Der unsterbliche Highlander
Das Wort des finstersten Feenwesens, des legendären Lügners, des großen Blenders«, spottete sie. Wie konnte dieses Ding es wagen, ihr sein Wort zu geben, als könnte man sich wirklich darauf verlassen?
Ein Muskel an seiner Wange zuckte. »Das ist nicht alles, was ich war, Gabrielle. Ich war und bin vieles.«
»O natürlich, ich Dummerchen habe wohl den vollendeten Verführer und Zerstörer der Unschuld vergessen.«
Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Ich habe deine nicht zerstört. Obwohl ich sie an dir rieche und sie mir ohne Mühe nehmen könnte - ich bin schließlich doppelt so groß wie du.«
Oh! Er konnte doch wohl kaum riechen, dass sie noch Jungfrau war. Das war eine bloße Behauptung. Sie wurde rot und fauchte: »Und welche Garantie habe ich, dass du das nicht noch tust?«
Ein gefährliches Lächeln ließ die ebenso gefährlichen dunklen Augen funkeln. »Keine. Tatsächlich werde ich sie dir nehmen, aber ich verbürge mich dafür, dass ich es nur tue, wenn du mich darum bittest. Wenn du vor mir stehst und mich bittest, dich zu nehmen.«
Die Worte stürzten über ihr zusammen wie eine Ziegelmauer und raubten ihr den Atem. Genau das hatte es beabsichtigt; es hatte die männliche Einschüchterung zur Kunstform erhoben. Sie sog scharf die Luft ein, bereitete sich darauf vor, etwas zu erwidern, das Ding zurechtzuweisen, ihm klar zu machen, dass vorher die Hölle zufrieren musste - aber es erhob sich und baute sich vor ihr auf.
»Genug. Hast du die Absicht, mir zu helfen, oder nicht, Gabrielle?«
Gabby schluckte schwer und rutschte, soweit es die Fesseln ihr erlaubten, auf dem Stuhl hin und her. Verdammt, wenn sie ihm half, dann wurde sie letzten Endes von den Feen entführt, das wusste sie mit Sicherheit. Auf keinen Fall würden die sie ungeschoren davonkommen und in Ruhe weiterleben lassen. Nie und nimmer. Sie hatten nicht Tausende von Jahren die Sidhe-Sehennrien gejagt und vernichtet, nur um jetzt eine von ihnen zu verschonen. Insbesondere nicht eine, die noch jung genug war, um eine neue Generation von Szd^e-Seherinnen in die Welt zu setzen und den Fortbestand des Geschlechts zu sichern.
Und wenn sie auf die Idee kamen, auch ihre Mutter zu verschleppen? Was, wenn sie ihr nicht glaubten, dass Jilly die Gabe, die sie an ihre Tochter weitervererbt hatte, nicht selbst besaß? Ihre Mom war glücklich verheiratet mit drei Stiefkindern, sie würde ihr das niemals verzeihen! Sie hatten zwar nicht das beste Verhältnis zueinander, aber Gabby war nicht erpicht darauf, alles noch zu verschlimmern.
Und wenn die Feen entdeckten, dass sie , Gabby, ihnen entkommen und die letzte Sidbe-Seherin keineswegs vom Erdboden getilgt war, dann würden sie ihre Jäger von neuem losschicken und noch gründlicher vorgehen. Gabby zweifelte nicht, dass es irgendwo auf der Welt noch andere gab, die waren wie sie, die sich tarnten, die Köpfe gesenkt hielten und versuchten, ein normales Leben zu führen. Es gab Einträge in den Büchern über die Feenwesen, die vage Hinweise auf andere, ähnlich verfluchte Familien gaben und andeuteten, dass es einst viele gewesen waren. Sie war nicht so dumm zu glauben, dass die O'Callaghan-Frauen als Einzige Mittel und Wege gefunden hatten zu überleben. Möglicherweise wurden sie jetzt alle wieder verfolgt, nur weil sie sich verraten hatte. Falls auch nur eine weitere Sidhe-Sehehn aufgespürt und gefangen genommen wurde, dann trug Gabby die Verantwortung für das grausame Schicksal, das ihr bevorstand.
Was hatte sie nur angerichtet?
Ich gebe dir mein Wort, hatte es gesagt. Ich werde dich beschützen. Aber Gabby war nicht von Walt Disney erzogen, sondern von Geburt an mit den grässlichsten Feen-Geschichten gefüttert worden. Sie konnte ihm nicht trauen. Und selbst wenn es das, was es da sagte, zufälligerweise ernst meinte, war es nicht imstande, sie gegen die Königin zu verteidigen. Aoibheal herrschte über die vier königlichen Häuser der Feen und hatte die größte Macht von allen. Falls Aoibheal Gabbys Kopf forderte, würde sie ihn bekommen. Basta.
Gabby hatte also keine andere Wahl, als bis zum bitteren Ende zu kämpfen und sich zur Wehr zu setzen.
Sie machte sich auf einen Wutanfall und schreckliche Dinge gefasst, die es ihr bestimmt antat, wenn sie ihm ihre Hilfe verweigerte, und legte den Kopf in den Nacken, um seinem gebieterischen Blick zu begegnen.
»Nein, ich werde dir nicht helfen.« Sie tat einen flachen Atemzug und hielt ängstlich die Luft an.
Es starrte sie
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