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Der Untergang

Der Untergang

Titel: Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim C. Fest , Bernd Eichinger
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Deutschlands Austritt aus dem Völkerbund 1933 habe es sich in freier Wahl gegen eine Politik der Unterwerfung und für eine Politik des Wagnisses entschieden. Dieses Wagnis sei eben mißglückt. Und sich von seinem Platz erhebend, fügte er hinzu: »Ja, das mag für manche Leute eine Überraschung sein … Geben Sie sich keinen Illusionen hin! Ich habe ja niemanden gezwungen, mein Mitarbeiter zu sein, so, wie wir auch das deutsche Volk nicht gezwungen haben. Es hat uns selbst beauftragt … Jetzt wird Ihnen das Hälschen durchgeschnitten!« Und im Abgehen, schon fast an der Tür, drehte er sich noch einmal um und schrie in den Saal: »Aber wenn wir abtreten, dann soll der Erdkreis erzittern!«

      Inzwischen war im Bunker die Nachricht eingetroffen, daß neben Marschall Schukow im Mittelabschnitt und Marschall Konjew im Süden auch die 2.. Weißrussische Front unter Marschall Konstantin K. Rokossowski bei Stettin die deutschen Linien durchbrochen habe und auf Berlin vorstoße. Bezeichnenderweise entschloß sich Hitler daraufhin nicht, alle verfügbaren Kräfte auf den Verteidigungsring um die Hauptstadt zurückzunehmen. Vielmehr erfaßte er auch diesen Durchbruch als Gelegenheit zu einem mit aller Wucht geführten Gegenangriff. Die Truppen dafür entnahm er einem Fähnchen auf der Lagekarte, das in der Gegend von Eberswalde steckte und den Vermerk »Gruppe Steiner« trug. Zusammen mit der 9. Armee General Busses sollte sich in aller Eile ein Verband unter dem SS-General Felix Steiner neu formieren, die sowjetische Angriffsflanke im Südosten durchbrechen und die vor der Hauptstadt verlaufende, brüchig gewordene Front bis hin nach Cottbus wiederherstellen. »Ein Ausweichen nach Westen«, mahnte Hitler, »ist für alle ausdrücklich verboten. Offiziere, die sich dieser Anordnung nicht bedingungslos fügen, sind festzunehmen und augenblicklich zu erschießen. Sie selbst«, sagte er zu Steiner, »mache ich mit Ihrem Kopf für die Durchführung dieses Befehls verantwortlich.«
      Die Schwierigkeit war, daß Busses Armee nur noch aus versprengten Haufen bestand, die sich verzweifelt gegen die unmittelbar drohende Einschließung wehrten, während eine Gruppe Steiner überhaupt nicht existierte. Zwar lagen für die Aufstellung des Verbandes alle möglichen, mit äußerstem Nachdruck erteilten Befehle vor, doch waren sie teils widersprüchlich, teils angesichts des herrschenden Durcheinanders im Frontgebiet unausführbar. Zudem hatte man es versäumt, den zuständigen Oberbefehlshaber, General Heinrici, darüber zu unterrichten, der sich, als er jetzt davon erfuhr, mit Krebs verbinden ließ.
      Die Operation Steiner, trug Heinrici vor, sei ganz und gar aussichtslos und gefährde seine Einheiten; er bestehe darauf, daß zumindest die von der Einkesselung bedrohte 9. Armee zurückgenommen werde, und bot für den Fall, daß seiner Forderung nicht entsprochen werden könne, seinen Rücktritt an: Lieber, sagte er, kämpfe er als einfacher Volkssturmmann, als daß er einen Befehl befolge, der nur auf die sinnlose Opferung von Menschenleben hinauslaufe. Aber Krebs blieb uneinsichtig, und selbst der Hinweis auf die Verantwortung, die sie beide für die Truppe trügen, richtete nichts aus. »Diese Verantwortung«, belehrte Krebs den Anrufer, »trägt der Führer.«
      Wieviel zutreffender Heinrici die Lage überblickte, zeigte sich bereits am folgenden Tag, als er zusammen mit dem Chef des Wehrmachtführungsstabs, Generaloberst Alfred Jodl, im Gefechtsstand Steiners erschien. Noch vor Beginn der Erörterungen, was allenfalls zu tun sei, stellte der SS-General seinen Besuchern die Frage: »Hat einer von Ihnen meine Einheiten gesehen?« Am Ende der Unterredung erwähnte Heinrici Hitlers Angriffsbefehl mit dem an Steiner persönlich gerichteten Schlußsatz: »Von dem Erfolg Ihres Auftrags hängt das Schicksal der Reichshauptstadt ab!« Als Heinrici, offenbar unter Anspielung auf den hohen SS-Rang seines Gegenübers, hinzufügte: »Sie müssen angreifen, Steiner - Ihrem Führer zuliebe!«, starrte dieser ihn einen Augenblick lang fassungslos an und brauste dann auf: »Er ist doch auch Ihr Führer!«
    Die Konfusion wuchs mit jeder Stunde. Am Morgen des 22. April sah sich der erst Ende Februar ernannte Stadtkommandant Generalleutnant Hellmuth Reymann, dem Hitler und vor allem Goebbels mehrfach mangelnde Entschiedenheit vorgeworfen hatten, abgelöst. Zu seinem Nachfolger wurde der bis dahin als NS-Führungsoffizier zur Schulung und

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