Der unsterbliche Highlander
verankerte Emotion, die er als Tuatha De entwickelt hatte.
In den O'Callaghan-Büchern stand, die Feenwesen seien unfähig, etwas zu empfinden, und Gram hatte immer wieder bestätigt, dass sie kalt, arrogant und unnahbar seien. Es war nie die Rede von politischen Intrigen, Fehden oder anderen Verwicklungen gewesen, in die sich Menschen verstrickten, aber jetzt schien es Gabby, als wären die Tuatha De den Menschen ähnlicher, als es jemals jemand geahnt hatte. Wie konnten sich die Chronisten so geirrt haben?
Vielleicht weil sie alle O'Callaghans waren, die den Feenwesen entkommen konnten. Die Schriften waren von Vorfahren verfasst, die nie wirklich mit einem Feenwesen zu tun gehabt und nie mit ihnen gesprochen hatten. Konnte man dem Bericht eines Ermittlers glauben, der den Tatverdächtigen nie verhört hat? In einer Gerichtsverhandlung würde sie eine solche Argumentation in der Luft zerreißen'.
Oh, solche Gedanken erschütterten ihre Grundfeste. Sie stieß ungestüm den Atem aus.
Leg doch mal für einen einzigen Augenblick deine Vorurteile ab und unternimm den Versuch, mich zu sehen , hatte Adam gesagt.
Verdammt noch mal, er machte eines ihrer Vorurteile nach dem anderen zunichte.
Nachdem sie ihr Haar getrocknet hatte, nahm sie den Telefonhörer ab, um die Nachrichten, die bei ihr zu Hause auf dem Anrufbeantworter eingetroffen waren, abzuhören. Ihre Mom hatte viermal angerufen, um sie daran zu erinnern, dass sie versprochen hatte, zur Schulabschlussfeier ihrer Stiefschwester am nächsten Wochenende nach Kalifornien zu fliegen. Und sie wollte vorher noch dringend mit ihr sprechen.
Gabby seufzte. Sie kannte ihre Stiefgeschwister kaum. In den vergangenen fünf Jahren war sie nur zweimal in Kalifornien gewesen, und sie verstand nicht, wieso es ihrer Mutter plötzlich so wichtig war, dass sie an einer dämlichen Abschlussfeier teilnahm. Doch in letzter Zeit schienen ihrer Mom alle möglichen Vorwände einzufallen, um Gabby zu einem Besuch bei ihr zu überreden.
Sie mag nicht vollkommen sein, aber sie ist die einzige Mutter, die du jemals haben wirst. Du musst ihr eine Chance geben , hatte Gram sie mindestens hundertmal beschworen.
Ich habe ihr eine Chance gegeben. Sie hat mich auf die Welt gebracht. Das ist eine Chance. Und sie ist auf und davon.
Gabby, du musst die Dinge von ihrem Standpunkt aus ...
Nein.
Vor vielen Jahren war Gabby nachts aufgewacht, weil sie auf die Toilette musste. Auf dem Rückweg in ihr Zimmer hatte sie die Stimmen ihrer Mutter und Großmutter gehört, war auf dem zugigen Treppenabsatz im winterkalten Haus stehen geblieben, hatte ihr fadenscheiniges Einhorn aus Stoff an die Brust gedrückt und sich mit der anderen Hand an dem geschnitzten Geländerpfosten festgehalten. Heute, im Hotelzimmer in Atlanta, erinnerte sie sich an das belauschte Gespräch, als wäre sie wieder sieben Jahre alt.
Sie ist fasziniert von ihnen'. Sie findet sie wunderschön und möchte bei ihnen leben.
Sie ist ein Kind, Jilly. Sie wird diese Phase überwinden.
Dabei musst du ihr helfen, denn ich kann es nicht.
In dieser Nacht hätte sie ihre Gabe am liebsten mit einem Messer aus sich herausgeschnitten. Bleib bei mir, Mommy. Ich will auch immer ganz brav sein. Das verspreche ich dir. Ich möchte sie gar nicht sehen.
Gabby schloss fest die Augen, atmete tief ein und langsam wieder aus.
Dann sah sie auf die Uhr und nahm erneut den Telefonhörer ab. Es war Abendessenszeit in Kalifornien; ihre Mom war jetzt sicher im Trio's, dem Restaurant, das sie führte.
Sie wählte ihre Privatnummer, um eine Nachricht auf den Anrufbeantworter zu sprechen. Sagte, dass ihr etwas dazwischengekommen sei und dass sie nicht zur Abschlussfeier kommen könne. Sie würde ein Geschenk schicken und sich in ein paar Wochen wieder melden. Mit schlechtem Gewissen, das sie immer plagte, wenn es um ihre Mutter ging, fügte sie hinzu: »Vielleicht kann ich dieses Jahr zu Weihnachten zu dir kommen, okay?«
Vorausgesetzt, sie war dann noch am Leben.
Adam saß vor der Tür zur Suite und rutschte ungeduldig hin und her. Er wollte selbst duschen und seine Verführungsstrategie weiterverfolgen.
Sie hätten die Nacht auch im Zug, in einem Schlafwagenabteil mit Bad verbringen können, aber er wollte ihr einen Vorgeschmack auf das Leben geben, das er ihr selbst ohne seine Feenkräfte bieten könnte. Eine Verführung, wie er sie vorhatte, verlangte die passende Bühne, und Luxus tat immer seine Wirkung. Außerdem wollte er ein bisschen
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