Der unteleportierte Mann
tastete sich unsicher zum Einstiegsluk des Flapsers hinüber, der Verbindung zwischen ihm und dem riesigen Schiff, das immer noch seine endlosen Streifen von Treibstoffdunst verströmte, offenbar bereit, auf Befehl hin augenblicklich abzuheben.
»Meine Metabatterie hat nuuunaaaa fuuuuf«, psalmodierte der Plapser beschwipst, sein Verfall hatte sich beschleunigt und schritt jetzt sprunghaft voran.
»Lebewohl«, sagte Freya und ging durch das Einstiegsluk hinaus, vorsichtig dem kleineren der beiden AHS-Agenten folgend.
Hinter ihr murmelte der Flapser in seiner undeutlichen Art: »Schschschaltnnnnn Ssssieee Ihrrr Höörgerrrääät aaan, Misssszzzz.« Und trieb ins Vergessen davon.
Den wären wir Gott sei Dank los, enschied sie.
Einen Augenblick später hatte sie das große Schiff betreten — Theo Ferrys Stützpunkt, von dem aus er offenbar operierte, wenn er auf Fomalhaut IX war.
»Tötet sie«, sagte eine Stimme.
Sie tauchte weg. Ein Laserstrahl schnitt an ihrem Kopf vor- bei, sofort rollte sie sich ab, wirbelte zur Seite. Und dachte dabei: Das haben sie Mat angetan, aber nicht mir, mir können sie das nicht antun. Ein vorletzter Versuch für uns, dachte sie verzweifelt; wenn Rachmael irgend etwas tun kann, ich kann es nicht. »Ferry!« keuchte sie. »Bitte!«
Ihr Flehen erwies sich als nutzlos. Vier AHS-Agenten in militärischem Braun, strategisch an verschiedenen Kreispunkten der Zentralkabine des Schiffes postiert, legten gefühllos auf sie an, während an den Kontrollen, sein Gesicht eine stumpfe Maske beinahe unbeteiligter Konzentration, Theodoric Ferry saß. Und, begriff sie, das hier war der Mann selbst; das hier stellte kein Simulacrum dar.
»Wissen Sie«, sagte Ferry ruhig zu ihr, »wo Rachmael ben Applebaum in diesem Augenblick ist?«
»Nein«, keuchte sie. Wahrheitsgemäß.
Daraufhin nickte Ferry den vier AHS-Agenten zu, der Mann zu seiner
(Siehe Vorbmerkung auf Seite 5 bis 7)
Pseudopodien mehrere übriggebliebene unzerkaute Augen, und diese hatte dicht bei seinem Magen plaziert, um ordentlich zu sehen. »Ja, es ist immer noch da drin — und ihr könnt es haben, kostenlos! Nein, aber ernsthaft, Leute, die zwan- zigste Auflage ist für einen Sammler viel mehr wert als die siebzehnte; holt sie euch, solange es sie noch gibt, oder dieses uneingeschränkte Geld-zurück-Angebot läuft für immer aus.«
Nach kurzem Zögern schloß Rachmael die Augen und streckte seine Hand tastend in die Leibesmitte der cephalopodischen Lebensform hinein.
»Fein, fein«, gurgelte der Augenfresser. » 'N echt cooles Gefühl, wie die Alten sagten. Haben Sie's schon? Greifen Sie tiefer, und lassen Sie sich nicht davon stören, wenn die Verdauungssäfte Ihren Ärmel auflösen; das ist Showbusineß, oder was immer man in so einem Fall früher sagte. Ti-hi!« Seine Finger berührten etwas Festes inmitten der gallertar- tigen, schleimigen Masse. Die Kante des Buches? Oder etwas anderes. Es fühlte sich sehr danach an, als bestände es — unglaublicherweise - aus dem steifen, gestärkten unteren Rand des Büstenhalters einer Frau.
»Um Gottes willen!« verkündete eine Frauenstimme wütend. Und im gleichen Augenblick packte eine schmale, aber wild entschlossene Hand die seine, schob sie zurück.
Er öffnete die Augen. Der Augenfresser funkelte ihn empört an. Aber — er hatte sich verwandelt. Lange Strähnen von Frauenhaar wuchsen aus ihm heraus; der Augenfresser hatte nun ein unverkennbar weibliches Äußeres. Sogar seine Klauevoll Augen war anders geworden; sie wirkten jetzt länglich, reizvoll, dicht bewimpert. Die Augen einer Frau, begriff er mit einem Schauer entsetzlicher Angst.
»Wer sind Sie?« erkundigte er sich, beinahe unfähig zu
sprechen. Mit einem Ruck zog er heftig seine Hand zurück, und die Scheinfüßchen ließen ihn los.
Die Scheinfüßchen des Augenfressers endeten allesamt in schmalen, zierlichen Händen. Wie das Haar und die Augen eindeutig weiblich.
Der Augenfresser war eine Frau geworden. Und nahe seiner Leibesmitte trug er — lächerlicherweise — den steifen weißen BH.
Der Augenfresser sagte mit schriller Stimme, beinahe einem Quieken der Entrüstung: »Natürlich bin ich Gretchen Borbman. Und ich finde es offen gestanden nicht sehr komisch, wenn Sie — das tun, was Sie da eben getan haben.« Hitzig atmend, funkelte der Augenfreser ihn womöglich noch düsterer an. »Es - tut mir leid«, brachte er heraus. »Aber ich stecke in einer verdammten Paraweit, es ist nicht meine Schuld. Verur- teilen Sie mich
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