Der Ungnädige
wir einen Namen. Er wirkt gerade nicht besonders gestresst. Kommen Sie mit? «
Verblüfft folgte ich ihm. Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, dass die digitalen Datenkrümel uns Aufschluss darüber geben könnten, wer dem Mörder geholfen hatte, oder gar zum Mörder selbst führen konnten. Der Ansatz war gut, aber in neun von zehn Fällen führten gute Ansätze ins Leere. Insofern war es überraschend zu erfahren, dass tatsächlich ein einzelner registrierter Nutzer der PNC -Datenbank die dort gespeicherten Angaben aller drei Opfer abgerufen hatte, und zwar bevor sie ermordet wurden.
Belcott berichtete dem Chef– und damit auch mir– in aller Ausführlichkeit, wie unglaublich clever er es angestellt hatte, die von den IT -Spezialisten gelieferte Liste weiter einzugrenzen. Ich sah, wie Godleys Augenlid zuckte, als hätte ihn seine Geduld gerade endgültig verlassen, und sein Ton war scharf, als er ihn unterbrach.
» Schon gut, Peter. Können wir das ein bisschen abkürzen? Ich würde gern noch heute erfahren, wer der Betreffende ist, wenn es sich einrichten lässt. «
» Natürlich « , sagte Belcott überrascht und nicht im Geringsten beleidigt. Ich traute mich nicht, ihn anzusehen. » Die einzige Person, die auf diese Daten in den letzten zwei Wochen zugegriffen hat, ist eine zivile Büroangestellte in Brixton namens Caroline Banner. Sie arbeitet schon seit elf Jahren dort. Wir sollten also auch mal prüfen, ob sie noch mehr Unheil angerichtet hat. Allerdings deutet in ihrer Akte nichts darauf hin. Eigentlich eine Bilderbuch-Angestellte. Auch die Überprüfung ihres Umfelds hat nichts ergeben– keine verwandtschaftlichen Beziehungen zu Straftätern, keine Kontakte zu Kriminellen. « Er zuckte die Schultern. » Aber das ist natürlich alles keine Garantie, dass jemand nicht schwach wird, wenn er genug dafür geboten bekommt. Alles eine Frage des Preises, schätze ich mal. «
» Es muss ja nicht zwangsläufig um Geld gehen « , wandte ich ein. » Nicht in jedem Fall ist es der schnöde Mammon. «
» Sondern? «
» Einschüchterung zum Beispiel. Oder jemand hat ihr– in Anbetracht der Opfer– eingeredet, dass sie damit etwas Gutes und Ehrenhaftes tut. «
» Das ist wohl unbestritten. Der Mörder tut der Welt ja letztlich schon einen Gefallen. «
» Ja, danke, Peter. « Godley war vermutlich der einzige Mensch der Welt, der Belcott mit nur drei Worten komplett in die Schranken weisen konnte. Möglicherweise sollte sein gebieterischer Ton auch mich davon abhalten, mich mit Belcott verbal anzulegen. Dabei lag mir nichts ferner. Wesentlich mehr interessierte mich, was er sonst noch so wusste.
» Haben Sie auch eine Liste mit allen anderen Suchanfragen, die die Frau in den letzten Wochen durchgeführt hat? «
» Sie werden es nicht glauben, aber auch daran habe ich gedacht. « Er wedelte mit ein paar Blättern herum, gab mir aber keine Gelegenheit, einen Blick darauf zu werfen. » Es gehört allerdings zu ihren regulären Aufgaben, in der PNC -Datenbank nach vorbestraften Kriminellen zu recherchieren, die in einer bestimmten Gegend wohnen. Es wird also ein Weilchen dauern, diejenigen herauszufiltern, die dem Opferprofil entsprechen– also Pädos sind. «
Godley runzelte die Stirn. » Listen Sie besser Sexualstraftäter jeglicher Art auf, nicht nur die Pädophilen. Schließlich wissen wir noch nicht, worauf unser Mörder genau aus ist. Nur weil wir drei Opfer haben, die in dieses Schema passen, muss er ja nicht ausschließlich diese Schiene fahren. «
» Wird trotzdem ein bisschen dauern. «
» Verteilen Sie die Liste an DI Derwent, Colin, Maeve und mich, sobald sie fertig ist. Das hat für Sie oberste Priorität. «
» Und was ist für mich vordringlich? « Ich hatte zwar einen konkreten Plan, wusste aber nicht, ob Godley ihn befürworten würde. » Caroline Banner muss vernommen werden, oder soll ich erst noch warten, bis DI Derwent zurückkommt? «
» Ist er noch in der Pathologie? «
» Offenbar. «
Godley klopfte nachdenklich mit seinem Stift auf die Schreibtischplatte. » Ja, Sie haben natürlich vollkommen Recht. Wir müssen mit dieser Frau reden, und zwar sofort. Ich will wissen, was sie gesagt hat und zu wem. Aber wir dürfen sie auch nicht total verschrecken. Deshalb werde ich sie auch nicht durch die Jungs von der Disziplinarabteilung verhaften lassen– zumindest vorerst nicht. Außerdem will ich vermeiden, dass mir jemand im Nacken sitzt und mir sagt, dass ich ihr jetzt keine
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