Der unteleportierte Mann
Verbindlichkeiten nachzukommen? Tatsächlich . . .«Er schwebte sehr langsam auf Rachmael zu. »Ich glaube, ich habe Sie persönlich vor nicht allzulanger Zeit gejagt, Sir. Sie sind . . .«er dachte nach, während in seinem Inneren elektronische Schaltkreise ihn mit den zentralen Computerspeichern der Agentur verbanden, »ben Applebaum!« schrillte er triumphierend. »Sapperlot! Da habe ich ja zwei Nassauer ZUR GLEICHERN ZEIT ER- WISCHT!«
»Ich verschwinde von hier«, vefkündete der Augenfresser, der Matson Glazer-Holliday war — oder gewesen war -, er begann davonzufließen, auf einem Sockelfuß, um so rasch wie möglich der unangenehmen Situation zu entrinnen — und das auf Rachmaels Kosten.
»He!« protestierte er schwach. »Jetzt machen Sie sich doch nicht einfach so davon, Matson. Das ist mir alles verdammt zu viel; warten Sie, um Gottes willen!«
»Ihr verstorbener Vater«, dröhnte der Gläubigerballon auf ihn ein, seine Stimme jetzt verstärkt von den Hintergrunddaten, die ihm der Zentralcomputer lieferte, von welchem er abhing, »schuldet mit Stichtag Freitag, dem 10. November
2014, der ehrenwerten Firma Auf Hoffmanns Spuren GmbH vier und eine Drittel Million Poscreds, und als sein Erbe müssen Sie, Sir, vor dem Obergericht von Marin County, Kalifornien, erscheinen und glaubwürdig nachweisen, warum Sie Ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen können (oder ob Sie ihnen durch ein Wunder doch nachkommen können, weil Sie die genannte Summe in toto besitzen), und ob Sie durch Ihr Nichtzahlen hofften . . .«
Seine weithin hallende Stimme erstarb. Denn bei seiner Annäherung an Rachmael, um ihn so noch besser zu quälen, hatte er die genau tastenden Scheinfüßchen des Augenfressers vergessen.
Eines der Scheinfüßchen hatte sich um den Rumpf des Gläubigerballons geschlungen. Und drückte.
»Gliep!« quiekte der Gläubigerballon. »Gak!« gurgelte er, als seine zerbreckliche Struktur in sich zusammenfiel. »Glarg!« seufzte er und schwieg dann mit einem letzten Winseln endgültig, als das Scheinfüßchen ihn zerquetschte. Dann regneten Wrackteile herab. Ein leises, abschließendes Taptap.
Und danach — Stille.
»Danke«, sagte Rachmael.
»Danken Sie mir nicht«, erwiderte der Augenfresser mit düsterer Stimme. »Schließlich haben Sie eine Menge mehr Probleme als bloß dieses bedauernswerte Ding. Zum Beispiel, Rachmael, haben Sie die Krankheit. Das Telpor-Syndrom. Stimmt's?«
»Stimmt«, gab er zu.
»Also heißt es ZLT für Sie. Die gute alte Therapie durch Lupovs Psychiater, vielleicht irgend so einen zweitklassigen Bauerntrampel, für dessen Bezahlung wir nie hätten Geld bewilligen sollen. Irgend so einen verfniggten Quab; stimmt's?« Der Augenfresser lachte glucksend in sich hinein, gleichsam philosophisch. »Tja, so läuft's nun mal. Wie dem auch sei — was ist mit Ihnen los, Rachmael? Vor kurzem waren Sie ein, äh, Kornkäfer, haben zur Klasse gehört und Paraweit Blau gesehen ... ist das korrekt? Ja, korrekt.« Der Augenfresser nickte weise. »Und besonders spaßig ist das nicht . . . stimmt's? Besonders, wenn, wie im Augenblick, diese Sheila Quam am Drücker ist. Und über allem Formblatt
47-B hängt, bereit, zum Einsatz zu kommen, sobald zwei von euch dieselbe Wahnwelt erleben. Heh-heh.« Das Ding — oder besser: Matson Glazer-Holliday — lachte in sich hinein. Rach- mael fand es immer noch schwierig, wenn nicht unmöglich, sich ins Gedächtnis zu rufen, daß der breiige, unförmige Haufen organischen Gewebes vor ihm Matson war.
Und — warum diese Gestalt? Hatte der'Gläubigerballon recht gehabt? Bloß, um dem Ballon zu entrinnen ... es schien ein allzu außergewöhnlicher Trick zu sein, bloß um zu entkom- men. Offen gestanden, war Rachmael keineswegs überzeugt; er spürte, daß mehr, weit mehr unter der Oberfläche der offensichtlichen Bedeutung verborgen lag.
Unter der Oberfläche. Lag denn nichts Wirkliches auf der Hand? Mußte sich denn immer alles am Ende als völlig aus etwas anderem bestehend erweisen? Er fühlte sich müde - und resigniert. Anscheinend blieb das so. Ob es ihm nun gefiel oder nicht. Wahnhaft, wie es sein mochte, verhielt es sich doch offenbar nicht gemäß seinen Wünschen. Nicht im mindesten. »Was können Sie mir«, erkundigte er sich, »über Freya erzäh- len?« Er versteifte sich, spannte sich gegen die Möglichkeit einer gräßlichen, endgültigen Nachricht an; er wartete mit kalter, stoischer Vorahnung.
»Himmel, der geht's gut«, antwortete der
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