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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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zuckendem Gesicht verfolgte er das rasche Sichschließen des Verteidigungssystems des Toilet- tentisches, ein kleines »Oh!« der Befriedigung nach dem anderen ausstoßend, sein hageres, verkniffenes Gesicht entstellt vor sadistischer Verzückung — Freude angesichts eines gut funktionierenden Mordinstruments.
»Bitte«, keuchte sie, als der Fortsatz sie rückwärts zu dem falschen Toilettentisch hinzog, der jetzt ein weit geöffnetes Maul zeigte, mit dem er sie verschlingen wollte; in seinem Inneren würde sie in Ergs umgewandelt werden: Energie, um das Gerät für späteren Gebrauch zu versorgen.
»Es tut mir furchtbar leid«, sagte der Telpor-Techniker auf deutsch und leckte sich seine Lippen mit beinahe erotischer Freude, »aber . . .«
»Können Sie denn nichts für mich tun?« brachte sie fertig oder besser: machte sie den Versuch — zu sagen; jetzt blieb ihr keine Luft mehr, mit der sie hätte sprechen können. Das Ende, so begriff sie, stand unmittelbar bevor; es würde nicht mehr lange dauern.
»Und so schön«, psalmodierte der Deutsche mit starr auf sie gerichteten Augen; vor sich hinsummend, kam er näher und näher, wiegte sich in einem hypnotischen Tanz physiologi- schen Mitempfindens — körperlicher aber nicht gefühlsmäßiger Entsprechung, sein Körper — nicht sein Geist — antwortete auf das, was da rapide mit ihr vor sich ging, als der sich verjün- gende Fortsatz des Toilettentisches sie zurückzerrte, um sie zu verschlingen.
Niemand, begriff sie. Nichts. Rachmael, dachte sie, wie kommt es, daß . . . und dann trübten sich ihre Gedanken. Vorbei. Erledigt. Sie schloß die Augen, und mit den Fingern tastete sie nach dem Selbstvernichtungsauslöser, der eine unter ihrer Haut implantierte Hochleistungssprengladung zünden würde; besser, durch eine barmherzige Selbstmordvorrichtung der Lies Incorporated zu sterben, die zu ihrem Schutz in ihren Körper eingepflanzt war, als durch das grausame AHS-Ding, das sie allmählich verschlang . . . während der letzte Rest Bewußtsein sie verließ, berührte sie den Auslöser . . .
»O nein, Miss«, sagte eine tadelnde Stimme aus einiger Entfernung. »Nicht in Gegenwart einer Gruppenführung!« Geräusche, die nahe Anwesenheit von Menschen - sie öffnete die Augen, sah eine Schar sehr verschiedener Personen die Treppe der Damentoilette herunterkommen: Männer und Frauen und Kinder, alle gut gekleidet, alle damit beschäftigt, feierlich sie und den übriggebliebenen Telpor-Techniker und den Toilettentisch mit seinem metallenen Arm zu mustern, der dabei war, sie in den Tod zu ziehen . . . mein Gott, begriff sie. Ich habe das im Fernsehen gesehen, in Sendungen von Walmaul!
Das kann nicht sein, sagte Freya Holm sich. Das ist ein Teil der Ersatzrealität, die sie für uns hinzugefügt haben. Jahrelang dieser Schwindel — und jetzt immer noch? Das ist unmöglich! Und doch — hier war es, vor ihren Augen. Nicht im Fernse- hen, sondern in der Wirklichkeit.
Der Führer, mit Armbinde, in sorgfältig gebügeltem Anzug, fuhr fort, sie vorwurfsvoll anzuschauen. Vor den Augen einer Gruppenführung getötet zu werden, das schickt sich nicht, begriff sie. Richtig; das fand sie auch. Sie haben vollkommen recht. Als sie das dachte, stellte sie fest, daß sie hysterisch schluchzte. Außerstande aufzuhören, schloß sie die Augen, holte tief, unsicher Luft.
»Ich muß Sie davon in Kenntnis setzen, Miss«, verkündete der Führer, seine Stimme jetzt hölzern und korrekt, »daß Sie unter Arrest stehen. Wegen Verursachung einer Störung, die den ordnungsgemäßen Ablauf einer offiziellen, amtlich zugelassenen Führung durch das Weiße Haus behindert. Ich muß Sie ferner davon in Kenntnis setzen, daß Sie sich von diesem Augenblick an in Untersuchungshaft befinden, auch ohne schriftlichen Haftbefehl, und daß Sie ohne die Möglichkeit zur Hinterlegung einer Kaution in Gewahrsam bleiben, bis ein Kolonie-Gemeindegericht sich zu einem späteren Zeitpunkt mit Ihnen befassen kann.« Er musterte den Telpor-Techniker kalt und mit heftigem Mißtrauen. »Sir, Sie scheinen in gewissem Umfang in diese Angelegenheit verwickelt zu sein.«
»Keineswegs«, versicherte der Telpor-Techniker sofort.
»Wie«, fragte der Führer, während die seiner Obhut anvertraute Touristenschar dumm glotzte, »erklären Sie dann Ihre unerlaubte Anwesenheit hier in der Damenabteilung von Onkel Johns kleinem Klo-Kiosk?«
Der Telpor-Techniker zuckte die Achseln, hochrot anlaufend. »Ein Dingismus«, meinte der

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