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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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widerlegen. Wenn du irgendetwas im Ärmel hast, das auch nur die vage Möglichkeit bietet, Vektoren mit dem Übergreifen der Hühnergrippe auf Menschen in Zusammenhang zu bringen, dann ist jetzt der Zeitpunkt, um damit herauszurücken.«
    »Ich tue, was ich kann«, antwortete sie.
    Wieder schien ihn die Ruhe ihrer Antwort beinahe um die Fassung zu bringen. »Ja, davon bin ich überzeugt«, sagte er. »Also, wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet.« Er nickte beiden zu, drehte sich um und verschwand durch die Tür, durch die er hereingekommen war.
    »Und Sie glauben, dass Sie solche Beweise bekommen können?«, fragte Steele, der von dem, was er gehört hatte, fasziniert war, aber ihre Unterhaltung auf das sichere Gebiet der Fachsimpelei beschränken wollte. Er hatte keinerlei Absicht, zum Pfand in der Beziehung Sullivans und Pattons zu werden, welcher Art sie auch sein mochte.
    »Möglicherweise.«
    »Aber wo?«
    »Genau genommen, nicht weit entfernt von hier.« Sie machte zum zweiten Mal ihren Arm frei. »Ich sehe Sie morgen«, fügte sie hinzu und ging durch die Tür auf die Straße hinaus, ohne zurückzublicken.
    Durch das Glas sah er, dass Patton draußen auf sie gewartet hatte. Der Mann versuchte, sie am Arm zu nehmen, aber sie zog ihn weg. Sein Gesicht wurde rot, und er redete weiter auf sie ein und machte die ganze Zeit beschwörende Gesten. Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu und ließ ihn dann auf den Stufen stehen.
    Du lieber Himmel, dachte er, während er sie weggehen sah. Dieser ganze Tag war das wissenschaftliche Gegenstück zu diesen Talkshows, in denen es immer wie im Irrenhaus zugeht.

8
    Der Passatwind brauste durch die Palmen hoch über ihrem Kopf, ließ sie weit vor- und zurückschwingen und erfüllte die Luft mit einem ständigen Rauschen von der Lautstärke eines vorbeifahrenden Zuges. Als sie aus dem Wäldchen, in dem sie sich versteckte, nach oben sah, musste sie an riesige Besen denken, die die Sterne vom Nachthimmel zu fegen versuchten; dann fiel ihr Blick auf die silbrigen Spitzen der Wolken, die rasch vom Meer hereintrieben und deren bleischwere Bäuche hinter ihr über die Bergkette jagten. Ich werde ihre Schatten ausnutzen, beschloss sie und machte sich für einen Sprint über das offene Gelände bereit. Noch einmal musterte sie das vom Mond beleuchtete Farmhaus in der Ferne und versuchte, Anzeichen von Bewegung auszumachen. Abgesehen vom gelegentlichen Klappern von Dachschindeln, die sich vom Dach abhoben und wegzufliegen drohten, bewegte sich nichts. Sie konnte auch keine Spur von Licht entdecken. Wenn sie nicht gewusst hätte, dass Hacket dort wohnte, hätte sie den Ort für verlassen gehalten. Er machte den grauen, vertrockneten Eindruck eines weggeworfenen Gegenstandes, wie eine Hülle, die vielleicht ein Insekt abstreift und in den Schmutz fallen lässt. In gebückter Haltung betrat sie eine Wiese aus hüfthohem Gras und lief auf das Gebäude zu.
    Eine halbe Stunde vorher, kurz vor Mitternacht, hatte sie ihren Wagen 500 Meter die Straße hinunter abgestellt und dann die Felder auf der Rückseite von Hackets Besitz überquert, wo Laub und Bäume besseren Sichtschutz gewährten. Aber jetzt, da sie auf kürzestem Weg die 200 Meter zu dem Zaun zurücklegte, wo der Hühnerstall sein musste, fühlte sie sich hilflos ausgesetzt. Sie versuchte mit den Wolkenschatten Schritt zu halten, die über den Boden jagten, und stellte sich vor, dass Hacket hinter einem der Fenster im Dunkeln stand und sie beobachtete, während sie näher kam. Die Vorhänge hingen regungslos, geisterhaft, wie weiße Wächter an den Seiten der Fensterrahmen, weshalb sie annahm, dass die Fenster wegen des Windes fest verschlossen sein mussten. Da drinnen ist es sicher heißer als im Hades, dachte sie, denn die Nachtluft war trotz der frischen Brise noch warm. Sicherlich konnte in solcher Hitze niemand schlafen. Verdammt, vielleicht ist er nicht einmal zu Hause.
    Die Scheune lag riesig und bedrohlich vor ihr, als sie die letzten hundert Meter des Feldes überquerte, und verdeckte die Sicht auf das Haus dahinter. Als sie näher kam, hörte sie die Balken laut kreischen und ächzen, bis sie wie ein massives, hölzernes Schiff klangen, das gegen den Wind kämpft. Kaum hatte sie den Zaun erreicht und lief hinter ihm entlang, als ein lauter Knall, ohrenbetäubend wie ein Gewehrschuss, sie zusammenfahren ließ und ihren Puls in die Höhe jagte. Sie duckte sich und spähte zwischen den Zaunlatten hindurch, nur um

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