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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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sie mit einem Schlag in abrupte Wachsamkeit. Das Meßgerät war gebaut worden, um eine spezielle Art elektrischer Aktivität anzumessen. Den Energie- fluß, der ausging von . . .
Einer aktivierten Telpor-Station.
Sie spähte voraus. Und machte etwas aus, das sich aus dem dichten Dunst vor ihr herausschälte und normalerweise als ein völlig unbedeutendes Bauwerk durchgegangen wäre - und ohne jeden Zweifel auch absichtlich so angelegt worden war: eine Wandertoilette. Sie schien in der Nähe gelandet zu sein, um irgendeinem Passanten Hilfe und Bedürfnisbefriedigung zu gewähren; ihre fröhliche, hell strahlende Neonleuchtschrift blinkte einladend und hob den Erleichterung versprechenden Slogan hervor:
ONKEL JOHNS KLEINER KLO-KIOSK
Ein vertrauter Anblick. Und doch handelte es sich hier laut dem Meßgerät an ihrem Gürtel keineswegs um eine Wandertoilette, sondern um die eine Seite einer von Einem-Einheit, die hier auf Neukolonisiertland abgesetzt worden war und auf vollen Touren arbeitete; die angezeigte Grenzstrahlung deutete auf eine maximale, nicht eine minimale Energieleistung hin. Die Station hätte gar nicht vollständiger in Betrieb sein können.
(Vorsichtig ging sie darauf zu. Schwerer grauer Dunst, eine diffuse Masse aufgewirbelten, in der Luft treibenden Schutts hüllte sie ein, als sie Onkel Johns kleinen Klo-Kiosk betrat, die anheimelnd archaische schmiedeeiserne Treppe hinunterging und in den kühlen, schwach erhellten Raum mit der Aufschrift DAMEN trat.
»Fünf Cents, bitte«, sagte eine mechanische Stimme freundlich.
In einer Reflexgeste gab sie der nichtexistierenden Klofrau einen Zehner; ihr Wechselgeld rollte ihr aus einem Schlitz entgegen, und sie steckte es ohne jedes Interesse in die Tasche. Denn vor ihr saßen zwei kahlköpfige Frauen in nebeneinanderliegenden Kabinen und unterhielten sich in tiefem, gutturalen Deutsch.1
Sie hob ihre Waffe und sagte auf deutsch zu ihnen, während sie die Pistole auf sie richtete: »Hände hoch, bitte.«
Augenblicklich zog eine der beiden Gestalten an dem Hand- griff dicht neben ihrer - oder genauer: seiner - rechten Hand: Ein Tosen rauschenden Wassers donnerte los und schlug nach Freya wie ein sonischer Sturzbach, der sie erschütterte und ihre Sicht undeutlich machte, entstellte; die beiden Gestalten flak- kerten und flössen ineinander, und sie fand es praktisch unmöglich, die Waffe auf sie gerichtet zu halten.
»Fräulein«, sagte eine männliche Stimme auf deutsch, »geben Sie uns augenblicklich Ihre . . .«
Sie feuerte.
Eine der beiden undeutlichen Zwillingsgestalten atomisierte sich lautlos. Aber der andere Telpor-Techniker hüpfte, schwamm, zur Seite; er sprang auf die Füße und hechtete
l Anm. d. Übers.: Statt vollständig abgeteilter Toilettenkabinen wie in
Deutschland finden sich in amerikanischen Bedürfnisanstalten - die euphemistisch »bathroom«, also Badezimmer, genannt werden meist nur halbhohe Verblendungen, die den Blick auf Oberkörper und Füße der Benutzer freilassen; ebenso gibt es keine abschließbaren Türen, sondern nur einfache Schwingtüren.
davon. Sie folgte ihm mit dem Lauf ihrer Waffe, feuerte erneut — und verfehlte. Der letzte Schuß, auf den ich ein Anrecht hatte, dachte sie schwach bei sich. Ich habe meine Chance verpaßt; ich habe es nicht geschafft, sie beide zu erwischen. Und jetzt bin ich an der Reihe.
Ein Strom heißer, peitschender Luft brach vom automati- schen Handtrockner über sie herein; sie duckte sich, halbblind, versuchte, Ihre kleine Waffe erneut abzufeuern — und dann schloß sich hinterrücks etwas aus Stahl, etwas, das nicht lebte, aber rege und beweglich war, um ihre Mitte. Sie keuchte vor Entsetzen, als es sie von den Füßen riß, sich windend, erhaschte sie einen flüchtigen Blick darauf: Groteskerweise war es der Einbautoilettentisch — oder besser gesagt eine homotropische, als Toilettentisch getarnte Maschine. Ihre Beine, sechs an der Zahl, haten sich eins ins andere verhakt wie altmodische Gardinenstangen; der zusammengesteckte Fortsatz hatte' sich geschickt ausgestreckt, umhergetastet, bis er auf sie stieß, und sie dann ohne die Notwendigkeit oder die Hilfe von Leben in einem zermalmenden Todesgriff umschlossen.
Der übriggebliebene Telpor-Techniker hörte auf, sich zu dukken und im Zickzack zu bewegen; er richtete sich wieder auf, warf gereizt die weiblichen Kleidungsstücke ab, die er getragen hatte, machte ein paar Schritte auf Freya zu, um ihre Vernichtung zu beobachten. Mit gierig

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