Der Unsichtbare Feind
davon zur Frühjahrsaussaat ins Grenzgebiet von Texas und Oklahoma zu verschicken. Die Nachkommen dieser Lieferung sind bereits wieder im Boden und produzieren das Hundertfache der ursprünglichen Ernte, immer noch mit dem Ebola-Virus im Gepäck. Für den Rest haben wir eine Sprühtechnik benutzt und die Vektoren so in junge Maispflanzen direkt auf dem Feld eingebracht. Theoretisch sollte diese Methode ebenso gut funktionieren, aber wir sind nicht das Risiko eingegangen, uns Proben zu verschaffen und sie zu testen. Wir werden also erst wissen, ob wir Erfolg hatten, wenn in einem Gebiet, wo die Nachkommen dieser Pflanzen angebaut werden, tatsächlich ein Fall von Ebola auftritt.‹«
»Könnte das funktionieren?«, unterbrach Steele sie.
Sie überflog schweigend die nächsten Seiten, bevor sie antwortete. »So wie sie beschreiben, was getan wurde, befürchte ich ja – Himmel, warte erst, bis du das hier gehört hast.« Sie nahm ein einzelnes Blatt heraus und las: »›Wir haben in den Vektor genetische Timer eingebaut, die ihn erst aktivieren, nachdem der natürliche Wirt des Virus ihn aufgenommen hat. Dann wird das Virus sozusagen wieder zum Leben erweckt, sodass es sich vermehren und seine Wirkung entfalten kann.‹« Sie sah ihn an. »Du verstehst, was genetische Trigger sind – wie manche Gene nur in Anwesenheit eines spezifischen Enzyms an- und abgeschaltet werden?«
»Lies weiter«, sagte er, da er eine ziemlich genaue Vorstellung davon hatte, was sie meinte.
Sie konzentrierte sich wieder auf das Papier. »›Das Virus überlebt, ohne dem Organismus zu schaden, der es trägt, und ist doch bereit, jeden Menschen zu infizieren, der mit ihm über den Wirt in Berührung kommt.‹«
»Sie haben den Träger identifiziert?«
Sie überflog den Rest der Seite. »Ja, aber sie sagen nicht, was es ist. Es wird behauptet, dass ›nur eine Hand voll unserer Wissenschaftler, die in Afghanistan gearbeitet haben, das Geheimnis kannten, und die meisten von ihnen wurden während eines amerikanischen Bombenangriffs auf ihr Labor gegen Ende des Jahres 1998 getötet.‹« Sie unterbrach ihre Lesung. »Hey, daran erinnere ich mich. Das stand in allen Zeitungen. Die CTA hatte behauptet, sie hatten etwas in einer Bodenprobe gefunden, das sie glauben ließ, dass dort biologische Waffen hergestellt würden.«
Steele erinnerte sich auch daran, etwas über den Konflikt gelesen zu haben. Die afghanische Regierung hatte behauptet, das Gebäude beherberge eine Fabrik, die landwirtschaftliche Produkte herstellte.
Kathleen las weiter. »Diese Wissenschaftler, heißt es hier, waren davon überzeugt, dass ein Äquivalent zu diesem Wirt auch in Nordamerika lebt.« Sie wandte sich wieder Steele zu. »Ist das nicht ein wenig weit hergeholt?«
Steele seufzte. »Leider wohl nicht. In den letzten zwölf Monaten hat ein Arena-Virus ähnlich dem Lassa-Fieber zwölf Menschen in Südkalifornien getötet. Sein einziger Wirt war bis dahin eine Rattenart, die nur in Afrika vorkommt. Offensichtlich hat sich der Erreger jetzt bei einem amerikanischen Nagetier eingenistet, der für ihn gerade richtig ist. Und bis zum letzten Jahr hat sich das West-Nil-Virus nur durch Übertragung zwischen Vögeln und Mücken am Leben erhalten, die ausschließlich in Uganda und einigen angrenzenden Ländern leben. Aber jetzt geht es ihm bei den Vögeln und Mücken des Central Park, in Queens und wahrscheinlich dem größten Teil des Staates New York ziemlich gut. Warum also sollte nicht auch Ebola in den guten alten Vereinigten Staaten einen Wirt finden? Der einzige Grund, warum das bisher nicht passiert ist, ist wahrscheinlich, dass keines seiner Opfer lange genug lebt, um es hierher zu bringen.«
Ihr Gesicht, das bereits angespannt aussah und einer zerbrechlichen Maske aus Porzellan glich, wurde noch weißer. »Das meinst du doch sicher nicht ernst.«
Er versuchte, den Schlag abzumildern. »Es gibt vielleicht einen positiven Aspekt. Die Übertragung vom Wirt auf Menschen ist ein relativ seltenes Ereignis, jedenfalls in Afrika, das nur alle paar Jahre ein- oder zweimal vorkommt. Die meisten Todesfälle treten durch die nachfolgende Verbreitung von Mensch zu Mensch auf. Wenn also diese Schweine tatsächlich gemacht haben, was sie behaupten, und das Virus wirklich einen Wirt in den USA findet, dann dürften die Krankheitsausbrüche sehr begrenzt sein.« Er erwähnte nicht, dass der entscheidende Schlüssel zur Eingrenzung der Krankheit immer die geografische
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