Der Unsichtbare Feind
schmerzvollen Erinnerungen. »Ich war einfach noch zu verwirrt, war immer noch so von der Rolle, besonders nach allem, was du und Cindy für mich getan habt –«
»Hey, ich bin nicht gekommen, damit du dich schuldig fühlst«, unterbrach Greg ihn und tat den Gedanken mit einer Handbewegung ab. »Das kannst du auch allein in der Freizeit tun. Eigentlich bin ich hier in meiner offiziellen Funktion als dein Dekan. Du musst mir einen Gefallen tun, für die Fakultät. Ich möchte, dass du eine Spezialaufgabe übernimmst.«
Seine Direktheit warf Steele aus dem Gleis. Da er die Sympathie des Mannes erwartet und gefürchtet hatte, fand er seinen Ausdruck Spezialaufgabe interessant, umso mehr, als Greg, der Dekan der medizinischen Fakultät, als sein oberster Chef mit ihm sprach. Aller Unmut darüber, in seinem eigenen Heim überfallen zu werden, wich schnell der Neugier. »Ach?«, erwiderte er. »Setz dich. Möchtest du etwas trinken?«
Greg zog die Augenbraue hoch, als er das überreichlich gefüllte Glas in Steeles Hand sah. »Ich bin nicht so durstig, danke«, antwortete er und ließ sich auf dem Rand eines Sessels nieder. Er kam gleich zur Sache. »In ungefähr dreieinhalb Monaten, Anfang Mai, wird die UNO eine Konferenz über die Gesundheitsrisiken genetisch veränderter Nahrungsmittel durchführen. Ich bin gebeten worden, einen Arzt zu benennen, der die amerikanische Delegation begleitet. Ich hätte gerne dich für den Job.«
Der gewisse Reiz, den Steele anfänglich verspürt hatte, verschwand. »Du lieber Himmel, bei dem Zeug geht es doch nur um Pflanzen«, protestierte er, entsetzt, dass Greg überhaupt mit einem solchen Angebot an ihn herangetreten war. »Das ist was für Gartenbaufachleute oder Botaniker, nicht für Ärzte!«
»Es geht um Nahrung, Richard! Nahrung, die wir alle essen, einschließlich unserer Kinder.«
»Dann such dir einen Diätetiker«, gab er zurück und war sich zunehmend sicher, dass da noch irgendeine Wohltätigkeitssache hinter dem Angebot stand.
Greg beugte sich vor und sah Steele mit seinen blauen Augen durchdringend an. »Sei doch nicht so abweisend. Das Problem mit der Delegation ist, dass da schon mehr als genug Pflanzenspezialisten, Forscher und Ernährungsexperten drin sind.« Er zögerte und schürzte die Lippen, als ob er sich nicht sicher war, was er jetzt sagen sollte. »Ich kann hier keine offiziellen Erklärungen abgeben, weil ich keine handfesten Beweise habe«, fuhr er fort und senkte die Stimme, als ob er eine vertrauliche Information weitergäbe, »aber die Sache macht mir Angst. Zum Teufel, es sollte allen Ärzten Angst machen. Glaube jetzt nicht, dass ich von dir erwarte, dass du nur meinen Worten vertrauen sollst. Sieh dir mal an, was im Internet über genetisch veränderte Organismen steht, und informiere dich. Wenn du bis morgen nicht genauso alarmiert bist wie ich, schicke ich jemand anderen. So oder so. Ich werde einen erstklassigen Klinikarzt bei der Konferenz haben, und du kannst beruhigt sein, dass ich deswegen zu dir gekommen bin – nicht, weil du aus dem Gleis geraten bist oder ich mit deinem traurigen Hintern Mitleid habe.«
Überrascht, dass Greg seine Gedanken erraten hatte, fuhr Steele zusammen.
»Sei doch mal ehrlich, Richard!«, fuhr sein Freund fort und klang ungeduldig. »Trotz des Loches, in das du dich vergraben hast, und obwohl du dich von allen zurückgezogen hast, gibt es immer noch ein paar Leute, die glauben, dass du für deine Branche noch verdammt nützlich sein könntest. So, und wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest; es war ein langer Tag, und ich muss jetzt nach Hause zu Cindy und den Mädchen.« Er stand auf, und bevor Steele ein Wort sagen konnte, fügte er hinzu: »Übrigens, wenn du noch mehr schlechte Nachrichten verträgst – sie würden dich wirklich immer noch gerne sehen, und Chet natürlich auch. Sie haben das Gefühl, dass du sie im Stich gelassen hast, und offen gesagt, bin ich es leid, dich immer zu entschuldigen.« Ohne auf eine Antwort zu warten, machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand durch die Tür.
Steele saß lange da, starrte den Flügel an. Er rührte kaum seinen Drink an und fühlte sich, als ob Greg einen Eimer eiskaltes Wasser über seinem Kopf ausgeschüttet hätte. »Ich nehme an, ich bin nicht mehr in Gefahr, bemitleidet zu werden«, murmelte er schließlich, stand auf und ging in den kleinen Hobbyraum, wo er und Chet sich einen Computer teilten. Er stellte seinen Scotch an die Seite,
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