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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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hatte, daß sie insbe- sondere eine Paraweit gesehen haben könnte, die genau mit der irgendeines anderen Gruppenmitglieds übereinstimmte. Und daher, wie Miss de Rungs gesagt hatte, wahr werden würde; wahr werden und die Umgebung ersetzen, in der sie jetzt lebten — eine Umgebung, die gewaltige Mächte aus extrem wichtigen Gründen erhalten sehen wollten.
. . . Mächte, dachte Rachmael sarkastisch, mit denen ich bereits frontal zusammengestoßen bin. Die Auf Hoffmanns Spuren-GmbH mit Sepp von Einem und seinem Telpor-Gerät und seinen Schweinfurter Labors. Ich möchte wissen, dachte er, was in letzter Zeit aus diesen Labors gekommen ist. Was hat Gregory Gloch, die abtrünnige Waffen-Sensation der UN, für den Gebrauch seines Arbeitgebers zusammengebastelt? Und steht es ihnen schon zur Verfügung? Wenn ja, dann benötigten sie es bisher noch nicht; ihre Hauptstützen, ihre herkömmlichen Apparaturen, schienen ausreichend zu wirken; die Notwendigkeit für etwas Bizarres, Quasigeniales, Quasipsychotisches, wenn das Gloch gerecht umschrieb, war anscheinend noch nicht gegeben — aber, so wurde ihm düster klar, man mußte davon ausgehen, daß Glochs Beitrag schon lange bis zur Stufe der taktischen Einsatzbereitschaft entwickelt worden war, wenn man ihn benötigte, würde er zur Verfügung stehen.
»Mir will scheinen«, meinte Gretchen Borbman zu ihm, jetzt offenbar ruhiger, gefaßter, »daß diese einigermaßen zweifelhafte >Wirklichkeit<, die wir gemeinsam teilen — ich spreche natürlich insbesondere von dieser abscheulichen Omar Jones- Kreatur, diesem Zerrbild eines politischen Führers — , verdammt wenig an sich hat, was für sie spräche. Empfinden Sie Loyalität für sie, Mr. ben Applebaum?« Sie musterte ihn kri- tisch von oben bis unten, ihre Augen klug forschend. »Wenn sie einem anderen Rahmen wiche . . .« Jetzt sprach sie zu ihnen allen, der gesamten Klasse, die sich in der Küche zusammendrängte. »Wäre das so schlimm? Die Paraweit, die Sie gesehen haben, Paraweit Blau. War die wirklich so viel schlimmer?«
»Ja«, sagte Rachmael. Es war unnötig, weitere Erklärungen abzugeben, bestimmt galt es sonst niemanden in dem span- nungsgeladenen, überfüllten Raum zu überzeugen — der Ausdruck auf ihren angespannten Gesichtern bestätigte das zur Genüge. Und er verstand jetzt auch, warum ihre kollektiven Befürchtungen, ihre kollektive Feindseligkeit Gretchen Borbman gegenüber ein Zeichen für das Näherrücken einer überwältigenden, bedrohlichen Wesenheit war: Gretchens Entblößung vor dem alles in sich aufnehmenden Taster des Compu- ters stellte in keiner Weise mehr eine Wiederholung der Bewußtseinsanalysen dar, die routinemäßig in der Vergangenheit bei den anderen stattgefunden hatten. Gretchen kannte die Inhalte ihrer Paraweit bereits. Ihr Rückschritt war schon vor langer Zeit erfolgt, und jetzt bildete ihr Auftreten für die anderen in der Gruppe einen deutlichen Hinweis darauf, was diese Para- weit verkörperte, in welche der festgelegten Kategorien sie fiel. Offensichtlich war es eine eindeutig vertraute — für sie und die Gruppe als Ganzes.
»Vielleicht«, bemerkte der lockenköpfige Jüngling beißend, »wäre Gretchen weniger von Paraweit Blau fasziniert, wenn sie eine Zeit darin zugebracht hätte, so wie Sie, Mr. ben Applebaum; was meinen Sie dazu?« Er sah Rachmael scharf an, musterte ihn in Erwartung einer Antwort ganz genau; offenbar rechnete er damit, sie zu sehen statt sie ausgesprochen zu hören. »Oder könnte das schon der Fall gewesen sein, Mr. ben Applebaum? Damit will ich sagen, würde es irgendein Anzeichen geben, eine dauerhafte . . .« Er suchte nach den Worten, die ihm fehlten; sein Gesicht arbeitete.
»Veränderung«, schlug Hank Szantho vor.
Gretchen Borbman erklärte: »Ich bin recht zufriedenstellend in der Wirklichkeit verankert, Szantho, glauben Sie mir das ruhig. Sie auch? Jede Person in diesem Raum ist genauso in eine unfreiwillige subjektive, psychotische Phantasieüberlagerung des normalen Bezugrahmens verstrickt wie ich, einige von euch vielleicht noch stärker. Ich weiß es nicht. Wer weiß schon, was im Gehirn anderer Leute vor sich geht? Ich möchte das offengestanden nicht beurteilen; ich glaube auch nicht, daß ich es könnte.« Absichtlich und mit perfekt kontrollierter, unerschrockener Gemütsruhe gab sie die unbarmherzige Feindselig- keit des Kreises von Personen rings um sie zurück. »Vielleicht«, meinte sie, »solltet ihr die Struktur der

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