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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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so richtig mit Anzug und Hut oder Nahtstrümpfen, Sie wissen schon–, und wir haben zum Spaß jede Nacht eine Razzia inszeniert. « Zu seinem Bruder sagte Drew: » Hey, da hätten wir uns eigentlich die Gage für die Schauspieler sparen können, wenn wir gewusst hätten, dass die Polizei das für umsonst übernimmt. «
    Lee deutete ein Grinsen an. Er war wachsamer als sein Bruder, irgendwie skeptischer, und ich hatte das Gefühl, dass er Derwents lässiger Pose nicht so recht auf den Leim ging. Er kaute an seinem Daumennagel, und als er ihn aus dem Mund nahm, sah ich, dass der Nagel ziemlich lädiert war, verdreht und krumm, als wollte er nicht richtig wachsen.
    » Warum hatten Sie beschlossen, eine Party in dem verlassenen Lagerhaus zu organisieren? «
    » Wir mussten keine Miete dafür bezahlen « , gestand Drew freimütig. » Und Clubs sind eine simple Sache. Laute Musik, Alkohol, nicht zu viel Licht und ausreichend Tanzfläche, damit die Leute ordentlich abhotten können. Und für den subversiven Anstrich gibt man Codewörter aus, verworrene Wegbeschreibungen und solchen Kram. «
    » Die Leute finden diese exklusiven Sachen toll « , erklärte Lee. Ich konnte kaum glauben, dass er tatsächlich einen vollständigen Satz mit Verb und allem Drum und Dran fabriziert hatte.
    » An einem halbverfallenen, rattenverseuchten Taubenfriedhof ist ja nun nichts Exklusives, wenn Sie mich fragen. «
    Lee schaute Derwent abwägend an. » Sie sind auch nicht unsere Zielgruppe. Zu alt. «
    Noch ehe Derwent zu einer Erwiderung ausholen konnte, schaltete Drew sich wieder ein. » Wir übrigens auch. Nehmen Sie’s nicht krumm. Wir haben eher Studenten im Blick, altersmäßig bis rauf zu denen, die gerade ihren ersten Job haben– also 19 bis 25, grob gesagt. Die haben genug Zeit und sind immer auf der Suche nach coolen Partys. Die mit den Jobs haben Geld. Und die Studenten bringen den Pep mit, weil sie sich gut stylen und richtig loslegen. So hat jeder was davon. «
    » Wie sind Sie auf das Lagerhaus gekommen? «
    » Internet. Es gibt diverse Websites zu verlassenen Gebäuden– jeder interessiert sich halt für irgendwas, oder? Auf der einen Website stand, es wäre leicht zugänglich und unbewacht. Wir suchen ständig nach interessanten Locations und neuen Projekten. Und ein Industriebau war genau richtig für diese Party. Uns hat der Kontrast zwischen Verfall und Glamour gereizt. Daraus haben wir auch unser Thema abgeleitet. Die Schönen und die Verdammten. Jeder Gast sollte entweder das eine oder das andere darstellen, idealerweise aber beides in einem. «
    » Francis Scott Fitzgerald « , sagte ich. » Haben Sie das Buch gelesen? «
    » Nee. « Drew lachte. » Sind Sie jetzt entsetzt? So gewissenhaft sind wir nun auch wieder nicht. Außerdem muss man nicht das ganze Buch lesen, bloß weil man sich den Titel mal kurz ausborgt. Ich glaube auch nicht, dass unsere Party das war, was er beim Schreiben im Sinn hatte. «
    » Wie viel Eintritt verlangen Sie eigentlich? «
    » Hängt von der Veranstaltung ab. Bei einer großen Sache sind 15 oder 20 Pfund genug. Kleineres Zeug wie die Flüsterkneipen– das ist teurer. Bis zu 50 Pfund, aber wenn man als Sechsergruppe bucht, bekommt man einen reservierten Tisch und eine Flasche Sekt als Zugabe. Solche Veranstaltungen aufzuziehen kostet schon ein bisschen was. Aber es lohnt sich, glauben Sie mir. Bisher hat sich noch nie einer beschwert. «
    » Wie werben Sie für Ihre Veranstaltungen? «
    » Per Mail « , sagte Lee.
    » Kann ich eine Kopie Ihrer Verteilerliste haben? «
    » Tut mir wirklich leid. Das ist Geschäftsgeheimnis. « Drew klang so aufrichtig betrübt, uns nicht helfen zu können, dass ich mir wieder in Erinnerung rufen musste, dass er uns gerade für dumm verkaufte.
    » Sie glauben doch nicht im Ernst, die Metropolitan Police hat vor, demnächst ins Veranstaltungsmanagement für Teenager einzusteigen? « , brummte Derwent. » Tun Sie mir einen Gefallen, Drew. Geben Sie uns die Scheißliste, und hören Sie auf uns zu erzählen, dass das nicht geht. «
    Wieder ein Blickwechsel zwischen Drew und seinem Bruder. Dann seufzte er. » Also gut. Sie können sie haben. Aber Sie müssen uns versprechen, dass Sie die Informationen nicht frei zugänglich machen. «
    » Da bin ich mir gar nicht so sicher, ob das möglich ist. « Derwent streckte sich. » Gesetz zur Wahrung der Informationsfreiheit. Nicht zu unterschätzen, glauben Sie mir. Wenn irgendwer die Liste sehen will… «
    »

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