Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
und auf dem Weg herüber waren. Sie musterte die Wege vor ihnen, ob sie sie schon entdecken konnte, sah aber nichts. »Hilfe, Polizei!«, rief sie.
    Steele folgte sofort ihrem Beispiel und brüllte: »Man will uns umbringen!«
    Die Schritte ihrer Verfolger knirschten laut auf dem Kies und schienen näher zu kommen. Aber anstatt Angst zu bekommen, dachte sie: Vielleicht können wir einen von den Gangstern erwischen. Weit links entdeckte sie schließlich zwei uniformierte Polizisten, die mit gezogenen Waffen auf sie zuliefen. Sie bog auf der Stelle ab, lief ihnen entgegen und schrie aus Leibeskräften.
    Ein Schwall von Flüchen und das Schlittern von Schuhsohlen, die über den Boden rutschten, explodierte hinter ihnen.
    »Scheiße!«
    »Bullen!«
    »Lasst uns abhauen!«
    Sullivan und Steele gingen in den Endspurt und flogen nach vorne wie Sprinter auf der Ziellinie, während die Streifenpolizisten an ihnen vorbei in die entgegengesetzte Richtung liefen. Auf der Straße vor dem Gebäude kam mit brüllenden Motoren und heulenden Sirenen ein halbes Dutzend Feuerwehrwagen zum Stehen und blockierte dabei den schwarzen Lieferwagen. Ihre Angreifer liefen in alle Richtungen auseinander, aber einer der Polizisten bellte einen kurzen Befehl in sein Funkgerät, und ein Quartett blauweißer Streifenwagen kam mit quietschenden Reifen auf die vier Seiten des Parks zugerast. Megafone tauchten auf, Befehle, sich zu ergeben, zerrissen die Nacht, und kurz darauf hatte die Polizei die sechs Flüchtigen dingfest gemacht, mit dem Gesicht auf dem Boden und in Handschellen.
    Sullivan stand vorgebeugt da, die Hände auf die Knie gestützt, und rang nach Luft. Steele stand neben ihr und tat das Gleiche. Schwer atmend fragte er sie: »Bist du in Ordnung?«
    Sie brachte es fertig, zu nicken.
    Erst als ein junger Officer zu ihnen herüberkam und bei ihrem Anblick zu kichern begann, bemerkten sie, das sich während der Verfolgungsjagd ein paar Knöpfe von strategischer Bedeutung geöffnet hatten.
    Er schob seine Mütze in den Nacken, grinste und fragte: »Also, was wollten Sie beide denn gerade machen? Ein wissenschaftliches Experiment?«

17
    Montag, 12. Juni, 22.45 Uhr
    »Verbinden Sie mich mit Racine«, ordnete Kathleen an und sah weiter durch das Mikroskop. »Er wartet auf meinen Anruf.«
    Sie projizierte das Bild auf den angeschlossenen Monitor und verschaffte ihrem Team einen Blick auf das, was sie in den Proben aus Rodez entdeckt hatte. Die H5N1-Primer hatten DNA-Fragmente des abgeschwächten Impfstoffs wie Noten auf einer Tonleiter markiert.
    Glückwünsche erfüllten den Raum.
    »Gut gemacht!«
    »Bravo!«
    »Wow!«
    Azrhan ging zum Telefon hinüber und wählte. Er sah finsterer drein als je zuvor seit ihrem Zusammentreffen vor sechs Tagen. Nach dem Angriff am Freitag war die Spannung zwischen ihnen unerträglich geworden. So sehr sie auch versuchte, etwas anderes zu denken, so kam ihr ursprünglicher Verdacht doch immer wieder an die Oberfläche. Sie wusste, dass er es spürte, und konnte umso weniger die Verletzung und Wut in seinen Augen ertragen. Schließlich verachtete sie sich selbst deswegen, besonders da sie nicht den kleinsten Beweis gegen ihn hatte, aber die Stimmung zwischen ihnen wurde immer gereizter.
    »Schöne Arbeit, Kathleen!«, sagte Steele, der hinter ihr stand.
    Sie widerstand dem Drang, sich an ihn zu lehnen, denn sie war noch immer zurückhaltend, wenn alle dabeistanden. Seit dem Feueralarm drei Tage zuvor hatten sie kaum einen Moment allein miteinander verbringen können. Die ständige Anwesenheit der Polizei im Labor sowie das unablässige Kommen und Gehen der Gentechniker, die über das Wochenende arbeiteten, ließen von ihrer Privatsphäre kaum etwas übrig.
    Zur Sicherheit war auch noch Lisa eingezogen. Sullivan wollte nicht, dass sie in der Wohnung allein blieb, für den Fall, dass weitere Männer in Wächteruniformen dort auftauchten. »Cool, Mom«, sagte der Teenager, nachdem er den Arbeitsplatz seiner Mutter inspiziert hatte, und nahm sie fest in den Arm.
    »Danke, Schatz.« Sullivan genoss den Zuneigungsbeweis ihrer Tochter und überlegte, ob sie ihr schon von Richard erzählen sollte. Nicht dass es viel zu erzählen gegeben hätte. Während der letzten Tage hatten sie kaum Gelegenheit für mehr als ein paar verstohlene Küsse in abgelegenen Winkeln gehabt.
    »Dir tut nicht Leid, was du angefangen hast?«, hatte sie ihn bei einem dieser fieberhaften, aber zu kurzen Treffen gefragt.
    »Es tut mir nur Leid,

Weitere Kostenlose Bücher