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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Und dann kam ein
blankgeputzter, wie aus dem Ei gepellter junger Soldat gemächlich
heranspaziert, das Gewehr locker in der Hand; er musterte sie von oben
bis unten, sinnlich, aber ohne besondere Begierde, blickte
schließlich auf den toten Mann hinunter, auf Matson. »Wir
haben Ihre Unterhaltung mit einem Lauschgerät verfolgt.« Er
wies nach oben, und Freya sah nun unter dem überkragenden Dach des
Telpor-Gebäudes ein netzartiges Drahtgeflecht. »Der Mann
da«, der Soldat trat — trat wirklich und wahrhaftig mit dem
Fuß — gegen die Leiche Matson Glazer-Hollidays,
»sagte etwas von >unserem Top-Piloten<. Also sind Sie eine
Organisation. Freunde eines vereinten Volkes? Ist es das?«
Sie antwortete nicht; sie war nicht in der Lage dazu.
»Komm mit, Süße«, forderte der Soldat sie auf.
»Zu deiner Psycho-Befragung. Wir haben damit gewartet, weil du so
freundlich warst — und so dumm — , uns davon in Kenntnis zu
setzen, daß dein Mann dir nachkommt. Aber wir hätten nie . .

Er starb, weil sie mit ihrer Uhr den cephalotropischen
Niedriggeschwindigkeits-Cyanidpfeil abgeschossen hatte. Zwar bewegte
sich der Pfeil langsam, aber trotzdem hatte der Mann nicht die
geringste Chance, ihm auszuweichen. Nicht ganz besorgt, nicht ganz klug
und erschrocken genug schlug er wie ein Kind mit der Hand danach, und
die Spitze drang in eine Ader nahe seines Handgelenks ein. Und der Tod
kam so rasch und geräuschlos, wie er für Matson gekommen war.
Der Soldat spulte sich gleichsam ab, als er erschlaffte und in einer
Drehung um seine eigene Achse auf das Pflaster sank. Und dann drehte
Freya sich um und rannte . . .
An einer Ecke bog sie nach links ab und griff, während sie eine
enge, mit Müll verstopfte Gasse entlanglief, in ihren Umhang,
berührte den Sender, der ein planetenweites An-alleWarnsignal
ausstrahlte. Jeder Lies Incorporated-Mitarbeiter hier auf Walmaul
würde es empfangen, wenn er nicht schon längst Bescheid
wußte: wenn das Alarmsignal seinem Wissen noch etwas
hinzufügte, jenem Wissen, das vielleicht in den ersten fünf
Minuten hier auf dieser Seite - dieser Einweg-Seite — der
Telpor-Apparate zermalmend über ihn hereingebrochen war. Nun,
jedenfalls hatte sie es getan; sie hatte sie offiziell, durch die
vorgeschriebenen Kanäle, in Alarmbereitschaft ver- setzt, und das
war alles — alles, was sie tun konnte.
Sie verfügte über keinen Langstrecken-Intersystemsender, wie
Matson ihn besessen hatte; sie konnte kein Makrowellensignal aussenden,
das AI Dosker in sechs Monaten im Sol-System auffangen würde.
Keiner der zweitausend Polizeiagenten der Lies Incorporated konnte das.
Aber sie hatten Waffen. Und sie, so begriff sie voller Entsetzen und
Unglauben, hatte jetzt die Befehlsgewalt über jene
Angehörigen der Organisation, die überlebt hatten; vor
Monaten hatte Matson sie rechtsgültig dazu berufen, bei seinem
Tode seinen Platz zu übernehmen, und das war keineswegs unter der
Hand geschehen: Er hatte es durch Runderlaß in der gesamten
Organisation bekanntgemacht.
Was konnte sie den Polizeiagenten, die durchgekommen
waren, sagen — natürlich, daß Matson tot war, aber was
konnte ihnen in dieser Situation etwas nützen! Was, so fragte sie
sich, können wir tun?
Achtzehn Jahre, dachte sie; müssen wir denn wirklich auf die
Omphalos warten, darauf, daß Rachmael ben Applebaum kommt und
begreift? Bis dahin macht es nämlich nichts mehr aus. Für uns
jedenfalls; nicht für diese Generation.
Zwei Männer liefen auf sie zu, und einer blökte aufgeregt:
»Mond und Kuh!« Sein Gesicht war vor Angst verzerrt.
»Jack Horner«, erwiderte sie wie betäubt. »Ich
weiß nicht, was ich machen soll«, erklärte sie ihnen.
»Matson ist tot und sein großer Sender zerstört. Sie
warteten schon auf ihn; ich habe sie geradewegs zu ihm geführt. Es
hat mir leid.« Sie konnte den beiden Feldagenten der Organisation
nicht ins Gesicht sehen; sie blickte starr an ihnen vorbei.
»Selbst wenn wir unsere Waffen einsetzen würden«,
schloß sie, »können sie uns alle erledigen.«
»Aber wir können ziemlichen Schaden anrichten«, meinte
einer der beiden Polizisten, mittleren Alters und mit dem typischen
Rettungsring um die Taille, ein zäher alter Veteran des 92er
Krieges.
Sein Begleiter, der sich an einem Koffer festklammerte, pflichtete bei:
»Ja, wir können es wenigstens versuchen, Miss Holm. Senden
Sie das entsprechende Signal; Sie haben es doch?«
»Nein«, behauptete sie, aber sie log, und die beiden
wußten es. »Es ist

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