Der unteleportierte Mann
mich nicht bewegen.< Oooohhh! Wie fanden Sie den?« Er wartete hoffnungsvoll. Verwirrt meinte Rachmael: »Ich versteh' ihn einfach nicht.« »Na schön.« Der Tonfall des Augenfressers war jetzt barsch. »Dann lesen Sie das Buch eben bloß aus erzieherischen Grün- den. So sei es. Sie wollen den Ursprung dieser Lebensform erfahren, die ich angenommen habe. Nun, jeder nimmt sie an, früher oder später. Wir alle tun das, so werden wir, wenn wir gestorben sind.«
Rachmael starrte ihn an.
»Während Sie nachdenken«, fuhr der Augenfresser fort, »werde ich Sie mit ein paar weiteren Dingismen von Dr. Bluth erfreuen. Dieser hier gefällt mir immer sehr gut. >Die Videophon-Gesellschaft hatte eine lange Leitung. < Na, wie war der? Oder dieser: >Das Pornokino war gerammelt voll.< Oder der: »Meine Stellung erlaubt es mir nicht, sexuelle Beziehungen zu unterhalten^ Oder . . .«
Indem er seine Ohren verschloß und den weitschweifigen Augenfresser einfach ignorierte, betrachtete Rachmael das Buch genauer, völlig willkürlich eine Seite aufschlagend. Der Text verschwamm, stellte sich dann vor seinen Augen klar ein. Eine zwischen den einheimischen Bewohnern von Fomalhaut IX und dem Homo sapiens gebildete Zygote legt Zeugnis ab von dem vorherrschenden Aspekt des genetischen Erbes der sogenannten »Mazdasts«. Aus den beiden gleichwertigen, aber diametral entge- gengesetzten Abstammungslinien entsteht, was nur dem Namen nach ein reiner »Mazdast« zu sein scheint, mit der außergewöhnlichen Umorganisation der Sehorgane, auch wenn das cephalopodische Wesen sich ansonsten völlig in der üblichen Weise ausbildet. »Sie meinen«, erkundigte sich Rachmael, kurz von dem Buch aufblickend, völlig verblüfft, »daß, wenn Sie sagen, Sie seien Matson Glazer-Holliday, Sie meinen, Sie seien ein Nachkomme von ihm und einem . . .«
»Und einem weiblichen Mazdast«, bestätigte der Augenfresser ruhig. »Lesen Sie weiter, Mr. ben Applebaum. Da steht noch viel mehr, was Sie interessieren dürfte. Sie werden fest- stellen, daß alle Paraweiten erklärt sind, die Struktur einer jeden wird dargestellt, so daß die Logik, auf der jede gründet, offen zu Tage tritt. Schauen Sie im Index nach. Suchen Sie die Paraweit heraus, die Sie am meisten interessiert.«
Er wandte sich sofort Paraweit Blau zu.
»Und Freya Holm«, sagte der Augenfresser, als Rachmael mit bebenden Händen die angegebene Seite nachschlug. »Sie wollen sie finden; das war Ihr Hauptmotiv dafür, hierher nach Fomalhaut IX zu kommen. Vielleicht gibt es ja eine Eintragung, die Miß Holm betrifft; hatten Sie daran schon gedacht, Sir?« Heiser, voll Unglaubens, erwiderte Rachmael: »Sie scherzen.« Es war unmöglich.
»Probieren Sie das, was ich sage, doch einfach aus. Sehen Sie unter Holm Komma Freya nach.«
Er tat es.
Der Index informierte ihn, daß es zwei Einträge über Freya gab. Einen auf Seite fünfzig. Den zweiten weiter hinten, tief im Buch: auf Seite zweihundertzehn.
Er entschied sich für den früheren.
In diesem Augenblick sah Freya ins Grab und schrie gellend auf, sie rannte, und während sie rannte und sich mühte, zu entkommen, erkannte sie es als das, was es war: eine weiterentwickelte Form von Nervengas, die ... und dann hörte ihr zusammenhängendes Denken auf, und sie rannte nur noch.
»Es beschreibt ausführlich«, unterrichtete der Augenfresser ihn, »Miß Holms Aktionen auf dieser Seite des Telpor-Tores. Bis in die Gegenwart. Wenn Sie erfahren wollen, was aus ihr geworden ist, dann lesen Sie einfach weiter. Und«, fügte er säuerlich hinzu, »was aus mir geworden ist.«
Mit bebenden Händen las Rachmael weiter. Er hatte jetzt rasch zu dem späteren Eintrag auf Seite zweihundertzehn weitergeblättert; vor seinen Augen tanzten die schwarzen, käfergleichen Worte, Einzelheiten über Freyas Schicksal hier in Neukolonisiertland. Er hielt inne, las, verstand, weswegen er gekommen war; das hier enthielt, genau wie der Augenfresser gesagt hatte, das, was er suchte.
Als sie dem deformierten Wesen ins Gesicht blickte, das sie einst- mals als den menschlichen Waschpsychiater Dr. Lupov gekannt hatte, wisperte Freya aschfahl: »Also wird die Verwandlung mit Hilfe
Ihrer Techniken und all dieser verdammten Apparate durchgeführt, die Sie benutzen, um Menschen genau in den von Ihnen gewünschten Bahnen denken zu lassen. Und ich dachte, es sei eine biologische Abart, ich war so völlig davon überzeugt.« Sie schloß in tiefer, überwältigender Erschöpfung die Augen. Und begriff,
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