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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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und runzelte die Stirn.
    » Was ist denn los? «
    » Ach nichts. Ich meine nur– du glaubst nicht, dass sie was damit zu tun hat, oder? «
    » Sie war an einen Heizkörper gekettet, Liv. Sie ist nur noch Haut und Knochen. «
    » Wir haben ziemlichen Lärm gemacht, als wir an dem Haus angekommen sind. Wir haben geklingelt und ein Fenster eingeschlagen– und sie soll die ganze Zeit oben geschlafen haben? «
    » Auf dem Dachboden. Dort hab ich auch nicht gehört, als der Krankenwagen kam. Mitgekriegt hab ich das erst, als die Sanis schon unten an der Leiter waren. «
    » Okay, mag sein. Aber vielleicht ist sie ja auch nur schnell hochgerannt, hat sich die Kette angelegt und so getan, als schliefe sie. «
    » Hast du sie denn nicht gesehen? Ihre Zähne? So sieht man bestimmt nicht aus, wenn man bei den perversen Spielchen der Bancrofts mitgemacht hat. «
    » Ich finde nur, man sollte nicht ganz außer Acht lassen, dass sie vielleicht nicht hundertprozentig unschuldig ist. Wie ihre DNA an Cheyennes Körper gekommen ist, bleibt zum Beispiel immer noch ein völliges Rätsel. «
    » Und sie wollte nicht über sie reden « , räumte ich ein. » Aber auch das finde ich nicht so furchtbar ungewöhnlich. Was auch immer passiert ist, es war auf jeden Fall etwas sehr Schlimmes. «
    » Godley wird’s schon aus ihr rauskriegen. «
    » Ja, mit seinem unwiderstehlichen Charme. Wo ist er denn eigentlich? «
    Sie zuckte die Schultern. » Unterwegs? Vermutlich wird er sich zuerst Lee vornehmen. Wie ich gehört habe, geht’s dem gar nicht so schlecht. «
    » Und wer sagt das? Mit wem hast du gesprochen? « Wenn das nervös und ungeduldig klang, lag es daran, dass ich nervös und ungeduldig war. Liv und ich saßen schon seit Stunden in diesem Korridor herum, und ich konnte es kaum erwarten, dass endlich etwas passierte, dass irgendwer auftauchte oder eine Neuigkeit zu uns vordrang. Ich wäre auf dem Dachboden bestimmt eingegangen, überlegte ich. Vermutlich hätte ich es keine 18 Tage dort ausgehalten, geschweige denn 18 Monate überlebt.
    » Ich hab Maitland am Fahrstuhl getroffen. Er war auch auf der Suche nach Kaffee, und ich hab ihm den Weg erklärt. «
    » Wie liebenswürdig von dir. «
    » Nicht wahr? « , erwiderte sie bedächtig. » Hat sich aber voll gelohnt. Du hast ja keine Ahnung, was wir bei der Verhaftung alles verpasst haben. «
    Im Schnelldurchlauf berichtete sie, was sie von Maitland über die Schießerei und Drew Bancrofts martialischen Tod erfahren hatte. Wieder durchfuhr mich ein Schauer.
    » Ich hab in dieser Woche so viele Folteropfer gesehen, dass mein Bedarf bis ans Lebensende gedeckt ist. Ein Glück, dass mir wenigstens das eine entgangen ist. «
    » Ich schätze, Patricia ist darüber auch nicht böse « , sagte Liv. » Wenn du dir nicht vorgenommen hättest, den Onkel zu vernehmen… «
    Solche Was-wäre-wenn-Gedankenspiele waren mir unangenehm, und ich unterbrach sie. » Und wer ist sonst noch hier? «
    » Na, das nenn ich Timing… « Sie hob vielsagend die Augenbrauen und schaute an mir vorbei.
    Als ich mich umdrehte, sah ich Rob mit besorgter Miene auf uns zueilen. Ich stand auf und ging ihm entgegen.
    » Hallo. Was gibt’s denn? «
    Er legte mir die Hände auf die Schultern und musterte mein Gesicht. » Alles in Ordnung mit dir? «
    » Ja klar, alles bestens. Wieso? «
    » Ein Missverständnis. Nicht weiter wichtig. « Er grinste mich schief an.
    » Du hast ausgesehen, als ginge die Welt gleich unter « , sagte ich, und das war nicht untertrieben.
    » Wenn du im Krankenhaus bist, kommt das dem meistens ziemlich nahe. «
    » Oh, haha. «
    » Du weißt sehr wohl, dass da was Wahres dran ist. «
    » Mir nicht bekannt. Musst du nicht eigentlich auf Lee aufpassen? Deshalb bist du doch sicher hier. «
    » Das hab ich an Maitland delegiert. Der wird das schon hinkriegen. Und was macht ihr hier? «
    » Wir haben Patricia Farinelli gefunden. « Unweigerlich strahlte ich übers ganze Gesicht und konnte es immer noch kaum fassen. » Sie lebt. Ihr Zustand ist stabil. So einigermaßen. «
    Ich berichtete ihm, wie wir sie gefunden hatten. Als ich fertig war, antwortete Rob: » Dieses Schwein. «
    » Was? «
    » Bevor sie Lee im Krankenwagen abtransportiert haben, hat Godley Lee noch nach Patricia gefragt. Und er meinte, dass es keinen Sinn hat, nach ihr zu suchen, weil sie tot wäre. «
    » Wäre sie in ein paar Tagen auch gewesen « , warf Liv ein.
    » Na ja, er kriegt sowieso lebenslänglich, egal was Patricia

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