Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
Vom Netzwerk:
nahezu beim Wachsen zusehen, und seine hohe Stirn war von Falten zerfurcht. » Eigentlich hätten wir uns schon gestern treffen sollen. Geraint Lawlor. Ich musste dann aber doch Henry Cowell schicken. «
    » Er hat uns sehr weitergeholfen. War über alles bestens informiert. «
    Der Inspector knurrte. » Ja, ja, so ist er. Hält sich für einen ganz großen Hoffnungsträger. « Das klang zwar eher schroff, aber ich hatte den Eindruck, dass er durchaus stolz auf seinen Untergebenen war.
    » Da ich schon mal hier bin, wollte ich mich gleich erkundigen, ob Sie von Ihren Zeugen vor Ort etwas über die Mordfälle gehört haben. «
    » Sobald wir was erfahren, leiten wir das umgehend an Sie weiter. Bisher gibt es allerdings keinerlei Erkenntnisse, obwohl wir uns intensiv umgehört haben. Nur weil wir den Fall an Sie weitergereicht haben, heißt das nicht, dass wir von hier aus tatenlos zusehen. «
    » Natürlich nicht. «
    Er nickte mir kurz und energisch zu und blieb dann vor einer Tür stehen. » Hier ist es. Sind Sie so weit? «
    Ich nickte, obwohl ich mich ganz und gar nicht so fühlte, und folgte ihm in ein kleines, mit Unterlagen und Akten vollgestopftes Büro, in dem eine sehr blasse Frau saß und ein Taschentuch in den Händen knetete.
    » Mein Büro « , sagte Lawlor überflüssigerweise. » Und das ist Caroline Banner. Ich lasse Sie dann allein. «
    An ihrem gehetzten Gesichtsausdruck war unschwer zu erkennen, dass sie sehr wohl wusste, was uns zu ihr führte, und ebenso offensichtlich war ihr klar, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Es wurde aber auch sehr schnell deutlich, dass sie weder ein Moralapostel war noch eine Komplizin von Schwerkriminellen. Caroline Banner war eine sanfte Frau mittleren Alters und hatte panische Angst. Ich erläuterte, weshalb wir gekommen waren, und sie nickte.
    » Ich wusste, dass es jemand herausfindet. Ich hab denen gleich gesagt, dass ich erwischt werde. «
    » Mrs. Banner, wir müssen auf jeden Fall wissen, wem Sie diese Informationen gegeben haben. «
    » Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. «
    » Können nicht oder wollen nicht? « , hakte Rob vorsichtig nach.
    » Ich kann es nicht, weil ich die Leute nicht kenne. Und ich will sie auch überhaupt nicht kennen. Ich will damit absolut nichts mehr zu tun haben. « Man merkte deutlich, dass ihre Nerven völlig blank lagen.
    » Sie wissen sicher selbst, dass das ausgeschlossen ist. Das ist eine sehr ernste Sache, Mrs. Banner. Ihre Indiskretion hat drei Männer das Leben gekostet, vielleicht werden es noch mehr. «
    » Denken Sie, das weiß ich nicht? « Obwohl sie Tränen in den Augen hatte, klang sie zornig. » Glauben Sie, ich hab das so gewollt? Ich kann doch überhaupt nichts dafür. Ich liebe meinen Job und arbeite wirklich viel. Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, ihn irgendwie auszunutzen. Aber mir blieb doch nichts anderes übrig. «
    » Inwiefern? «
    » Ich musste mich entscheiden, ob ich Informationen liefere oder meinen Sohn in Gefahr bringe. Da würde doch keiner lange überlegen. Wenn ich es nicht gemacht hätte, dann halt jemand anders. Und ich hätte für den Rest meines Lebens Angst um Alan gehabt. Das kam überhaupt nicht in Frage. «
    » Wollen Sie damit sagen, dass Ihre Familie bedroht wurde? «
    Sie nickte.
    » Auf welche Art? «
    » Es war ein Anruf. Vor fünf Tagen abends. Zu Hause. « Bei dem Gedanken daran schluckte sie schwer. » Ich bin rangegangen und hab mich gemeldet, und am anderen Ende wollte ein Mann wissen, ob ich Caroline bin. Ich hab gar nicht weiter nachgedacht und einfach ja gesagt. «
    » Kannten Sie die Stimme? «
    » Nein « , antwortete sie bestimmt. » Darüber habe ich lange nachgedacht, das können Sie sich sicher vorstellen. Aber ich hatte die Stimme noch nie gehört. Sie klang nicht sehr alt, besonders jung aber auch wieder nicht. Er hatte keinen besonders starken Dialekt und klang eigentlich ganz normal. «
    » War es ein Londoner? «
    » Nehme ich mal an. Hörte sich jedenfalls nicht irgendwie auffällig an. «
    » Würden Sie die Stimme wiedererkennen? «
    » Ja « , erwiderte sie prompt und ohne zu überlegen. Verzweifelt sah sie Rob an. » Aber ich kann Ihnen da nicht helfen. Als Zeugin stehe ich nicht zur Verfügung, das Risiko kann ich nicht eingehen. «
    » Was hat der Mann denn zu Ihnen gesagt? « , erkundigte ich mich.
    » Er hat mich aufgefordert, ihm zuzuhören und nichts zu sagen. Er sagte, er wisse, dass ich Zugang zu den Daten im PNC -System und der

Weitere Kostenlose Bücher