als er die Gerichtsmedizin erreichte, war fast schon Mittagszeit, und deshalb schlug er einen Abstecher ins Fix vor. Meusse hatte keine Einwände, er zog seinen schmuddeligen weißen Kittel aus und schlüpfte in das Jackett, das er auf seinen Schreibtisch geworfen hatte.
Das Fix lag gegenüber. Es war ziemlich voll, als sie hereinkamen, aber mithilfe einer gewissen Diplomatie konnte Reinhart ihnen einen einigermaßen isolierten Tisch sichern. Er fragte Meusse, ob dieser etwas essen wolle, doch der Gerichtsmediziner schüttelte nur seinen kahlen Kopf. Das kam nicht sonderlich unerwartet. Meusse hatte angeblich schon seit Jahren keine feste Nahrung mehr zu sich genommen. Reinhart bestellte zwei Dunkelbier, setzte sich Meusse gegenüber und wartete.
»Also«, sagte er. »Etwas ist dir aufgefallen?«
Meusse trank einen langen Schluck und wischte sich dann die Lippen mit einer Serviette.
»Ein Umstand,
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